Bei einem Polizeieinsatz gegen einen Münchner Rechtsanwalt stieß ein Spezialeinsatzkommando vor einer Woche auf literweise explosionsfähiges Material und Zünder sowie Pistolen, Gewehre, Messer und Macheten. In der Wohnung des Anwalts hingen mehrere Fotos von Adolf Hitler und Benito Mussolini an der Wand.
Es ist eine gute Wohngegend im Südwesten Pasings, im oberen Stockwerk eines Neubaus wohnt der Rechtsanwalt Markus W. Der aus Oberbayern stammende 40-Jährige ist Waffenfreak, er liebt Combat- und Großkaliberschießen. Auf seine Waffenbesitzkarte als „Sportschütze“ sind acht, auch über das Kleinkaliber hinausgehende, Faustfeuer- und Langwaffen eingetragen. W. ist auch beruflich im Bereich Waffenrecht engagiert und mit einem Münchner Security-Unternehmer und anderen Waffenbegeisterten befreundet.
Nach einer verbalen Bedrohungssituation ordnet das städtische Referat für Gesundheit und Umwelt wegen „konkreter Selbst- und Gemeingefahr“ eine befristete Unterbringung von W. in einer psychiatrischen Einrichtung an. Schon einmal hatte W., der an Wahnvorstellungen und anderen psychiatrischen Erkrankungen leiden soll, einen Menschen bedroht: Auf dem Oktoberfest im letzten Jahr soll er seinem Gegenüber ein Messer an den Hals gehalten haben. Das damalige Strafverfahren ist vom Gericht wegen „geringer Schuld“ eingestellt worden.
Am Freitag, 26. Juli 2013, suchen Mitglieder eines Spezialeinsatzkommandos der bayerischen Polizei (SEK) in Vollzugshilfe für das Gesundheitsreferat gegen 16.30 Uhr die Wohnung auf. Im Treppenhaus stoßen sie auf den Anwalt. Im Trainingsanzug, den er trägt, sind mehrere Messer eingenäht. Die Wohnung ist übervoll von Äxten, Messern und Macheten, insgesamt 113 Waffen können festgestellt werden. Doch den brisantesten Fund machen die Beamt_innen in einem Nebenzimmer, der Münchner Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch spricht später von einem „glücklichen Zufall“: In mehreren Behältnissen sind dort dutzende Kilogramm an Chemikalien aufbewahrt, die zu Sprengstoff zusammengemischt werden können, auch Zündmaterial ist vorhanden. Das bayerische LKA bestätigte mittlerweile, dass hier tatsächlich zündfähiges Material in großer Menge hätte hergestellt werden können.
Öffentlich bekannt geworden sind die gefährlichen Aktivitäten des NS- und Waffenfreaks erst durch eine Pressekonferenz, die eine Woche später, am Freitag, 2. August 2013, kurzfristig einberufen wurde. Steinkraus-Koch sagte dort, die Behörden hätten „keine Erkenntnisse über politische Motivation“ oder über Beziehungen W.s zur rechten Szene. Doch der Waffenfreak W., der sich im Internet gegen den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) einsetzt, verherrlicht auch den Nationalsozialismus. Im Arbeitszimmer des Rechtsanwalts, der seit 2005 im Landgerichtsbezirk München von der Kammer zugelasen ist und seine Kanzlei von der Wohnadresse aus betreibt, standen nach Polizeiangaben mehrere Exemplare von Adolf Hitlers Schrift „Mein Kampf“ im Regal. An der Wand hingen NS-Parolen sowie gleich mehrere Bilder, die Adolf Hitler und Benito Mussolini zeigen.