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NPD-Funktionär wegen Kinderporno verurteilt

Mühldorf. Zu einer Strafe von 15 Monaten, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird, hat das Amtsgericht Mühldorf am 12. August 2010 einen örtlichen NPD-Funktionär verurteilt. Der 24-jährige Thorsten E. wurde des Besitzes und der Verbreitung von kinderpornographischen Filmen für schuldig befunden.

Bei einer Hausdurchsuchung im August 2009 hatte die Polizei die Mühldorfer Wohnung des mittlerweile arbeitslosen Mannes durchsucht, der seinerzeit als Sicherheitsfachkraft tätig war. Die Ermittler beschlagnahmten einen PC, ein Notebook, externe Festplatten und einen USB-Stick, auf denen sie 80 Kinderporno-Filme fanden. Acht Videos hatte der NPD-Funktionär selbst über eine Internet-Tauschbörse verbreitet.

In der Anklageschrift führte der Staatsanwalt meist englische Dateibezeichnungen auf, die eindeutiger nicht sein konnten. Dabei ging es unter anderem um Vergewaltigung von Kindern oder Inzest; die Rede war da von „russischen Lolitas“, zwölfjährigen Buben oder einem neunjährigen Mädchen. Bei einer polizeilichen Vernehmung hatte der Rechtsextremist die Schuld noch auf andere Benutzer seines Computers abschieben wollen. Doch inzwischen war die Beweislage offenbar so erdrückend, dass der Verteidiger schon zu Beginn der Verhandlung um ein Gespräch mit den Prozessbeteiligten bat, um über ein Strafmaß zu verhandeln.

Thorsten E. legte nun ein umfassendes Geständnis ab. In seinem Schlusswort sagte er, er habe „riesengroßen Bockmist“ gebaut, den er „durchaus bereue“. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Strafe von 22 Monaten gefordert, der Verteidiger plädierte auf 14 Monate. Dem kam das Schöffengericht weitgehend nach und verurteilte den Angeklagten zu 15 Monaten (zur Bewährung auf drei Jahre ausgesetzt) und 160 Stunden Sozialarbeit. Das Urteil ist rechtskräftig.

Thorsten E. hatte seine NPD-Parteikarriere im Kreisverband Altötting erst vor wenigen Jahren begonnen. Im Wahljahr 2008 war er als Listenkandidat zur Landtagswahl im Wahlkreis Schwaben und als Listenkandidat zur Bezirkstagswahl im Wahlkreis Oberbayern aufgestellt worden, darüber hinaus auch noch als Direktkandidat zur Landtagswahl im Stimmkreis Aichach-Friedberg sowie als Direktkandidat zur Bezirkstagswahl Oberbayern im Stimmkreis Altötting. Im NPD-Kreisverband wirkte der im Papst-Geburtsort Marktl am Inn wohnende Thorsten E. als stellvertretender Kreisvorsitzender.

Schon Monate vor der Wahl im September 2008 präsentierte sich Thorsten E. auf der damaligen Internetseite seines Kreisverbandes mit Porträtfoto in ungewöhnlich offener Weise wie sonst nur langjährige Parteifunktionäre. Den Wählern versprach er (Fehler im Original): „Wir machen keine leeren Versprechungen sondern haben Lösungen parat die nicht nur einfach sondern auch durchführbar sind.“ Anfang Januar 2009 posierte er sogar auf einem Foto mit seinem neugeborenen Sohn und dessen Mutter. Der Junge wächst jetzt bei einer Pflegefamilie auf.

Mittlerweile war Thorsten E. auch NPD-Ortsvorsitzender in Töging geworden. Am 7. August 2009 – ausgerechnet am Tage der Hausdurchsuchung beim Ortsvorsitzenden – hatte der NPD-Kreisverband eine „Mahnwache gegen Kinderschänder“ in Töging organisiert. Dabei mussten die teilnehmenden 25 Neonazis, die unter anderem „Todesstrafe für Kinderschänder“ forderten, auch noch die Nachricht vernehmen, dass am Vortag der Münchner Neonazi Manuel Heine in der bayerischen Landeshauptstadt wegen des Besitzes von Videos mit Kinder- und Tierpornographie zu einer Geldstrafe von 800 Euro verurteilt worden war. Nach diesem Urteil hatten „Kameraden“ eine wüste Hatz gegen den Münchner Neonazi von Zaun gebrochen. Thorsten E. wird diese Kampagne gegen den „Abartigen“ und „Perversen“ nicht entgangen sein. Seit dem April 2010 wohnt der frühere bayerische Landtagskandidat in Nordrhein-Westfalen, fern von seinen heimischen „Kameraden“.

Erst Ende Juli war ebenfalls vom Amtsgericht Mühldorf der Altöttinger NPD-Kreisvorsitzende Markus Fridgen im Zusammenhang mit einer rassistischen Prügelorgie zu einer Geldstrafe von 4.000 Euro verurteilt worden. Über eine Internetseite verfügt der mit Strafprozessen beschäftigte NPD-Kreisverband Altötting nicht mehr: die Webadresse leitet jetzt direkt zum bayerischen Landesverband weiter.

[Dieser Artikel erschien zuerst am 12. Augusti 2010 auf redok.de. Die Veröffentlichung bei a.i.d.a. erfolgt mit freundlicher Genehmigung]

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