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„Wir werden jeden Einzelnen zur Rechenschaft ziehen!“

Nationalsozialismus gegen „Volksfeinde“

Der Münchner Neonazi-Aktivist Sven Grams machte am Mikrofon des Hamburger Lautsprecherwagens sehr schnell klar, dass dies ein besonders heftiger Hass-Marsch werden sollte. Abwechselnd gab Grams die Parolen „Nationaler Sozialismus – jetzt, jetzt, jetzt!“ und – von der Polizei ungehindert – „Nationalsozialismus – jetzt, jetzt, jetzt!“ vor. In der abgeriegelten FuZo brüllten die Marschierenden auch die Demostandardparolen „Frei, sozial und national“, „Hier marschiert der nationale Widerstand“ und „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!“

Der NPD-Kreisverband Kehlheim-Landshut hatte für den Passau-Aufzug extra ein Transparent anfertigen lassen: „Volksfeindliche Politiker Hand in Hand mit volksfeindlichen Medien – Volksfeinden das Handwerk legen“. Dahinter marschierten der NPD-Landesvorsitzende Ralf Ollert (Nürnberg), der „Bürgerinitiative-Ausländerstopp“-Kandidat Rainer Biller (Nürnberg) und der NPD-Kreisvorsitzende Amberg-Neumarkt Heidrich Klenhart (Postbauer-Heng).

Die Neonazis versammelten sich zuerst vor der Polizeidirektion in der Passauer Nibelungenstrasse zu einer Auftaktkundgebung (Redner: Roland Wuttke, Mering und Sascha Krolzig, Hamm) und zogen dann in die Innenstadt. Am Residenzplatz hinter dem Dom begrüßte Christian Worch die Teilnehmenden zur ersten Zwischenkundgebung: „Trotz des massiven antifaschistischen Widerstandes haben wir den Platz der ersten Kundgebung erreicht.“

Die Münchner NPD- und BIA-Aktivistin Renate Werlberger gab sich dort mit einem Redebeitrag große Mühe. Zuerst kündigte sie dem Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl an: „Die nächsten Strafanzeigen und Dienstaufsichtsbeschwerden sind schon unterwegs“. Dann drohte sie den Passauer BürgerInnen: „Wir werden immer wieder nach Passau kommen, bis die Schikanen ein Ende haben“. Ihre Rede hatte Werlberger anfangs noch an die „lieben Passauer Bürgerinnen und Bürger“ gerichtet. Die umstehenden „Kameraden“ grölten den Passauerinnen und Passauern zur gleichen Zeit ein „Antifa-Hurensöhne“ entgegen. Renate Werlberger rollte gar das „R“, als sie “wir werden siegen“ ausrief und schob zur Sicherheit gleich ein sechsfaches „Good night left side“ hinterher.

Der bayerische NPD-Landesvorsitzende Ralf Ollert schien schlecht vorbereitet und brachte nur wenige Sätze über die „bundesweite Medienhetze gegen rechts“ zustande. Seine Rede schloss er mit dem kurzen Gedicht „Wer grade seine Furche zieht“. Es stammt, dies hatte er nicht hinzugefügt, vom NS-Maler Georg Sluyterman von Langeweyde.

Danach nahm Philipp Hasselbach das Mikrofon in die Hand, aber auch er hatte nichts Spannendes aufgeschrieben, zog lediglich gegen die „Besatzerpresse“ zu Felde und lobte die Polizei, die Auflösung der SoKo „Fürstenzell“ sei ein „richtiger Schritt“ gewesen. Hasselbach versuchte am Ende allen Beteiligten zu drohen: „Wir werden jeden Einzelnen zur Rechenschaft ziehen.“

Durch die für PassantInnen fast vollständig abgeriegelte Fußgängerzone zogen die Neonazis über den Ludwigsplatz erneut zur Polizeidirektion in der Nibelungenstrasse. Redner auf der dortigen Abschlusskundgebung waren Axel Reitz (Köln), Manuel Heine (München), Christian Worch (Hamburg) und, für den NPD-Kreisverband Passau, Martin Gabling (Ruhstorf).

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