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Martin Wiese aus der Haft entlassen

Martin Wiese bei NPD-Infostand  Foto: Zacharias O. GrossDer als Rechtsterrorist verurteilte Martin Wiese ist wieder auf freiem Fuß. Der frühere Münchner Kameradschaftsaktivist wurde entgegen anderslautenden Medienberichten bereits am 18. August aus der Justizvollzugsanstalt Bayreuth entlassen. Wiese hat für die Zeit nach seiner Haftentlassung mehrfach seine Rückkehr in die bundesdeutsche Neonaziszene angekündigt.

Martin Wiese, bis September 2003 führender Aktivist des neonazistischen „Aktionsbüros Süddeutschlands“, der „Kameradschaft Süd“ und damals auch für die Münchner NPD aktiv, war am 9. September 2003 verhaftet und am 4. Mai 2005 vom Bayerischen Obersten Landesgericht zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Im Urteil wurden ihm die Straftatbestände  „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“, Rädelsführerschaft in dieser Gruppe und zahlreiche Verstöße gegen Waffengesetz und Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen.

Mitglieder von Wieses „Kameradschaft Süd“ hatten Waffen, Sprengstoff, eine Handgranate, Zünder, Treibladungspulver, Zündschnüre und Rohrbombenteile besorgt, unter Anleitung eines Mitarbeiters des bayerischen Verfassungsschutzes linke politische GegnerInnen ausgespäht und Attentate unter anderem auf die Grundsteinlegung für die neue jüdische Synagoge am St. Jakobs-Platz (9. November 2003) diskutiert. Das Bayerische Oberste Landesgericht kam in der mündlichen Urteilsbegründung gegen Wiese unter anderem zu dem Schluß, Fernziel des „Schutzgruppe“ genannten Kerns der „Kameradschaft Süd“ sei ein „NS-Staat“ gewesen, erreicht durch eine „blutige Revolution“.

Martin Wieses Aktivitäten in den letzten Jahren:

Die Haftstrafe hätte Wiese gern, wie einst sein Vorbild Adolf Hitler, im Gefängnis in Landsberg abgesessen. Diesen Wunsch erfüllten ihm die Behörden nicht. Letztendlich war er größtenteils in der JVA Bayreuth inhaftiert, wo er eine Ausbildung zum Bäcker absolvierte. Während der gesamten Haftzeit wurde Wiese von der neonazistischen „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG) betreut. Immer wieder wandte er sich aus dem Gefängnis heraus an seine „Kameradinnen und Kameraden“: Noch während des Prozesses verschickte er Briefe, in denen er ankündigte, er „werde erst ruhen, wenn der Endsieg gefeiert wird. Heil Hitler!“. Ein anderesmal kündigte Wiese unmißverständlich neue Terroraktivitäten an: „Habe aber noch genug Zeit, diese Judenrepublik platt zu machen. Heil Hitler!“ Für einen Neonazi-Aufmarsch am 30. Juni 2007 im nordrhein-westfälischen Herford verfasste Wiese einen Redebeitrag, worin er sich zum „Opfer“ stilisierte: „Ich habe den Weg des nationalen Kampfes selbst gewählt und mir war jeder Zeit bewußt das mich das demokratische System eines Tages zur Rechenschaft ziehen wird und ich bin trotzdem diesem Weg immer treu geblieben“. Zusammen mit Korbinian W. versuchte Martin Wiese, noch während der Haft mit dem „NSB“-Versand Geld zu verdienen. In einem persönlichen Brief an die süddeutsche Neonaziszene, der dem a.i.d.a-Archiv vorliegt, warb Wiese für eine Unterstützung seines Versands: „deutsch denken, deutsch fühlen, deutsch kleiden!“. Vergeblich: Das Projekt floppte schon nach wenigen Tagen.

Wieses Projekt NSB floppte schnell  Screenshot: a.i.d.a.
Wieses Projekt NSB floppte schnell Screenshot: a.i.d.a.

Wiese kündigt neue Aktivitäten an:

Martin Wiese hat insbesondere in der letzten Zeit vielfach angekündigt, wieder in der bundesdeutschen Neonaziszene aktiv werden zu wollen. Gegenüber dem Brandenburger Neonaziblatt „JVA-Report“ gab er an: „Nach der Haft werde ich mich damit beschäftigen, meine Erfahrungen mit so vielen Kameraden wie möglich zu teilen und neue Wege im nationalpolitischen Kampf zu gehen.“

Martin Wiese und Ramona Sch. im Kreis der Münchner Neonaziszene  Foto:a.i.d.a.
Martin Wiese und Ramona Sch. im Kreis der Münchner Neonaziszene Foto:a.i.d.a.

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