„Frankentage“ – braune Tradition und NS-Verherrlichung
Am Hesselberg, etwa 60 Kilometer südwestlich von Nürnberg gelegen, fanden in der Weimarer Republik von 1925 bis 1932 die sogenannten „Hesselbergtage“ der NSDAP statt. Zwischen 1933 und 1939 organisierte dann der fränkische NSDAP-Gauleiter Julius Streicher den „Frankentag“. Mit jährlich jeweils bis zu 100.000 Teilnehmenden war der „Frankentag“ neben dem Nürnberger Reichsparteitag und dem BDM-„Reichstreffen“ in Bamberg eine der größten Massenveranstaltungen der Nationalsozialisten in Bayern.
Feste Bestandteile der NS-Inszenierung des „Frankentages“ waren Sonnenwendfeiern, ein Volksfest mit Sport- und Kulturprogramm, Bierausschank und Essensverkauf sowie als wichtigster Teil die Hauptkundgebung mit politischen Propagandareden.
Das bayerische Neonazi-Netzwerk „Freies Netz Süd“ (FNS) veranstaltete seine „Frankentage“ durchaus in nationalsozialistischer Tradition. Eine hohe Affinität zur NS-Ideologie, die Verherrlichung der nationalsozialistischen Diktatur, die Verwendung nationalsozialistischer Diktion und Symbolik sowie das Bekenntnis zu Idolen und führenden Repräsentanten des NS belegen eine klare Wesensverwandtschaft des FNS mit dem Nationalsozialismus. Texte und Kampagnen des „Freien Netz Süd“ sind oft antisemitisch und rassistisch motiviert. Am 12. September 2012 veröffentlichte das FNS auf seiner Homepage beispielsweise den antisemitischen Artikel „Zinsknechtschaft“ von Michael Winkler (Würzburg):
„Lassen Sie sich bitte einladen, einmal auf die andere Seite des Tisches zu kommen. Dorthin, wo jene Herrschaften sitzen, die schon als Kleinkinder in ihrer Männlichkeit verstümmelt wurden und seitdem Hass auf die ganze Welt hegen. (…) Zurück zu den Parasiten, der dafür sorgt, dass die Herde nicht besonders viel, sondern besonders lange blutet. Juden früherer Zeiten haben sich einen schlechten Ruf erworben, weil sie als Wucherer betrachtet worden sind, die möglichst viel aus ihren Opfern heraussaugen wollen.“
Regelmäßig „gedenken“ Gruppen und Einzelpersonen aus FNS und bayerischer Neonaziszene mit Texten und Aktionen der NS-Wehrmacht, der Waffen-SS und führender Repräsentanten des Nationalsozialismus, z.B. dem NS-Idol Horst Wessel und dem Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß. Der FNS-Aktivist Martin Wiese (Reichersdorf) empfahl auf dem „Frankentag“ 2011 dem Publikum Inhalte aus dem 25-Punkte- Programm der NSDAP. Auf einer Kundgebung des „Freien Netz Süd“ am 11. August 2012 in Burghausen glorifizierte der Redner Roland Wuttke den Nationalsozialismus:
„Und es gab in Deutschland in jenen zwölf Jahren dieses Gegenmodell, das Ihr nicht mehr aus der Geschichte auslöschen könnt (…) es hat ein besseres, ein sozialeres Deutschland gezeigt (…) dieser Gegenentwurf ist so groß und so einmalig, dass diese BRD dagegen kläglich und jämmerlich erscheint.“
Das „Freie Netz Süd“ macht aus seinem affirmativen Bezug auf den Nationalsozialismus keinen Hehl: „Keine Macht der Zinswirtschaft – Nationaler Sozialismus – einzige Alternative“ heißt es zum Beispiel auf einem aktuellen FNS Transparent, nationalsozialistische Symbole dominieren Fahnen und Aufkleber, z. B. das Zahnrad der „Deutschen Arbeitsfront“ oder das Gaufeldzeichen der Hitlerjugend, bei dem sich ein Schwert und ein Hammer kreuzen.