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In den Fußstapfen der „Böhsen Onkelz“

Parteinahme für Rechtsaußen

2008 sollten „Frei.Wild“ bei der „Freiheitlichen Rocknacht“ auftreten, einem Konzert der „Freiheitlichen Jugend“, Nachwuchsorganisation der Südtiroler Partei „Die Freiheitlichen“. Burger selbst war auf Bezirksebene im Eisacktal (Brixen) für die Rechtsaußen-Gruppierung aktiv. Eine Kostprobe aus dem Forderungskatalog der „Freiheitlichen Jugend“: „Südtirol zuerst! Einwanderung stoppen! Heimat schützen! Sofortige Ausweisung von ausländischen Straftätern!“ Nach einigem Hin und Her sagte die Band das geplante Konzert ab. Politik würde der Band schaden, so in etwa die fadenscheinige Begründung.

Burger trat schließlich aus der Partei aus. Dem Parteiprogramm aber ist er weiterhin treu. Im Internetforum der Band erschien erneut eine Distanzierung von „Politik“ und eine Erklärung, wie es zum Engagement für die Partei gekommen sei: „Nur weil man Musiker ist, [muss man] nicht jedes Mal und überall tatenlos zusehen. (..) Es kann nicht sein, dass fast jedes Wochenende gewalttätige Übergriffe ausländischer Gangs auf einheimische Jugendliche begangen werden.“

Ihr Magdeburger Plattenlabel „Bandworm Records“ kündigte wegen der durchscheinenden Rechtslastigkeit von „Frei.Wild“ die Zusammenarbeit auf. Mittlerweile veröffentlichen „Frei.Wild“ als Indieband über das eigene Label „Rookies & Kings“. Der neue Manager Stefan Harder war vorher bei Universal Music und zeichnete dort für Hits wie „Schni Schna Schnappi das kleine Krokodil“ verantwortlich.

Der Stolz Südtirols

1919, in der Folge des ersten Weltkriegs, wurde die vormals österreichische Region Südtirols dauerhaft Italien zugesprochen. Derzeit ist die Bevölkerung der Region zu rund 70 Prozent deutschsprachig. Politisch verfügt die Region über eine außergewöhnlich weit reichende Autonomie. Trotzdem wittern „Frei.Wild“ allerorten Feinde, gegen die man vorgehen müsse. So singt die Band in ihrer Hymne „Südtirol“: „Südtirol, wir tragen deine Fahne, denn du bist das schönste Land der Welt, Südtirol, sind stolze Söhne von dir, unser Heimatland, wir geben dich nie mehr her. Südtirol, deinen Brüdern entrissen, schreit es hinaus, lasst es alle wissen, Südtirol, du bist noch nicht verlor’n, in der Hölle sollen deine Feinde schmor’n. (..) Edle Schlösser, stolze Burgen und die urigen Städte wurden durch die knochenharte Arbeit uns’rer Väter erbaut. Kurz gesagt, ich dulde keine Kritik an diesem heiligen Land, das uns’re Heimat ist.“ Solche Zeilen freuen, wen wundert’s, die nationalistische Bewegung in Südtirol. 2010 jubelte das Rechtsaußenblatt „Der Tiroler“: „Die in Südtirol im Südtiroler Schützenbund, zahlreichen Vereinen, den deutschen Oppositionsparteien und auch in völlig unorganisierter Form zu Tage tretende Selbstbestimmungsbewegung hatte in den letzten Jahren vor allem unter der Jugend enormen Zulauf bekommen.“ Als Beweis für diese These wird der Erfolg von „Frei.Wild“ angeführt.

„Kaiserjäger

Im Vergleich zu solchen Zeilen sind die Texte der „Frei.Wild“-Vorläufer- und Rechtsrock-Band „Kaiserjäger“ gar nicht mal so viel radikaler. Im Song „Meine Heimat heißt Tirol“ nutzten „Kaiserjäger“ fast wortgleich wie später „Frei.Wild“ die Formel von „unserem heiligen Land“. Entscheidender Unterschied zwischen den Gruppen ist der Kontext. „Kaiserjäger“ verbanden ihre Inszenierung gewalttätiger Männlichkeit offensiv mit der rechten Skinheadszene: „Eine Gruppe Glatzen kämpft dagegen an, gegen Weicheier wie Raver und Hippies und Punks.“ „Kaiserjäger“ stellten ihr Nazisein nur über die entsprechende Szenezugehörigkeit zur Schau. Ihre Texte hingegen enthielten keine offene Verherrlichung des Nationalsozialismus. Stattdessen hagelte es Treuebekenntnisse zum österreichischen Kaiser: „Heil dem Kaiser, Heil dem Lande, Österreich wird ewig stehen“. Mit dem nationalistischen Pathos verbunden waren bei „Kaiserjäger“ männliche Gewaltfantasien und spießbürgerliche Sehnsüchte. „Solche Fotzen wie du habe ich schon lange satt“, schimpfte es gegen eine verflossene Liebe, stattdessen wolle man „fromm und bieder, wahr und offen“ sein und besang die Dinge, die „des Bürgers Fleiß geschaffen“ habe. Die Texte von „Frei.Wild“ argumentieren mit sehr ähnlichen Mustern, sie sind nur um die nunmehr störende Naziskin-Pose bereinigt und von den gröbsten Obszönitäten befreit.

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