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Wieder aufgetaucht

München. Nach drei Jahren Pause ist der „Freie Widerstand Süd“ wieder aufgetaucht, der sich aus Furcht vor einem Verbot im Sommer 2006 aufgelöst hatte. Damit haben sich in Süddeutschland zwei Neonazi-Netzwerke etabliert, die außerhalb von rechtsextremen Parteien agieren.

Die örtlichen Gruppen des „Freien Widerstand Süd“ (FW Süd) unter anderem in Karlsruhe, Ulm, Augsburg, Nürnberg und München arbeiten eng mit der NPD zusammen. So wurden jetzt die Kameradschafts-Anführer Philipp Hasselbach und Ron Appelt als Bundestags-Kandidaten der NPD aufgestellt. Bei der Neugründung des FW Süd Mitte Juni in Augsburg hielt auch der baden-württembergische stellvertretende Landesvorsitzende der NPD-Jugend „Junge Nationaldemokraten“ (JN) eine Rede.

Im Gegensatz dazu hatte sich das „Freie Netz Süd“ um die Kader Matthias Fischer und Norman Bordin von der NPD abgespalten. Diese radikalen Neonazis lehnen durchweg eine Zusammenarbeit mit der bayerischen NPD-Führung ab und verstehen sich eher als „sozialrevolutionäre“ Strömung.

Vor allem die Protagonisten Norman Bordin und Philipp Hasselbach, die beide aus Nordrhein-Westfalen nach München zugewandert waren, sind seit Jahren durch eine herzliche Feindschaft verbunden. Nach gemeinsamer Mitgliedschaft im „Kampfbund Deutscher Sozialisten“ (KDS), der vor einem Jahr offiziell aufgelöst wurde, führte sie ihr Weg in München zunächst zum „Aktionsbüro Süd/Kameradschaft Süd“ (auch als „Nationaler Widerstand Süddeutschland“ firmierend), das unter der Führung von Martin Wiese wegen des geplanten Sprengstoffanschlags auf das jüdische Gemeindezentrum in München Schlagzeilen machte. Nach dessen Auflösung orientierten sich Hasselbach und Bordin zur NPD; beide fungierten zeitweise als JN-Landesvorsitzende bzw. -vorstandsmitglied.

Die Querelen zwischen den beiden Neonazis dauerten ungebrochen an. Bordin hatte Rückhalt im „Nationalen Infoportal Bayern“, seine Konkurrenten um Hasselbach zogen im Sommer 2005 das Netzwerk FW Süd auf. Beide Plattformen stellten in den folgenden Jahren ihre Aktivitäten ein; aus Furcht vor einem drohenden Verbot löste sich der FW Süd im Sommer 2006 offiziell auf.

Innerhalb der NPD schien Bordin einige Zeit lang die besseren Karten zu haben und wurde im Oktober 2007 sogar zum stellvertretenden JN-Bundesvorsitzenden gewählt. Doch mit der Abspaltung des „Freien Netz Süd“ war Bordins-NPD-Karriere abgeschlossen. Inzwischen hat sein ewiger Konkurrent Hasselbach einige seiner Parteifunktionen übernommen. Mit der Neugründung des FW Süd baut er nun erneut eine Struktur auf, die in den Reihen der radikalen Neonazis Fußvolk und Nachwuchskräfte für die NPD rekrutiert. Für die bayerische NPD bedeutet es den Versuch, die durch das Wegbrechen des „Freien Netz Süd“ entstandene Lücke zu schließen und erneut eine Vorfeldorganisation innerhalb der radikalen Neonazi-Szene zu schaffen.

Bei der Neugründung in Augsburg hatte Hasselbach versucht, den Aktionismus jüngerer Neonazis in geordnete und organisierte NPD-freundliche Bahnen zu lenken. Es sei wichtig, sich „nicht nur Wochenende für Wochenende in irgendwelchen Provinzstädtchen die Langeweile wegzudemonstrieren“, gab der erst 21-jährige Hasselbach den süddeutschen Neonazis auf den Weg. Von nun an seien „kommunalpolitisches Engagement und einheitliche Bildungsarbeit in den Basisgruppen“ die „Eckpfeiler unserer Gemeinschaft“. Doch die Rede von „Basisgruppen“ ist nicht als Konzept gleichberechtigter Gruppen oder gar demokratischer Strukturen innerhalb des Netzwerks gedacht, denn nach eigenen Worten versteht sich der FW Süd „als elitärer Verband, der klare Regeln und Anweisungen durch die Führung und seine Organisationsleitung ausgibt und auch durchsetzt“.

[Dieser Beitrag erschien zuerst am 4.8.09 auf redok.de. Die Veröffentlichung bei a.i.d.a. erfolgt mit freundlicher Genehmigung]

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