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„Heldenehrung“ in Wunsiedel

Auftakt- und Zwischenkundgebung

Auf der Auftaktkundgebung nannte der FNS-Führungskader Matthias Fischer (Fürth) Gegendemonstrant_innen „Abschaum, der sich heute wieder an dem Straßenrand sammeln wird um die bunte Republik abzufeiern“.

Die Polizei zählte hier nicht mehr als fünfzehn Fahnen, tatsächlich waren es fast dreimal so viele.  Foto: a.i.d.a.
Die Polizei zählte hier nicht mehr als fünfzehn Fahnen, tatsächlich waren es fast dreimal so viele. Foto: a.i.d.a.
Zuvor hatte er widerwillig den Auflagenbescheid des Landratsamtes vorgelesen, in dem es unter anderem hieß: „Die Anzahl der mitzuführenden Fahnen wird auf je eine je fünfzehn Versammlungsteilnehmern beschränkt“. Die 230 Neonazis durften also maximal 15 Fahnen mitführen. Tatsächlich schwenkten sie jedoch – von den Behörden ungehindert – fast dreimal so viele Flaggen (siehe Bild).

Der Hamburger Neonazikader Thomas Wulff trug zu Beginn ein Grußwort von Wolfram Nahrath (Berlin) vor, in dem dieser „drakonische, menschenrechtswidrige Strafgesetze in der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich“ beklagte, die die Deutschen daran hindern würden, „ihr Volk gegen schwerste Schuldvorwürfe zu verteidigen“. Eine deutliche Anspielung auf das Verbot der Holocaustleugnung, deren Abschaffung Nahrath/Wulff prompt forderte:

„Es darf keine Strafgesetze geben, welche die Äußerungen von Interpretationen von geschichtlichen Ereignissen unter Strafe stellen (…) Diese Widrigkeit ist für viele, die sich der Geschichtsrevision für Deutschland verschrieben haben, nach zynischen Prozessen, in denen kaum sachlich verteidigt werden darf, zu widerwärtigen Freiheitsstrafen entartet, die nicht einmal die Betreiber von Kinderbordellen erhalten.“

In den Auflagen stand unmissverständlich: „Es ist untersagt, jeglichen Bezug zu Rudolf Heß herzustellen“. Dass gleich mehrere Redner zumindest implizit den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß erwähnten, hatte von Seiten der Polizei jedoch ebenfalls keinerlei Konsequenzen. Aus Wolfram Nahrats Grußwort trug Thomas Wulff beispielsweise vor: „Unsere Väter und Großväter waren keine Verbrecher, wie auch immer sie hießen, Hans, Kurt, Wolfgang, Wilhelm, Heinrich, Karl, Rudolf oder Erich, sie waren tapfere Männer, die ihre Heimat und ihr Volk verteidigt haben.“

Uwe Meenen spricht auf der Zwischenkundgebung.  Foto. a.i.d.a.
Uwe Meenen spricht auf der Zwischenkundgebung. Foto. a.i.d.a.
Der FNS-Aktivist Uwe Meenen („Bund Frankenland e. V.“, Berlin) nahm bei der Zwischenkundgebung deutlich auf die Rudolf-Heß-Märsche seit 1987 Bezug: „Es jährt sich für mich zum 25. Mal der Tag, wo ich also in Wunsiedel anwesend bin. Mit kleinen Unterbrechungen, aber vor 25 Jahren zum ersten Male.“

Meenens Text war eine radikale Apologie von Töten und Getötetwerden; Meenen stellte das, Zitat, „Recht zu Töten“ und die „Bereitschaft zu Sterben“ über das Leben des menschlichen Individuums. So erinnerte er an die spanischen Faschisten, die er „Freiheitskämpfer“ nannte: „Die spanischen Freiheitskämpfer zogen 1936 mit der Parole: Es lebe der Tod in den Krieg“. Der Schlußsatz von Meenens Ansprache konnte in diesem Sinne durchaus als Aufruf an die versammelten Neonazis zur Selbstopferung verstanden werden: „(…) die Bejahung des Todes als Teil des Lebens ist doch die Grundlage einer politischen Gesundung“.

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