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Die „Burschenschaftliche Gemeinschaft“ und ihre Positionen

Mannbarkeitsbewährung und Wehrhaftigkeit

Doch nochmals ein kleiner Blick zurück. Zunächst zehn Jahre nach ihrer Gründung konnte die BG innerverbandlichen Vollzug bei einer ihrer zentralen Forderungen feiern: 1971 gelang die Vereinigung der westdeutschen Burschenschaften und der Deutschen Burschenschaft in Österreich unter dem Dach der Deutschen Burschenschaft. Obwohl das als voller Erfolg für die verbandliche Rechte angesehen werden kann, wird es als „Historischer Kompromiss“ bewertet. Denn die BG erhob zugleich die Forderung nach Einführung der Pflichtmensur.

Obwohl gerade die Burschenschaften in der öffentlichen Wahrnehmung „Aushängeschild“ für den reaktionären Charakter von Studentenverbindungen sind und sinnbildlich für Schmiss und Waffenstudententum stehen, gibt es eine ganze Reihe von Einzelbünden, die fakultativ schlagend sind. Das bedeutet, dass diese Burschenschaften das akademische Fechten nicht praktizieren oder es ihren Mitgliedern freistellen. Oliver Trapper (Thessalia Prag in Bayreuth), Sprecher der BG im Geschäftsjahr 2008/09, beziffert deren Anteil auf „nicht einmal 20 Prozent der heutigen Aktivitates“(15). In der Online-Ausgabe der Burschenschaftlichen Blätter streicht er 2009 die Bedeutung der Plichtmensur noch einmal mit markigen Worten heraus – und gibt damit einen eindrucksvollen Einblick wie Burschenschaft als rechte Erlebniswelt funktioniert:

„Eine burschenschaftliche Pointierung der Mensur bedeutet die Betrachtung des akademischen Fechtens als Symbolausdruck der Wehrhaftigkeit. Bei der sich heute ereignenden de-facto-Abschaffung des Wehrdienstes bleibt die Mensur probates Mittel, um dem Willen, für jenes urburschenschaftliche Kernprinzip einzustehen, substantiell belastbaren Ausdruck zu verleihen. Weiters spricht für die Mensur ihr unvermindert vielfältiges Wirken: als frei und willentlich angenommene, mannbarkeitsbewährende Grenzerfahrung; als treuebestätigendes Wahlkriterium des Schwurbundes; vor allem aber ihre stets neu zu erlebende, mit gebieterischer Überzeugungsmacht auftretende, gemeinschaftsstiftende Bindekraft.“(16)

Das Hauptanliegen der BG – der Anschluss der DBÖ an die DB – ist seit 1971 im Prinzip erfüllt. Auflösen wollte sich die BG mit dem Verweis auf die Nicht-Einführung der Pflichtmensur dennoch nicht. Heute zählt sie wie bei ihrer Gründung nach Eigenangaben 42 Mitgliedsburschenschaften. Seit Ende der 1960er nimmt sie auch Einzelmitglieder anderer Burschenschaften auf, die allerdings kein Stimmrecht genießen. Sie sollen vor allem in ihren Bünden für eine Mitgliedschaft in der BG werben(17) und in das Rechtsaußennetzwerk eingebunden werden.

Holocaust-Leugnung für die Meinungsfreiheit

Über interne Treffen und verbandsöffentliche Seminare hinaus entwickelt die BG augenscheinlich selbst nur wenige Aktivitäten. Je ein Interview mit den Burschenschaftlichen Blättern in der Online- und der Print-Ausgabe mit BG-Aktivist Oliver Trapper im Jahr 2009 wirken schon eher wie die Ausnahme. Doch gerade in der öffentlich schwerer zugänglichen Printausgabe spricht er Klartext. Auf die Frage nach der „Rechtslastigkeit“ von BG-Burschenschaften antwortet er „provokativ“: „Wo liegt das Problem?“ Die „Attribute »rechts«, »rechtsradikal« und »rechtsextrem«“ würden „im längst überholten »Rechts/Links-Schema« in der Regel synonym verwendet“. „Rechtsextremismus“ sei deshalb „mittlerweile zum politischen Kampfbegriff zur Diffamierung unliebsamer Meinungen avanciert. [..] Somit ist zwar beispielsweise das Grundrecht der Meinungsfreiheit noch auf dem Papier vorhanden, infolge der Herrschaft der »Political Correctness« aber eigentlich nichts mehr wert.“(18)

Nach dem Interview übernahm wie geplant die Wiener Burschenschaft Olympia den Vorsitz in der BG. Sie lud den britischen Holocaust-Leugner David Irving im November 2005 für den Vortrag „Die Verhandlungen Adolf Eichmanns mit jüdischen Führern in Ungarn“ in ihr Haus ein(19). Doch ihr Referent Irving wurde festgenommen und in Österreich wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt. Bereits in der Festschrift von 1989 wusste die Olympia Wien schon:

„Wenn ein Deutscher über einzelne „sensible“ Fragen der Geschichte nur in den von den Umerziehern und ihren deutschen Helfern vorgegebenen Bahnen denken und sprechen darf, stellt dies eindeutig einen Mangel an Meinungs- und Redefreiheit und somit auch ein Fehlen der Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehre dar.“(20)

Der Münchner Burschenschafter Hans Merkel (Burschenschaft Arminia-Rhenania München) sprach in einer Rede bei der B! Olympia Wien im Jahr 2002 davon, wer „rückhaltlose Wahrheit“(21) „bezüglich des bis 1945 reichenden Teils der Zeitgeschichte“(22) verlange, werde „der Verharmlosung des Nationalsozialismus und der Volksverhetzung“(23) beschuldigt. Der Volksverhetzungsparagraph 130 StGb wird als strafrechtlicher Vorwurf auch für Holocaustleugnung erhoben.

Bei einer Rede am Rande des burschenschaftlichen „Thomasbummel“ in Nürnberg 2004 trat Hans Merkel erneut auf und äußerte die Hoffnung, „das Innenleben des Reichstags […] in einer Zeit besserer deutscher Charakterverfassung von seinem Bolschewikenschmuck wieder befreien [zu] können. Was uns aber bis auf weiteres leider bleiben wird, ist das im Bau befindliche Berliner Holocaustmal.“(24) Merkels Korporation, die Arminia-Rhenania (DB) ist jedoch nicht in der BG organisiert. Seit vielen Jahren ist Merkel aber der in der BG aktiven Münchner Burschenschaft Danubia freundschaftlich verbunden und für diese aktiv.

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