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Auf „Volksfront“-Kurs

 

 

Kristallisationspunkt NPD

 

Nicht zuletzt durch seinen Wohnort Nürnberg ist der derzeitige NPD-Landesvorsitzende Ralf Ollert ("Bürgerinitiative Ausländerstopp") eher wenig in den Bezirken aktiv, die in diesem Artikel beleuchtet werden. Dafür stehen hier andere AktivistInnen bereit:
Nach dem erfolglosen Versuch, mit dem "Elmsteiner Hof' in Rheinland- Pfalz für die Neonaziszene eine Immobilie zu erwerben, zog der aus Herzogenrath bei Aachen stammende Sascha Wagner, der Mitte der 90er Jahren die JN-Bundesgeschäftsstelle in Stolberg bei Aachen leitete, ins niederbayerische Salching bei Straubing, von wo aus er als NPD-Bezirksvorsitzender Oberbayern Parteiaktivitäten in Ober- und Niederbayern steuerte.
Zahlreiche "politische Gesprächskreise", "Stammtische", Vortragsveranstaltungen und Wahlkampfaktivitäten wurden von ihm organisiert und geleitet. Nach dem Europawahlkampf im Sommer 2004 kümmerte er sich ab Herbst als "Landeswahlkampfleiter" jedoch mehr um den Landtagswahlkampf in Sachsen, wo er im Dezember auch als Veranstalter eines Nazi-Konzertes in Mücka auftrat.

 

Einen Job als "Berater" der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag holte sich der Münchner Karl Richter ("Nation & Europa"-Autor), der für die "Verlagsgesellschaft Berg" von Gert Sudholt am Ammersee tätig war – und übrigens im Film "Der Untergang" einen Nazi-General mimen durfte. Wichtige NPD-AktivistInnen der für die besprochenen Bezirke 13 NPD-Kreisverbände sind u.a. Renate Werlberger (München) und Fabian Wetter (Berchtesgaden) sowie die Bezirksvorsitzende Niederbayern, Gisela Böhmer (Salching). Bis Anfang 2004 hatte sie in Salching das "Gasthaus Oberer Wirt" gepachtet und mit allerlei NS-Devotionalien dekoriert, ein beliebter Ort für Parteiveranstaltungen und Nazi-Konzerte.

 

Die beiden stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden Sascha Roßmüller (Deggendorf) und Alexander Feyen (Friedberg) eifern derweil mit dem bundesweit bekannten "Schwarze Sonne-Versand" (Rain am Lech) wohl dem Ex- Niederbayern Jens Pühse nach, der seinen CD-Handel "Pühses Liste" in den "Deutsche Stimme" -Verlag der NPD integrierte und beim Bundesvorstand der NPD das "Referat Organisation" leitet. Auch der Ex-JN-Bundesvorsitzende Roßmüller ist mit dem "Referat Tages- und Wirtschaftspolitik" im NPD-Bundesvorstand vertreten.

 

Bevor die NPD mit ihrem Verlagskomplex nach Riesa umzog, war sie auf dem Gelände von Anton Pfahler (Ex- Wehrsportgruppe Hoffmann, Ende 2004 Entlassung aus der wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verhängten Haft) in Sinning bei Ingolstadt untergebracht. Der dort für die Auslandsvertretung der "Nationalen Initiative Schweiz" (NIS) tätige Stefan Göbeke-Teichert fungiert mittlerweile als bayerischer JN-Landesvorsitzender.
Zuletzt traten auch die Anführer der "Kameradschaft München I Aktionsbüro Süddeutschland" (Ex- "Kameradschaft Süd"), Norman Bordin (Ottobrunn) und Hayo Klettenhofer (München), in die NPD ein. Dies war auch das Anliegen des Altkaders Friedhelm Busse (Ex- FAP-Bundesvorsitzender, München, noch bis zirka August 2005 in Haft), der 2004 alters-, haft- und krankheitsbedingt seinen "Platz in der Führung des Nationalen Widerstandes" an Bordin übergeben hatte – mit dem Befehl, mit der "Phalanx des Nationalen Widerstandes" – gemeint war die NPD – eng zusammenzuarbeiten.

 

Die Mitglieder bayerischer "Kameradschaften" haben im Wesentlichen ohnehin kein Problem mit der NPD und arbeiten bereits seit Jahren eng mit dieser zusammen, längst gibt es personelle Schnittmengen bei der Organisierung. Aus den Aktivitäten der NPD in Sinning beispielsweise entwickelte sich ein JN-Stützpunkt Ingolstadt, der ab 2002 unter Hans-Peter Herrmann (Ingolstadt) als "Kameradschaft Donaufront" auftrat und heute weitgehend personenidentisch als "NPD Ingolstadt" firmiert.
Auch die "freien Nationalisten" aus dem "Aktionsbüro Süddeutschland" bzw. dem "Nationalen Widerstand Bayern" um Martin Wiese, Norman Bordin und Rainer Mehr (Ex-Lüdenscheid, zuletzt als Arbeiter in Russland) halfen immer schon bei der Durchführung der Infostände und anderer Aktivitäten der NPD. Dies hat sich aktuell unter Führung von Bordin, Klettenhofer und dem erst 16-jährigen Münchener Thomas Wittke noch gesteigert. Und selbst NPD-Mitglieder, wie Karl Lang (Unterschleissheim), der für die NPD schon 1966 bis 1970 im bayerischen Landtag saß, schließen sich bei soviel Unterstützung wieder an.
Der NPD- Landespressesprecher Günther Kursawe (Kronach), der dem 1993 verbotenen "Nationalen Block" (NB) angehörte, beteiligt sich umgekehrt, wie andere NPDler auch, an Kundgebungen und Demonstrationen der "Kameradschaft München", z.B. an einer Mahnwache zum Gedenken an Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß am 17. August 2004 in der Münchner Innenstadt.

 

Bis Frühjahr 2004 versuchte die bayerische NPD schwerpunktmäßig, in Senden (Landkreis Neu-Ulm) ein "Nationales Zentrum" zu schaffen, und führte zahlreiche Veranstaltungen unter Leitung des Kreisverbandsvorsitzenden Stefan Winkler (Senden) durch. Unter anderem traten Horst Mahler, Udo Voigt, der Schweizer Holocaustleugner Bernhard Schaub (Kreuzlingen) und die braunen "Liedermacher" Frank Rennicke, Annett Moeck und Michael Müller auf. AntifaschistInnen scheint es gelungen zu sein, diese Entwicklung, die die Stadt Senden durch kostenloses Überlassen von Plätzen und Hallen gefördert hatte, zumindest vorerst zu stoppen.

 

Michael Müller (Amberg) vereint als Einzelperson verschiedene Spektren der extremen Rechten: Als Liedermacher tritt er vor allem für die NPD auf. Bei zwei bayerischen Parteiabenden soll er laut NPD-Verbotsantrag der Bundesregierung das Lied "Mit sechs Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an…der Ofen ist noch an…bei sechs Millionen Juden ist noch lange nicht Schluß…" vorgetragen haben. Gleichzeitig fungierte er unter Martin Wiese im "Aktionsbüro Süddeutschland" als Kontaktperson die "Kameradschaft Regensburg" und gehört dazu der ultravölkischen "Burschenschaft Teutonia Prag zu Regensburg" an.

 

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