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„Inszeniertes Durchgreifen“ gegen das „Freie Netz Süd“

Das FNS und seine lange Geschichte

Nach dem Verbot des neonazistischen Kameradschaftsdachverbands „Fränkische Aktionsfront“ (FAF) Ende Dezember 2003/ Anfang Januar 2004 organisierten sich die vom Verbot betroffenen Neonazis zunächst in den bayerischen Bezirksverbänden der NPD bzw. deren Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN). Gegen die Nachfolgetätigkeiten gingen die Behörden nicht vor, so dass das „FAF-Verbot“ letztlich konsequenzlos für die bayerische Neonaziszene blieb.

Die 'Kameradschaft Hof' berichtet über die Gründung des 'Freien Netz Süd'. Screenshot: a.i.d.a.
Die ‚Kameradschaft Hof‘ berichtet über die Gründung des ‚Freien Netz Süd‘. Screenshot: a.i.d.a.
Nach dem Scheitern eines Putsches gegen den damaligen NPD-Landesvorsitzenden Ralf Ollert (Nürnberg) auf dem NPD-Landesparteitag 2008 begannen die schon in der FAF führend aktiven Neonazis Norman Kempken und Matthias Fischer zusammen mit dem damaligen „Kameradschaftsbund Hochfranken“-Aktivisten Tony Gentsch (Toepen), sich und andere Neonazis (wieder) jenseits der Parteistrukturen überregional zu organisieren.

Transparent der 'Fränkischen Aktionsfront' (FAF), München, 2002.  Foto: Zacharias O. Gross
Transparent der ‚Fränkischen Aktionsfront‘ (FAF), München, 2002. Foto: Zacharias O. Gross
Vorbild der bayerischen Neugründung, die zuerst „Nationale Sozialisten Franken“ (NSF), dann „Freies Netz Süd“ (FNS, beidesmal ist die Abkürzung NS enthalten!) genannt wurde, war neben der FAF der Kameradschaftsverband „Freies Netz“ (FN) in Sachsen.

Das Transparent der FAF beim FNS-'Frankentag' 2012 in Mainleus-Schwarzach.  Foto: Robert Andreasch
Das Transparent der FAF beim FNS-‚Frankentag‘ 2012 in Mainleus-Schwarzach. Foto: Robert Andreasch
Dass die Fortführung der verbotenen FAF als „Freies Netz Süd“ illegal war und ist, hat bei den Behörden in den letzten Jahren keinerlei Einschreiten nach sich gezogen, bei Pressekonferenzen des Verfassungsschutz wurde eine Kontinuität von der FAF zum FNS vielmehr sogar bestritten. Die Neonazis des FNS agierten daher zunehmend selbstbewusster: das Transparent ‚Macht kaputt was Euch kaputt macht‘ der verbotenen ‚Fränkischen Aktionsfront‘ hängten sie beim FNS-Rechtsrockfestival ‚Frankentag‘ in Mainleus-Schwarzach im letzten Jahr demonstrativ – und von den Behörden ungehindert – über den Eingang (siehe Bilder).

Das „Freie Netz Süd“ hat sich in den Folgejahren schnell zur wichtigsten neonazistischen Struktur in Bayern entwickelt und verfügt heute in allen bayerischen Bezirken über Gruppierungen und Unterbündnisse. Die Homepage des FNS besteht seit Januar 2009. Täglich werden hier Veranstaltungsberichte, Mobilisierungsaufrufe, politische Texte sowie gegen politische Gegner_innen gerichtete Schmähartikel veröffentlicht. Viele der im „Freien Netz Süd“ organisierten ca. zwei Dutzend Neonazigruppen (wie beispielsweise die „Kameradschaft Saalefunken“ in Hof oder der „Aktionsbund“ in Freising) und regionalen Zusammenschlüsse (z. B. das „Aktionsbündnis Oberbayern“ oder das „Nationale Bündnis Niederbayern“) verfügen zusätzlich über eigene Websites im Internet.

Im oberfränkischen Oberprex (Landkreis Hof) erwarb das FNS über die Mutter eines Aktivisten im Frühjahr 2010 den ehemaligen Gasthof „Zum Egerländer“. Seither nutzt das „Freie Netz Süd“ die eigene Immobilie („Oberprex 47“) regelmäßig für Veranstaltungen, Feiern und Konzerte.

NS-verherrlichendes Transparent beim FNS-Aufmarsch im November 2012 in Wunsiedel.  Foto: Robert Andreasch
NS-verherrlichendes Transparent beim FNS-Aufmarsch im November 2012 in Wunsiedel. Foto: Robert Andreasch
Zum 1. Mai  mobilisierte das „Freie Netz Süd“ in den letzten Jahren, z. T. in Kooperation mit anderen Neonazigruppen und der NPD, zu überregionalen Großaufmärschen (2009 Weiden, 2010 Schweinfurt, 2011 Heilbronn, 2012 Hof, 2013 Würzburg). Mit Flugblattverteilungen und zahlreichen kleineren Kundgebungen versucht das FNS, bayernweit Kampagnen  durchzuführen, die sich z. B. gegen die Unterbringung von Asylbewerber_innen sowie gegen linke Gruppen und Antifaschist_innen richten oder wahlweise die Demokratie in der Bundesrepublik, Arbeitnehmer_innen aus der EU oder Soldaten der US-Army und Bundeswehr bekämpfen.

Mit dem international besetzten Rechtsrockfestival „Europa erwacht“ plant das FNS am 10. August 2013 die nächste Großaktion. Solch internationale Vernetzung und Neonazimusik-Aktivitäten sind kein Zufall: Beste Beziehungen des FNS bestehen zum in der Bundesrepublik seit dem Jahr 2000 eigentlich verbotenen internationalen Rechtsrocknetzwerk „Blood & Honour“ (B&H). Und zwischen „Freiem Netz Süd“ und dem internationalen Neonazi-Netzwerk der „Hammerskin Nation“ (H.S.N.) gibt es gleich mehrere personellen Überschneidungen.

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