Opferlüge, zweite Version: „Über 300 000“
Die Bundesrepublik nannte Manuel Heine „dieses Regime“, PassantInnen am Gitter und protestierende Jugendliche bezeichnete er als „Antifa-Pöbel“ und von den versammelten Neonazis sprach er als „Wir Nationale Sozialisten“. „Ehre den tapferen deutschen Männern und Frauen von Dresden“ forderte Heine zum Schluss seiner Rede, nachdem auch er bei der Zahl der Umgekommenen („über 300 000 Tote von Dresden“) massiv gelogen hatte.
Roland Wuttke startete dann am Lautsprecherwagen eine sentimentale Ballade mit schlichter Lyrik: „Bomber über Dresden – sie kamen in der Nacht – Bomber über Dresden – den Tod im Bombenschacht“. Es handelte sich um den Song „Bomber über Dresden“ des „Liedermachers“ Marco Laszcz alias „Sleipnir“ aus Gütersloh. Das Lied erschien zum ersten Mal 1996 auf dem Album „Mein bester Kamerad“. Die CD wurde 1998 vom Amtsgericht Ulm beschlagnahmt, weil in den Liedern „in menschenverachtender Weise gegen Ausländer“ gehetzt würde, „indem (Laszcz) sie zu Parasiten herabwürdigt, die kein Recht hätten in Deutschland zu leben“. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften hat das Album indiziert. Die Polizei schritt gegen das Abspielen des Liedes auf dem Marienplatz nicht ein.
Opferlüge, dritte Version: „mehr als 250 000“
Dann trat Philipp Hasselbach ans Mikro: „Liebe Kameraden, deutsche Männer und Frauen von München“, doch von Anfang an schrie er mehr, als dass er eine Rede hielt. Auch er log sich die Opferzahlen von Dresden zurecht, hatte sich in diesem Punkt aber nicht mit den anderen Rednern an diesem Abend koordiniert und nannte eine Zahl von „mehr als 250 000 Menschen“. Und schrie dann noch lauter vom „Bombenterror von Dresden, einem der größten Kriegsverbrechen aller Zeiten“, vom „deutschen Hiroshima“ und von „grausamen alliiertem Terror“ und kündigte großkotzig an: „Wir werden solange nicht ruhen bis die geistigen Minusmenschen unserem politischen Druck nachgeben und in Deutschland wieder Recht und Ordnung eingekehrt ist, liebe Freunde.“
Auch bei Hasselbach also die Mischung aus Geschichtsrevisionismus, Täter-Opfer-Verdrehung, Antisemitismus und der Leugnung der nationalsozialistischen Verbrechen: „Ständig dreschen die Volksverderber auf uns ein und fordern dass wir den Platz der ewigen Täter einnehmen (…) Wir, die junge Generation des volkstreuen Deutschlands lassen uns nicht länger die unselige Tradition der Schuldknechtschaft aufbürden und wir haben zu einem neuen Selbstbewußtsein gefunden (…) Wir sind keine Schuld- und Zahlgemeinschaft bis in alle Ewigkeiten. Wir befreien uns von den Geschichtslügen der Besatzer, die bis heute ihren Fuß in unserem Land haben. Das versprechen wir diesen erbärmlichen und vaterlandslosen Halunken, jeder einzelne wird dafür eines Tages zur Rechenschaft gezogen und er wird bestraft, liebe Kameradinnen und Kameraden.“
Im Verlauf erschien Hasselbach jedoch zunehmend verwirrt, z. B. als er von der „Zeit des Umbruchs“ träumte. Originalzitat Hasselbach: „Dieses kranke minderwertige System ist uns dabei ein Stein im Weg. Und wir werden dereinst der Doktor sein, der dieses Geschwür restlos entfernen und ein Teil sein wird, das Modell der Deutschen Volksgemeinschaft entgegensetzen wird.“
Hasselbach beendete seinen Beitrag mit einem Satz, den er abgewandelt hatte von der in Deutschland als „verfassungswidriges Kennzeichen“ verbotenen nationalsozialistischen Parole „Nichts für uns – alles für Deutschland“: „Nichts für uns – alles für München, alles für Bayern, alles für unser deutsches Vaterland.“