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„Inszeniertes Durchgreifen“ gegen das „Freie Netz Süd“

Beschlagnahmte Hakenkreuzfahnen und Transparente von 'Freiem Netz Süd' und 'Bürgerinitiative Ausländerstopp München'.  Foto: Robert AndreaschAm 10. Juli 2013 durchsuchten Polizeibeamt_innen über 70 Wohnungen, Arbeitsplätze, Versände und Postfächer von Neonazis in ganz Bayern. Die in der Öffentlichkeit seit Wochen erwartete Aktion richtete sich gegen das militante Neonazinetzwerk „Freies Netz Süd“ (FNS). Innenminister Joachim Herrmann (CSU) lobte anschließend vor allem den Verfassungsschutz.

Das „Freie Netz Süd“ bekommt Besuch

Um 4.00 Uhr früh legten die 700 Polizeibeamt_innen mit ihren Razzien los. Ein „vereinsgesetzliches Ermittlungsverfahren“ des bayrischen Innenministeriums gegen den bayerischen Kameradschaftsdachverband „Freies Netz Süd“ (FNS) hatte die Aktionen ausgelöst, „Strukturen dieses Netzwerkes“ sollten demzufolge aufgeklärt und lediglich „Beweismaterial für ein Vereinsverbot“ gesammelt werden.

Ziel der Durchsuchungen waren zum einen die Führungskader des „Freien Netz Süd“, zum anderen die jeweiligen Führungspersonen der dem FNS zugerechneten Kameradschaften sowie bayerische Neonazis, die sich regelmäßig an Aktionen des FNS beteiligen.

Hausdurchsuchung bei Matthias Fischer in Fürth-Stadeln.  Foto: Timo Müller
Hausdurchsuchung bei Matthias Fischer in Fürth-Stadeln. Foto: Timo Müller
Nach a.i.d.a.-Informationen hat es so zum Beispiel neben der FNS-Führungsspitze aus Matthias Fischer (Fürth), Norman Kempken (Nürnberg) und Tony Gentsch (Regnitzlosau-Oberprex) auch den beim FNS aktiven verurteilten Rechtsterroristen Martin Wiese „getroffen“. Die oberpfälzischen FNS-Kader Robin Siener (Lkr. Cham), Simon Preisinger (Flossenbürg) und Daniel Weigl (Schwandorf) erhielten ebenso Besuch, bei letzterem auch dessen Neonaziversand „Final Resistance“ (Wackersdorf).

Im oberbayerischen Markt Schwaben war Razzia beim „Kameradschaft München“-Leiter Karl Heinz Statzberger, in Karlstadt beim unterfränkischen FNS-Kopf Matthias Bauerfeind, im niederbayerischen Landau wurde bei dem bekannten Aktivisten Mike Edling durchsucht, in Weißenburg bei Martin B., dem führenden Aktivisten der „Freien Nationalisten Weißenburg“ und in Mettenheim bei Daniel Petzold, dem presserechtlich Verantwortlichen mehrerer Homepages aus den Kreisen des FNS.

Razzia in München-Obermenzing.  Foto: Robert Andreasch
Razzia in München-Obermenzing. Foto: Robert Andreasch
In München-Obermenzing wurde das Haus von Vanessa Becker (Aktivistin beim „Freien Netz Süd“ und bei der „Bürgerinitiative Ausländerstopp München“, BIA), Franz Sedlbauer und Daniel Thönnessen durchsucht. Zumindest Thönnessen dürfte sich mit Vereinsverboten auskennen, gehörte er doch bereits der mittlerweile verbotenen und gewaltbereiten „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) an.

Im oberfränkischen Regnitzlosau-Oberprex betraten die Beamt_innen die vom FNS genutzte Immobilie „Nationales Zentrum Hochfranken“ („Oberprex 47“), in Bad Wörishofen sollen sie Räume des Anti-Antifa-Aktivisten Stefan Friedmann und in Nürnberg die des Anti-Antifa-Fotografen Sebastian Schmaus durchsucht haben, in Würzburg lief die Polizei beim FNS-Aktivisten Uwe Meenen ein. Meenen und Kempken stellen mit dem „Bund Frankenland e. V.“ dem FNS eine vereinsrechtliche Struktur beispielsweise zur Anmeldung von Konzertveranstaltungen zur Verfügung. Polizeiaktionen in Bayerisch Schwaben wurden neben dem Landkreis Unterallgäu auch aus dem Stadtgebiet Augsburg gemeldet, in Mittelfranken soll es weitere Durchsuchungen in Erlangen, im Landkreis Nürnberger Land sowie Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim gegeben haben.

Das „Freie Netz Süd“ hat im Vorfeld der Kommunalwahlen in München im Jahr 2014 die Fortsetzung der Arbeit in der NPD-Liste „Bürgerinitiative Ausländerstopp München“ (BIA) offiziell erklärt. Bei BIA-Kopf Karl Richter (München) gab’s dennoch keine Razzia. Im Visier der Polizei seien, so zählte es der bayerische Verfassungsschutzpräsident Burkhard Körner auf, die Kameradschaften „Freie Nationalisten Hof“, „AG Bayreuth“, „Kameradschaft Main-Spessart“, „Nationales Bündnis Oberpfalz“, „Nationales Bündnis Niederbayern“, „Kameradschaft München“, „Widerstand Schwandorf“ und „Kameradschaft Geisenhausen“ gestanden.

Diese Liste entspricht nur teilweise den tatsächlich in der Vergangenheit und aktuell im „Freien Netz Süd“ zusammengeschlossenen neonazistischen Organisationen und Bündnissen. Einige Gruppen fehlen, andere haben sich in der letzten Zeit aufgrund der zu erwartetenden Repressionsmaßnahmen gegen das FNS aus taktischen Gründen umbenannt.

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