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NSU in Bayern (Teil 1)

V-Mann ‚Otto‘

Der 1975 geborene Neonazi Tino Brandt zieht im Jahr 1993 aus Saalfeld nach Regensburg. In einem Kaufhaus beginnt er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. In der Freizeit beteiligt er sich am Aufbau mehrerer neonazistischer Gruppen. In Regensburg versucht er eine Gliederung der neonazistischen Kleinpartei „Nationaler Block“ (NB) zu gründen, für den damals u. a. Sascha Roßmüller in Bayern öffentlich agiert. In dem Kaufhaus, in dem Brandt arbeitet, werden zwischen Waschmittelpaketen antifaschistische Flugblätter gefunden. Inhalt: „Hier bedient Sie Tino Brandt – ein faschistischer Krimineller.“ Zwei Personen werden festgenommen. Tino Brandt erstattet Anzeige. Die Staatsanwaltschaft übernimmt und klagt zwei Antifaschist_innen an. Die Nazigegner_innen werden im Februar 1994 zu Geldstrafen verurteilt. Brandt wird in Regensburg jedoch gekündigt. Er wechselt eigenen Angaben zufolge angeblich in einen Thüringer Sparmarkt.

Doch auch in Landau an der Isar hält sich Brandt zu dieser Zeit zeitweilig auf, hier wirkt zu der Zeit Hans Günther Laimer (Mienbach) für den „Nationalen Block“ (NB). Laimer engagiert sich heute für das vermeintlich „ökologische“ Rechtsaußen-Projekt „Umwelt und Aktiv“, als Referent trat er beim „Runden Tisch Niederbayern“ auf.

Tino Brandt zieht schließlich nach Coburg, wohnt im Hahnweg und arbeitet beim extrem rechten „Nation und Europa“-Verlag des rechten Multifunktionärs Peter Dehoust in der Bahnhofstr. 25. Brandt hat aber noch einen anderen Dienstherren: Von 1994 bis zur Enttarnung durch Medienberichte im Mai 2001 arbeitet er als V-Mann für das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz, unter anderem unter den Decknamen „Otto“ und „Quelle 2045“ bzw. „Quelle 2150“. In Coburg baut Brandt zusammen mit Mario K. (Name bekannt) in den Folgejahren analog zum „Thüringer Heimatschutz“ (THS) den „Fränkischen Heimatschutz“ (FHS) in Coburg auf. Heute noch ist die verhältnismäßig große Kameradschaft auf fast allen bayerischen Neonaziaufmärschen dabei. Im Internet bedroht die Gruppe im Sommer 2012 ein antifaschistisches Seminar der Rosa-Luxemburg-Stiftung in der Franken-Akademie Schloss Schney mit der Parole: „Breivik, übernehmen Sie!“.

Schießtraining des NSU?

Der Coburger Peter Dehoust, damals Herausgeber des wichtigen extrem rechten Theoriemagazins „Nation Europa“, soll zu dieser Zeit einige der späteren Mitglieder des NSU als Fahrer oder Security beschäftigen oder anderweitig unterstützen. Und er kauft, nach seinen Angaben „auf Bitten von Tino Brandt“, Mitte Juli 1996 ein 2180 Quadratmeter großes Gelände im nahe der bayerischen Grenze gelegenen thüringischen Kahla. Nach Berichten des MDR treffen sich schon seit Frühsommer des gleichen Jahres auf diesem Gelände regelmäßig Neonazis aus Jena und Saalfeld zu paramilitärischen Übungen. Auf Fotos wollen Zeugen später den langjährigen Leiter der Jenaer Kameradschaft Andre K. (Name bekannt) sowie Uwe Böhnhardt erkennen. Drei Monate später geht Böhnhardt in den Untergrund.

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