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Die Geschichte von Rudolf Heß

 

Der Englandflug

Am 10. Mai 1941 fliegt Heß in einer ME110 nach England, um eine von Mythen überwucherte “Friedensmission” zu versuchen. Er ist offensichtlich der Meinung, dass es in der englischen Oberschicht, vor allem im Adel, Kreise gäbe, die einen Frieden mit Nazi-Deutschland abschließen würden. Er landet in Schottland und will den ihm über Albrecht Haushofer (einer der Söhne Karls Haushofers) bekannten Lord Hamilton sprechen. Er wird festgenommen und von diversen Vertretern der Briten verhört. Dabei kommt eine politisch bestenfalls naive, aber für die deutsche Führung jener Zeit bezeichnende brutale Initiative zum Vorschein. Für den Frieden bietet Heß den Briten den Erhalt ihres Kolonialreiches an. Dafür müssten sie nur die deutsche Hegemonie in Europa akzeptieren und dem Dritten Reich die im Ersten Weltkrieg verloren gegangenen Kolonien wiedergeben. Falls man dies ablehnen würde, wäre der Führer sehr verärgert und Deutschland würde mit der Luftwaffe (die in Wahrheit bereits 1940 über England scheiterte) und mit U-Booten (zu dieser Zeit tatsächlich noch eine tödliche Bedrohung für England) Millionen Briten töten. Der Gipfel der Forderungen und Beschuldigungen war, dass Deutschland nur Frieden schließen könne, wenn die britische Regierung abträte. Als man Winston Churchill meldet, dass der Stellvertreter des Führers oder ein ihm äußerlich sehr ähnlicher Mann gelandet sei, antwortet dieser: “Heß oder nicht Heß, ich sehe mir die Marx Brothers an.” Ob das Zitat nun stimmt oder nicht, eines wird schnell deutlich: Heß hat sich restlos verkalkuliert. Ob sein Motiv nun die Verhinderung eines Mehrfronten-Kriegs vor dem Überfall auf die Sowjetunion oder eine diffuse Vorliebe für England war, bleibt schwer zu beurteilen. Jedenfalls wurde Heß Kriegsgefangener der Briten. In der Gefangenschaft wird sein seelischer Zustand immer bedenklicher. Heß begeht Selbstmordversuche, redet wirr und wird immer paranoider. Klar wird jedenfalls, dass Hitler von seinem Flug nichts wusste. Die deutsche Propaganda gibt dann auch schnell bekannt, dass Heß sich in geistig verwirrtem Zustand auf seine Mission begeben hätte. Nach dem 22. Juni 1941, als der Überfall auf die Sowjetunion die Menschen beschäftigt, verschwindet er relativ schnell aus den Schlagzeilen.

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