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Frauen in der NPD: „Wäsche waschen für die Kameraden“

 

"Wir brauchen Frauen in der Bewegung, damit wir noch authentischer werden"

"Volksgemeinschaft" heißt das Schlagwort. In der so genannten Volksgemeinschaft der NS-Propaganda sollten Deutsche auf Gedeih und Verderb unter Beschwörung des "Blutes" miteinander verbunden sein, einhergehend mit der Ausgrenzung von "Artfremden". In der nationalsozialistischen Realität im Dritten Reich bedeutete es zugleich auch Opfergemeinschaft.

"Auch heute sehen die extrem Rechten darin einen Zusammenschluss von deutschen Menschen", erklärt Expertin Renate Feldmann. "Bestimmte Menschen schließt dieser Begriff ein, andere, wie Migranten, politisch Andersdenkende, Juden werden herausdefiniert."

"Wir brauchen Frauen in der Bewegung, damit wir noch authentischer werden und bleiben!", betonte der Anführer der "Kameradschaft München", Norman Bordin 2004 im Internet und forderte: "Nicht Volksgemeinschaft quatschen, sondern auch leben."

Verpflichtung der deutschen Frau "für den Erhalt der eigenen Art" zu sorgen

Nach dem Motto "Recht ist, was dem Volke nützt", werden besonders Frauen im Sinne von Gehorsam und Gefolgschaft auf ihre Rolle als Gefährtin und Mutter getrimmt. Vorbild ist die Frau in der NS-Zeit. "Allerdings wird eher versteckt darauf Bezug genommen", erklärt Feldmann. Bei den Aktivistinnen des neugegründeten "Ring nationaler Frauen" lautet die Devise: "Wir richten unser ganzes Leben mehr auf das deutsche Volk aus." Ob die "Gemeinschaft deutscher Frauen" oder die "NPD-Frauengruppe Hannover", immer wird auch ein "natürliches Frauenbild" propagiert. In der aktuellen Grundsatzschrift "Die Frau in der nationalen Bewegung" heißt es dazu: "Es ist jedoch selbstverständlich, dass eine deutsche Frau einem deutschen Mann zur Seite gestellt ist – ihm also von Natur aus gleichgestellt ist." Die Forderung nach einem "natürlichen Frauenbild" beinhaltet jedoch auch die Verpflichtung der deutschen Frau "für den Erhalt der eigenen Art" zu sorgen. Verweigert sie sich dem "eigenen, naturgegebenen Pflichten", heißt es in der Grundsatzschrift, "dann macht sie sich im schwersten Maße mitschuldig am Untergang des eigenen Volkes".

Kindererziehung, Schulsysteme, Gesundheit und Ernährung gehören daher auch bei den selbstbewusst auftretenden Anhängerinnen neuer Neonazi-Gruppen zu den bevorzugten weiblichen Themen. Nur wenige Frauenorganisationen wie die bereits verbotenen Organisationen "Mädelgruppe der Kameradschaft Tor Berlin" und "Frauen in der Fränkischen Aktionsfront" warben für ein Bild der Frau als Straßenkämpferin. Wie Aussteigerinnen berichten, können Mädchen zwar als "autonome Aktivistinnen" Gegner ausspionieren, Transparente tragen, an politischen Schulungen teilnehmen oder antifaschistische Aktionen fotografieren, "irgendwann werden sie alle an ihre Pflicht erinnert und auf die Rolle als Mutter reduziert".

Davon will Stella Palau an diesem Samstag Nachmittag in Sotterhausen nichts wissen, auch nicht von der steigenden Kriminalität innerhalb der extrem rechten Szene. "Diese Gewaltbereitschaft, die der nationalen Bewegung und vor allem der NPD so oft unterstellt wird, da zeigen wir Frauen ganz klar, dass das nicht so ist", betont sie. Ihrer Meinung nach sei es lächerlich, wenn gesagt würde, Frauen würden diese Gewalt unterstützen. Palau sagt: "Ich kenne keine Leute, die gewalttätig sind. Mag sein, dass es so etwas gibt. Aber ob man diese Einzeltäter irgendwelchen politischen Organisationen zuschreiben muss", das hält die NPD-Frau für fragwürdig. Palaus Gedächtnis scheint Lücken aufzuweisen, denn immerhin gelten Anhänger des Berliner Landesverbandes der NPD als gewaltbereit. So kam es auch bei den letzten Wahlen in Berlin immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Im Oktober 2006 organisierte unter anderem auch Palaus Lebensgefährte eine Demonstration für den inhaftierten Sänger der Rechtsrock-Band "Landser" – und genau diese Band wurde gerichtlich als "kriminelle Vereinigung" eingestuft. Auch Palaus Ex-Ehemann, Oliver Schweigert, ein Anführer der Berliner Kameradschaftsszene fiel bereits wegen Waffenbesitzes polizeilich auf, gegen ihn liefen diverse Ermittlungsverfahren, 1996 wurde er wegen "Verbreitung von Propaganda einer Auslandsorganisation der NSDAP" ohne Bewährung verurteilt.

Viele der in der extrem rechten Szene aktiven Frauen stammen bereits in der zweiten oder sogar dritten Generation aus nationalistischen Familien. Sie sind mit dem NS-Gedankengut erzogen worden und erziehen auch ihre Kinder so. Altnazi-Aktivistinnen wie die inzwischen verstorbene Gertrud Herr oder die Betreiberin des Collegium Humanum in Vlotho, Ursula Haverbeck, leugnen offen den Holocaust und stilisieren Heldenmythen um NS-Verbrecher wie Adolf Hitler oder Rudolf Heß.

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