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130 Orte

E – I

Ebersdorf (Oberfranken). Ab Februar 2011 sollen hier 120 Asylsuchende in einem ehemaligen Aussiedlerheim aufgenommen werden. Einige Ebersdorfer_innen äußern in der „Neuen Presse Coburg“ rassistische Vorurteile: „Die Asylbewerber bekommen dann die ganzen Kindergartenplätze und wir Ortsansässigen schauen in die Röhre“, „Das werden Kosten, Kosten, Kosten“m „Aber man darf ja nichts sagen. Sonst heißt es immer gleich, man sei ausländerfeindlich“. Bürgermeister Reisenweber zeigt Verständnis für die Anwohner_innen: „Ich kann die Sorgen und Forderungen der Anlieger absolut nachvollziehen“. Bürger_innen und NPD-Sympathisant_innen bilden eine „Bürgerinitiative“, sammeln Unterschriften bei den Anwohner_innen und setzen ein Schreiben an die Bezirksregierung auf: 120 Menschen würden einen „erheblichen Geräuschpegel erzeugen, sodass die Wohn- und Lebensqualität der Anwohner gewiss sinken würde“, heißt es darin. Von einer vergleichbaren Einrichtung in Coburg sei bekannt, dass „hier ständig Polizeieinsätze wegen Streitigkeiten und Schlägereien gefahren werden müssen“. Einer der Aktivisten stellt ein Transparent in seinen Vorgarten: „Erst wenn der letzte Deutsche ausgewandert ist, keiner für eure Fehlentscheidungen Steuern zahlt und der Friede im Land keiner mehr ist, werdet ihr feststellen, dass euch selbst Asylbewerber nicht mehr wählen würden“. 400 Bürger_innen demonstrieren im Februar 2012 in Ebersdorf-Frohnlach gegen die Aufnahme der Asylsuchenden, darunter auch der Lichtenfels/Kronacher NPD-Kreisvorsitzende Johannes Hühnlein sowie der stellvertretende NPD Bezirksvorsitzende Winfried Breu aus Bad Staffelstein. Gudrun Zörkler, die Sprecherin der Anwohner-Initiative, bestätigt gegenüber der „Neuen Presse“ ein Gespräch mit Hühnlein am Rande der Demonstration und sagt laut der Lokalzeitung dazu: „Gleicher Feind vereint. (…) Wir haben eine verfehlte Asylpolitik, und irgendwo brennt es halt immer“. Im Februar 2012 weist der Gemeinderat das Areal der geplanten Unterkunft als „Gewerbegebiet“ aus und verhindert so zunächst eine Nutzung in der ursprünglich geplanten Größenordnung. 257 Bürger_innen schreiben laut „Neuer Presse“ einen Brief an das Sozialministerium und drohen dabei implizit, „ob die Rolle der Bevölkerung darin bestehen soll, abgelehnte Asylbewerber mit Unmutsbekundungen möglichst schnell aus dem Land zu treiben?“

Elchingen-Unterelchingen (Schwaben). Im November 2013 protestieren viele Bürger_innen gegen die Unterbringung von Asylsuchenden im ehemaligen Gasthaus „Adler“. Sie sammeln über 800 Unterschriften und übergeben sie dem Landrat. Die Aktivist_innen des NPD-Kreisverbands Neu-Ulm/Günzburg hetzen gegen „Asylbewerberstrom“ und „Asylflut“ und verteilen ein Flugblatt „Sicher leben – Masseneinwanderung stoppen“, auf dessen Titel Flammen züngeln. Nachts werfen unbekannte Täter_innen mit einer Flasche die Fensterscheibe der geplanten Unterkunft ein. Die Stimmung bei einer Bürgerversammlung Ende November 2013 ist rassistisch und aggressiv aufgeladen. Die „Südwestpresse“ berichtet, eine Nachbarin befürchte, „dass die Asylbewerber mit ihren Kochplatten das Gebäude in Brand setzen, das Feuer auf ihr Haus überspringt“. Ein Anwohner weist „auf die Nähe des Kindergartens hin, ein anderer denkt über die Anschaffung eines Kampfhundes nach. Wieder andere sorgen sich in erster Linie um den befürchteten Wertverlust ihrer Immobilien“.

Erding (Oberbayern). Da sie die Unterbringung von Asylsuchenden in Erding ablehnen, wenden sich im November 2013 Anwohner_innen gegen das Landratsamt und gegen Landrat Martin Bayerstorfer. Im „Münchner Merkur“ heißt es: „‚Andere Anwohner haben uns mehrfach beschimpft, weil Grundstücke entwertet werden‘, berichtete der Landrat. Zudem sei er von Elternvertretern des Korbinian-Aigner-Gymnasiums angesprochen worden, dass Schülerinnen vor Übergriffen geschützt werden müssten. Auch Blechschäden am Lehrerparkplatz seien schon befürchtet worden“.

Erlangen (Mittelfranken). Nachdem die Regierung von Mittelfranken hier die Unterbringung von Asylsuchenden ankündigt, verteilen Unbekannte im Dezember 2013 in der Umgebung der Schenkstraße rassistische Flugblätter in die Briefkästen.

Ettringen-Siebnach (Schwaben). Im Juli 2011 möchte ein Gastwirt aus seiner „Pension Mohren“ eine Asylsuchendenunterkunft für 40 Bewohner_innen machen. Der „Augsburger Allgemeinen“ zufolge sind die Bürger_innen „aufgeschreckt“, der Gemeinderat lehnt den Antrag des Wirts einstimmig ab. Im Oktober 2012 wird diese Entscheidung noch einmal bekräftigt, der Lokalzeitung zufolge u. a. mit dem Verweis auf die angeblich gefährdete „öffentliche Sicherheit und Ordnung“ die durch die „Mischung von Pensionsgästen und Asylbewerbern in einer Gaststättenatmosphäre“ zu befürchten sei. Im September 2013 unterschreiben 95 Prozent der etwa 400 Einwohner_innen von Siebnach eine Petition an den bayerischen Landtag gegen die Unterbringung von Asylsuchenden in der Pension. Im Oktober 2013 lehnt der Gemeinderat auch für ein Nebengebäude eine bantragte Nutzungsänderung ab. Bürgermeister Robert Sturm sagt laut „Augsburger Allgemeine“: „Die homogene dörfliche Struktur Siebnachs mit seinen rund 600 Einwohnern wird durch weitere Asylbewerber immer mehr belastet“. Im Januar 2014 schlägt der Petitionsausschuß vor, dass die Zahl der untergebrachten Asylsuchenden auf 40 begrent werden soll. Doch das ist den Initiator_innen der Petition immer noch zuviel. Im März 2014 hetzen schließlich auch die Neonazis des „Freien Netz Süd“ gegen die geplante Unterkunft in Siebnach: „Die Zufuhr von Asylanten ist zusammen mit der familienfeindlichen Innenpolitik das größte Überfremdungsinstrument des herrschenden Systems. Die stets anwachsende Kinderlosigkeit, Abwanderung und Vergreisung der autochtonen deutschen Bevölkerung, gepaart mit der Fertilität und massiven Einwanderung art- und kulturfremder Menschen wird unweigerlich zum deutschen Volkstod führen“.

Falkenstein (Oberpfalz). Im März 2012 wenden sich der „Mittelbayerischen Zeitung“ zufolge Bürger_innen gegen eine Unterbringung von bis zu 60 Asylsuchenden im „Hotel am Schlosspark“, wie sie die Regierung der Oberpfalz plant.

Fichtelberg (Oberfranken). Am 30. November 2012 hetzt das neonazistische „Freie Netz Süd“ gegen die (seit dem 22. November erfolgte) Unterbringung von Asylsuchenden in der ehemaligen Feriensiedlung „Feriendorf Fichtelsee“. Im Dezember 2012 fragt laut „Nordbayerischem Kurier“ ein Teilnehmer einer Bürgerversammlung mit rassistischem Unterton, ob „Asylbewerber in Fichtelberg unter ‚ausländische Touristen‘ laufen“. Im Januar 2013 kommt es zu einem rassistischen Angriff auf die Asylsuchenden: Zehn unbekannte, teils vermummte und mit Strickmützen bekleidete Personen betreten gegen 17 Uhr die Unterkunft und schreien dort Parolen. Nach Alarmierung der Polizei durch die Bewohner_innen und Nachbar_innen flüchten die Personen mit einem roten und einem weißen Auto, die Fahrzeuge waren am Parkplatz der Therme Fichtenberg abgestellt. Das Bayreuther Bündnis „KunterBunT“ macht öffentlich, dass es bereits Anfang Dezember 2012 einen ähnlichen Überfall gegeben hat. Nach Angaben des Bayreuther Polizeisprechers Sadler gegenüber der Lokalzeitung „Frankenpost“ waren schon damals ein oder zwei Unbekannte in das Gebäude eingedrungen und hatten Parolen gegrölt.

Forchheim (Oberfranken). Im Januar 2013 ist die Unterbringung von 14 Asylsuchenden in der Bamberger Straße angedacht. Sofort protestieren Geschäftsleute mit einer Pressekonferenz – und mit extrem rechten Äußerungen. Einem Artikel auf „nordbayern.de“  zufolge sagt beispielsweise der Inhaber eines Copy-Shops bei dem Mediengespräch: „Deutschland behandele wegen seiner Vergangenheit die Asylbewerber so gut, doch die Schulden sind abgetragen“ und „In Forchheim fehlen die Wohnungen, (…) aber für Asylbewerber ist gleich ein ganzes Haus da“. Ein Brauerei-Chef sagt, die Grundstückspreise würden mit dem Einzug der Asylbewerber in den Keller rauschen, ähnlich äußern sich die Betreiber eines Uhrengeschäfts und der ortsansässige Schuster. Das neonazistische „Freie Netz Süd“ (FNS) greift diese rassistischen Äußerungen in einem Artikel im Februar 2013 erfreut auf und ruft zu Taten auf: „Der politischen Klasse muß deutlich gemacht werden, daß man die lasche Handhabung in Sachen Asyl als Bürger nicht mehr hinnimmt“.  Vier Neonazis verteilen Ende März 2013 nachts Flugblätter mit ähnlichem Text unter anderem in der Bög-, der Regnitz- und der Birkenfelderstraße in die Briefkästen. Die Neonazis des FNS behaupten im Mai und Juni 2013 zudem auf ihrer Website, sie hätten in mehreren Orten der Region Flugblätter gegen die Lokalzeitung „Fränkischer Tag“ verteilt, da das Blatt „nicht die Ängste der Einheimischen“ thematisiere, sondern „Asylkritiker mundtot“ mache.

Frasdorf-Umrathshausen (Oberbayern). Im Juni 2012 gibt es Diskussionen über die mögliche Unterbringung von Asylsuchenden in einem Gasthof in Umrathshausen.  „In der Bevölkerung haben die Pläne für Aufruhr gesorgt“, berichtet Frasdorfs Bürgermeisterin dem Nachrichtenportal „Rosenheim24“. Die Gemeinde prüfe derzeit, ob der Gemeinderat aufgrund der Nutzungsänderung des Gebäudes das Projekt verhindern könnte.

Freilassing-Bruch (Oberbayern). Im Herbst 2010 kämpfen Anwohner (erfolglos) mit einer Petition beim Landtag gegen die Eröffnung einer Unterkunft für 38 Asylsuchende in Bruch.

Freising (Oberbayern). Als der Landkreis im Januar 2014 54 Asylsuchende in Containern an der Parkstraße unterbringen will, wenden sich Anwohner_innen an OB Tobias Eschenbacher und manch einen Stadtrat, um ihre Befürchtungen zu äußern: Die Parkstraße sei doch so eng. Wenn jetzt durch die Asylbewerber der Verkehr noch zunehme, sei das nicht mehr hinnehmbar. Die Reaktion des OB ist kurz: „Kaum ein Asylbewerber wird mit dem Auto kommen“.

Friesheim (Oberpfalz). Bei einer Infoveranstaltung des Landratsamts zur geplanten Unterbringung von Asylsuchenden gibt es im November 2013 „massive Widerstände“. Wie die „Mittelbayerische Zeitung“ schreibt, geht es im „Haus der Vereine“ in Friesheim „hoch her“. In der Diskussion sagt ein Friesheimer zum Beispiel der Lokalzeitung zufolge: „Ihr habt sie ins Land hineingelassen, damit seid ihr auch dafür zuständig. Warum müssen wir das jetzt ausbaden?“

Fürth (Mittelfranken). Die neonazistische „Bürgerinitiative soziales Fürth“(BiSF), lokale Organisation des Kameradschaftsverbands „Freies Netz Süd“, hetzt mit einem Artikel gegen eventuelle, neue Asylsuchendenunterkünfte in Fürth: „Während bei normalen Bürgern die Polizei wegen Ruhestörung einschreiten würde, dürfen die lärmenden Asylanten schalten und walten, wie sie wollen (…) Wir fordern daher die Einbindung der Anwohner in die Verhandlungen über neue Standorte von Asylantenheimen“.

Gauting (Oberbayern): Im September 2013 lässt das Starnberger Landratsamt die 14 Gangfenster der Asylunterkunft in der ehemaligen Pflegeakademie mit Milchglasfolie bekleben. Die Anwohner hätten sich daran gestört, dass ihre neuen Nachbarn so oft gestikulierend auf dem Gang gestanden seien. Landrat Thomas Karmasin (CSU) sagt laut „Süddeutscher Zeitung“: „wenn ich die Anwohner damit befrieden kann, bevor sie einen Aufstand machen, dann ist das sicherlich ein Kompromiss, der keinem so richtig wehtut.“

Geisenhausen (Niederbayern). Im März 2011 wehren sich die Bewohner_innen von Geisenhausen gegen die Unterbringung von Asylsuchenden im ehemaligen Seniorenheim. Sie gründen eine sogenannte „Bürgerinitiative“ und sammeln über 2200 Unterschriften gegen die Unterkunft. In einem SAT 1-Fernsehbeitrag befürchtet der Sprecher der Gruppe, dass die Unterkunft den „sozialen Frieden sprengen wird“. Ein anderer Bürger sagt: „Wir sind nach Geisenhausen gezogen vor fünf Jahren, in ein schönes Dorfleben, und wenn jetzt 160 Asylanten hier reinkommen, kommt Unruhe ins Dorf und wir werden mit Sicherheit Ärger bekommen“. Eine Befragte sagt: „des is‘ mir einfach zvui, in unmittelbarer Nähe zu der Schule, meine Kinder gehen zu Fuß in den Sport, mir ist einfach angst und bang“. Lokalpolitiker_innen versuchen, mit einer baurechtlichen „Veränderungssperre“, die Unterkunft zu verhindern, scheitern jedoch in einem Prozess vor dem bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Im Herbst 2012 versuchen Bürgermeister und Gemeinderäte, mit einem langwierigen Gang durch die Instanzen den Bezug der Unterkunft erneut hinauszuzögern. Einem Artikel auf „idowa.de“ zufolge sagt Landrat Josef Eppeneder, es werde letztlich zu entscheiden sein, ob die Genehmigung weiterhin verweigert werden könne oder aber notgedrungen erteilt werden müsse: „Das wird nicht leicht, weil ich weiß, was die Bevölkerung denkt.“ Das lokale Internetportal „Rundschau 24“ veröffentlicht im November 2012 einen Artikel zum Thema unter der Überschrift „Asylanten-Konzentration in Geisenhausen“. Im Januar 2013 entscheidet der Gemeinderat erneut, weiter den Rechtsweg gegen die Unterkunft beschreiten zu wollen. Im Februar 2013 greift das neonazistische „Freie Netz Süd“ die Auseinandersetzungen in Geisenhausen in einem Artikel auf: „Gerade kleine Ortschaften sind immer wieder von der Überflutung von Asylsuchenden betroffen“.

Gemünden (Unterfranken). In der Nacht auf den 18. Oktober 2013 begehen unbekannte Täter_innen einen Brandanschlag auf die Unterkunft für Asylsuchende. Am Donnerstagabend gegen 23 Uhr zündeln zwei dunkel gekleidete Männer vor der „Asylbewerber-Gemeinschaftsunterkunft“ an der Gartenstraße. Gegen 4.45 Uhr wird dann ein größeres Feuer an der Fassade entdeckt. Eine Frau verletzt sich bei der Evakuierung, ein weiterer Bewohner erledet eine leichte Rauchvergiftung. Der entstandene Sachschaden beträgt 15 000 Euro.

Geretsried (Oberbayern). Im Oktober 2013 wenden sich Bürger_innen gegen die Unterbringung von Asylsuchenden in einer neuen Containerunterkunft. Auf einer Bürgerversammlung wird laut „Süddeutscher Zeitung“ rassistisch agitiert: die Kosten seien ein „Fass ohne Boden“ und der Standort „liege zwischen einer Schule, einem Kindergarten und einem Spielplatz“.

Die Asylsuchendenunterkunft nach dem Brand, Januar 2014. Foto: a.i.d.a.
Die Asylsuchendenunterkunft nach dem Brand, Januar 2014. Foto: a.i.d.a.

Germering (Oberbayern). Am 8. Januar 2014 wird auf die abgelegene Unterkunft für 70 Asylsuchende ein Brandanschlag verübt. Da ein spät heimkehrender Bewohner alle Menschen in der Unterkunft warnt, wird glücklicherweise niemand verletzt. Es entsteht ein Sachschaden von 200 000 Euro. Die „Abendzeitung“ schreibt über die Aussagen der Polizei noch vor allen Ermittlungen: „Ein Übergreifen der Flammen auf die Wohntrakte der Flüchtlinge sei unwahrscheinlich gewesen, das Motiv Ausländerhass daher nicht gegeben. ‚Es gibt dafür keinerlei Hinweise‘, so ein Sprecher“. Bewohner_innen berichten dagegen, dass Passanten beim Vorbeigehen bisweilen rassistische Parolen rufen.

Gmund-Dürnbach (Oberbayern): Von September 2013 bis Januar 2014 kommt es zu einer Kampagne von Bürger_innen gegen die Unterbringung von 20 Asylsuchenden in einem Einfamilienhaus. Auch der Bürgermeister steigt laut der Lokalmedien mit ein: „Ich verstehe die Bedenken der Anlieger aber voll. Denn man weiß nicht, wie viele kommen und wer da kommt“. Ein Gemeinderat sagt, für ihn sei das vorgesehene Gebiet der Unterkunft ein Bereich für „ordentliche Familien“. Der Vermieter wird angefeindet, die Nachbar_innen sammeln 810 Unterschriften gegen die Unterbringung der Asylsuchenden. Bei einer Bürgerversammlung drohen die Anwohner_innen, allenfalls „vielleicht zwei Familien“ anstatt einer „heterogene(n) Personenmasse verschiedener Ethnien“ tolerieren zu wollen. Bei einer anderen Zusammensetzung der Bewohner_innen kündigen die Bürger_innen dagegen Widerstand an. Sie befürchten u. a.  „Messerstechereien“ und wieder zeigt ein CSU-Gemeinderat Verständnis: „Dort sind schließlich viele Familien mit kleinen Kindern zu Hause.“ „Wenn da lauter Männer kommen, habe ich Angst“, so eine Anliegerin. Mit auf der Straße und im Garten spielenden Kindern wäre es dann vorbei.

Grafing (Oberbayern): Angesichts der Unterbringung von 35 Asylsuchenden im Januar 2013 berichten Lokalpolitiker im Stadtrat von Vorbehalten. Es hätte laut merkur-online.de u. a. geheißen „Was kommt denn da für ein Geschwerl rein?”

Hammelburg (Unterfranken). Im Januar 2013 soll eine Unterkunft für 80 Asylsuchende eingerichtet werden. Rund 100 Teilnehmer_innen kommen zu einem „Bürgergespräch“ in die Markthalle. Der „Mainpost“ zufolge kommt es dort zu teils heftigen Diskussionen und scharfer Kritik an der Unterbringung der Asylsuchenden im Schwesternwohnheim Ein Bürger befürchtet „Unfrieden“ in dem „bisher ruhigen Wohngebiet“ sowie „Besuch von rechtsextremen Störern“.  Ein anderer Mann sagt, es käme es zu Problemen, „wenn 80 junge Männer in dem Gebäude untergebracht werden. ‚Was kann Hammelburg bieten, damit die nicht auf dumme Gedanken kommen?'“ Eine Mutter sagt, sie habe „Angst, ihre Mädchen auf dem Schulweg an dem Heim vorbeizuschicken“.

Hersbruck (Mittelfranken): Im Februar 2014 sollen insgesamt 60 Asylsuchende in zwei neuen Unterkünften untergebracht werden. Das neonazistische „Freie Netz Süd“ reagiert mit einem hetzerischen Artikel („Gleich zwei Asyl-Kaschemmen in Hersbruck“) auf seiner Website. Die Neonazis schreiben unter anderem: „So gehen die Umvolkungsmaßnahmen durch Asylunterbringungen auch im idyllischen Nürnberger Land ungehindert weiter“.

Illertissen (Schwaben). Im Januar 2014 weigert sich die Stadt, dem Landkreis ein leerstehendes Verwaltungsgebäude für die Unterbringung von Asylsuchenden zur Verfügung zu stellen. Bei einer Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses sagt die parteilose Bürgermeisterin Marita Kaiser einem Bericht der „Südwestpresse“ zufolge: „Eine Überbelegung mit ’nicht zu uns passenden Asylanten‘ sei nicht ausgeschlossen, der Übergabe an den Landkreis könne man deshalb eher ’nicht nähertreten'“. Außerdem formuliert sie dem Artikel zufolge: „Die Asylanten haben in den allermeisten Fällen ein wirklich hartes Schicksal hinter sich. Das sind nicht die, die uns in die Handtaschen greifen wollen, um Gottes willen. Das sind dann eher die, die Europa uns jetzt bringt.“ Im Ausschuss stieß die Bürgermeisterin mit diesen rassistischen Phrasen gegen EU-Bürger_innen aus Bulgarien und Rumänien, denen seit Jahresbeginn die Reisefreizügigkeit zusteht, nicht auf Widerspruch. Die Stadt Illertissen nimmt bisher überhaupt keine Asylsuchenden auf.

Immenreuth (Oberpfalz). Im Mai 2013 sollen in der Familienferienstätte Asylsuchende untergebracht werden, was laut „Nordbayerischem Kurier“ in der Gemeinde für „Unruhe“ sorgt. Viele Bürger_innen kommen zu einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderats. Der CSU-Fraktionsvorsitzende stellt der Lokalzeitung zufolge dort den Anspruch auf Asyl nach dem Grundgesetz „dem Eid der Gemeinderäte gegenüber, Entscheidungen zum Wohle der Bürger zu treffen. Er setzte ein großes Fragezeichen dahinter, ob die Umwandlung der Familienferienstätte in eine Asylunterkunft den Bürgern dienlich ist“. Wenige Tage später bekleben Unbekannte die Ortsschilder von Immenreuth mit „Absurdistan“-Aufschriften und dem Zusatz: „Erst sollten wir Franken werden!!! Und jetzt? Syrer?“ Was wiederum die Neonazis des „Freien Netz Süd“ erfreut, die diese Aktion im Juni 2013 auf ihrer Homepage aufgreifen: „Die massive Verausländerung kleiner Gemeinden in Bayern ruft immer wieder Wutbürger auf den Plan, die angesichts des Überfremdungsterrors der herrschenden Klasse mit kreativen Aktionen auf ihren Protest aufmerksam machen“. Eine Bürgerinitiative sammelt über 150 Unterschriften gegen die Asylsuchenden. Ihre Listen liegen u. a. in Gasthäusern, Lebensmittelmärkten, in der Metzgerei und einem Autohaus aus.

Immenstadt (Schwaben). Im Oktober 2011 protestieren Bürger_innen gegen ein geplantes Heim für 27 Asylsuchende in der Südstadt. Etwa 50 Anwohner_innen, berichtet die „Allgäuer Zeitung“, machen „in einer emotional geladenen Debatte mit Bürgermeister Armin Schaupp ihrem Unmut Luft“. Die Nachbar_innen befürchten einen“Wertverlust der Häuser in der näheren Umgebung und Angst vor Gewalttaten“. Sie habe „Ängste um die eigene Gesundheit“ sagt eine Frau im lokalen Fernsehsender „TV Allgäu“, „ganz Immenstadt wird verrückt spielen, so wird’s ja wohl kommen“. Im März 2012 hängen Neonazis der kleinen Gruppe „Bündnis Freies Allgäu“(BFA) mehrere Transparente (Aufschrift: „Je mehr desto schlechter  – Asylheim Immenstadt – BFA“) gegen die Asylsuchendenunterkunft im Stadtgebiet auf. Im April 2012 scheitert eine Bürgerinitiative, die sich gegen die Hausbelegung mit Asylsuchenden engagiert. Das Onlineportal „all-in.de“ schreibt: „Sie musste zur Kenntnis nehmen, dass eine solche Unterkunft auch in einem reinen Wohngebiet rechtlich möglich ist“.

Innzell (Oberbayern). Zum 11. Juli 2013 müssen 20 Aylsuchende die Gemeinde verlassen. Das Onlineportal chiemgau24.de zitiert bezüglich der Hintergründe Bürgermeister Martin Hobmaier: „Inzell sei mit der Zuweisung der überwiegend aus Afrika stammenden Asylsuchenden nicht glücklich gewesen (…) Deswegen habe die Gemeinde Einspruch erhoben und damit Erfolg gehabt“.

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