Hitlerzelle, “Stadt der Jugend”, Schlageterstein
Die Lechstadt ist für Neonazis gleich in mehrfacher Hinsicht ein symbolischer Ort: Hier saß Adolf Hitler einst hinter Gittern, im Landsberger Gefängnis diktierte er 1923 Teile seines Machwerks “Mein Kampf”. Nach 1933 wurde die Hitlerzelle zum Wallfahrtsort, Landsberg zur “Stadt der Jugend” erkoren, neben München als Hauptstadt der Bewegung und Nürnberg, der Stadt der Reichsparteitage. Abordnungen der Hitler-Jugend marschierten aus dem ganzen Reich in die Lechstadt, um vor der Hitlerzelle einen Eid auf den Führer zu schwören und anschließend mit Fackeln zum Appell auf dem Hauptplatz anzutreten. Auf diesem Hauptplatz durften nun 70 Jahre später Neonazis aufmarschieren.
Immerhin hatte der Verwaltungsgerichtshof ihnen verboten, anschließend zum sogenannten Schlageter-Stein weiterzumarschieren. Dieses Denkmal hat in den vergangenen Monaten einige Aufregung in Landsberg verursacht, nachdem Künstler den Stein umgekippt hatten, um auf das Denkmal aufmerksam zu machen. Der Oberbürgermeister hatte daraufhin Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Der Stein erinnert an den rechten Freischärler Albert Leo Schlageter, der 1923 während der so genannten Ruhrkämpfe von den Franzosen hingerichtet wurde und später von den Nationalsozialisten zum Märtyrer stilisiert wurde. Schon kurz nach seinem Tod wurden im ganzen Deutschen Reich hunderte Gedenksteine errichtet, der in Landsberg war einer der ersten. In der NS-Zeit marschierten auch am Landsberger Schlageterstein Abordnungen der Hitler-Jugend auf. Nun haben ihn auch die Neonazis wiederentdeckt. Erst vor einem halben Jahr trafen sich dort mehrere Dutzend Aktivisten zu einer “Gedenkveranstaltung“.