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München: Skandal im Gasteig

Kubitschek (l.) und Lehnert vom IfS vor dem Haus der Danubia
Kubitschek, Lehnert bei der Danubia.
Am kommenden Montag Abend (17. Januar 2011) will der extrem rechte Publizist Götz Kubitschek (Albersroda-Schnellroda) im bekannten Münchner Kulturzentrum Gasteig auftreten. Bei der Veranstaltung der extrem rechten Zeitschrift „Sezession“ zum „Fall Sarrazin“ wirkt auch der Münchner „Focus“- und „Süddeutsche Zeitung“-Autor Alexander Kissler mit.

Dauerbrenner Sarrazin

Geschäftsführung und Veranstaltungsmanagement des völlständig in städtischer Hand befindlichen Kultur- und Veranstaltungszentrums „Gasteig“ an der Rosenheimer Straße scheinen geschlafen zu haben. Jedenfalls ist es Felix Menzel (Chemnitz) und Götz Kubitschek (Albersroda), Aktivisten der extrem rechten Zeitschrift „Sezession“, gelungen, für Montag Abend den sogenannten Presseraum (0.131) im Erdgeschoß anmieten zu können. Um 20.00 Uhr sollen hier, auch wenn es das Gasteig-Programm bisher nicht aufführt, Kubitschek und der Münchner „Focus“- und „Süddeutsche Zeitung“-Journalist Alexander Kissler bei einer Veranstaltung der Zeitschrift „Sezession“ zum Thema „Sarrazin lesen. ‚Völlig inakzeptabel‘ oder ‚Die lange verschwiegene Wahrheit‘?“ auftreten.

Die Sarrazin-Debatte gilt im „neu-rechten“ und im extrem rechten Spektrum als Beweis für eine rechte Tendenzwende in der deutschen Gesellschaft. Dazu sei durch die Unterstützung prominenter Leitartikler, z. B. in der „Welt“ oder der „FAZ“ bei Sarrazin eine „Tabuisierung“ durch eine sonst angeblich übliche Sanktionsmacht der Intervention beispielsweise des „Zentralrats der Juden“ gescheitert. Mittlerweile kritisiert die Clique um Kubitscheks Zeitschrift „Sezession“ gar das Sarrazin-Buch als nicht konsequent genug und bekundet ihr Interesse an einer Radikalisierung seiner Thesen. Der an der Universität Ulm lehrende Anthropologe Andreas Vonderach beispielsweise behauptet in einer Anfang Oktober erschienenen „Sezession“-Sonderausgabe, sozialer Aufstieg sei genetisch determiniert.

Götz Kubitschek, das „Institut für Staatspolitik“ und die Zeitschrift „Sezession“

Der im Gasteig als Redner angekündigte Götz Kubitschek war Bundeswehrsoldat und mehrere Jahre Redakteur der extrem rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Er entstammt der elitären, vom früher an der LMU lehrenden Professor Kurt Heißig (München) geleiteten bündischen Korporation „Deutsche Gildenschaft“ (DG).

Zusammen mit dem Göttinger Gymnasiallehrer Karlheinz Weissmann und dem Rechtsanwalt Stefan Hanz gründete Kubitschek im Jahr 2000 das „Institut für Staatspolitik“ (IfS) im hessischen Bad Vilbel. Das IfS sollte, so war es zumindest mal geplant, mit den Mitteln der Wissenschaft, der Publizistik und öffentlicher Kampagnen einer vorgeblichen Hegemonie des Linksliberalismus offensiv Paroli bieten. 2002 erwarb das IfS das abgelegene Rittergut Schnellroda im sachsen-anhaltinischen Albersroda und Götz Kubitschek übernahm dort die organisatorische Leitung des Instituts. Neben der Möglichkeit zur Teilnahme an Sommer- und Winterakademien und an „Kolleg“-Tagungen können sich im neurechten Feld bewährte junge Erwachsene beim IfS in Schnellroda in einem „Curriculum Dextrum“ (rechter Lehrplan) mit den Werken des europäischen Faschismus schulen lassen, zum Teil nehmen Funktionäre der NPD an den Seminaren teil.

2003 hoben Kubitschek und Karlheinz Weissmann die inzwischen zweimonatlich erscheinende Zeitschrift „Sezession“ aus der Taufe, anfangs wurde sie im radikal rechten „Leopold Stocker Verlag“ in Graz verlegt. Zusammen mit jungen Rechtsaußenaktivsten aus dem Umfeld des extrem rechten Online-Portals „Blaue Narzisse“ startete Kubitschek 2008 die oft peinlich bemüht wirkende Gruppe „Konservativ-Subversive Aktion“ (ksa), die mit gezielten Provokationen und Störaktionen auf sich aufmerksam machen wollte, jedoch recht schnell wieder einschlief. Kubitschek gab die organisatorische Leitung des IfS im vorletzten Jahr an Erik Lehnert (Berlin) ab und widmet sich nun neben der Herausgabe der Zeitschrift „Sezession“ dem mit dem IfS verbundenen extrem rechten Verlag „Edition Antaios“. Kubitschek und die Aktivist_innen des IfS betreiben zudem einen ebenfalls „Sezession“ benannten Blog im Internet und geben eine Serie von Broschüren heraus (Eigenbezeichnung: „wissenschaftliche Reihe“). Die letzte bisher erschienene Broschüre der Reihe wandte sich der Causa Sarrazin zu, der Absatz konnte im Windschatten der Sarrazin-Debatte nach IfS-Angaben auf über zehntausend Exemplare gesteigert werden.

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