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Krachen im bayerischen Nazi-Gebälk

 

Radikale Redner gegen weichgespülte Parteibürokraten

Meenen hatte bereits unter der Bezeichnung "Frankentag" eine eigene Veranstaltung als "Gegen-Bayerntag" angekündigt, die vom Landesvorstand als "nicht akzeptabel und parteischädigend" verurteilt wurde. Doch der Würzburger Kader wollte nicht zurückstecken: Seit letzten Sonntag gibt es Werbematerial für den "Frankentag", der zeitgleich und damit in direkter Konkurrenz mit dem offiziellen NPD-"Bayerntag" stattfinden soll. Auf braunstichigem Bildhintergrund wird als Veranstalter der "Bund Frankenland" genannt, ein Verein, den Meenen bereits 1991 mitgegründet hatte und der seit Jahren praktisch keine Aktivitäten mehr entfaltet hatte. Unterstützt wird der "Frankentag" von den JN Bayern und den "Freien Kräften Franken", die als Gruppe so zwar nicht existiert, aber hinter der unschwer der "Kameradschaftsbund Hochfranken" um Tony Gentsch erkennbar wird. Gentsch organisiert nur eine Woche später eine überregional ausgelegte Demonstration in Marktheidenfeld (Unterfranken).

Ein genauer Veranstaltungsort wird nicht genannt ("in Oberfranken"), doch dafür steht offenbar schon ein umfangreiches Programm. Als Redner sind vorgesehen der Hamburger Landesvorsitzende Jürgen Rieger, der Fraktionsvorsitzende im Landtag Mecklenburg-Vorpommern Udo Pastörs, Bundesvorstandsmitglied Thomas Wulff ("Steiner") sowie der frisch in den Nürnberger Stadtrat gewählte Sebastian Schmaus, den örtliche Szenekenner als Aktivisten der "Anti-Antifa" bezeichnen. Selbst ein Musikprogramm mit den Bands Gegenschlag und Agitator (beide aus Hessen) sowie Vinland Warriors (Kanada) wird versprochen. Noch wird der "Frankentag" nicht offensiv beworben, doch offenbar sind die Vorbereitungen schon weit gediehen. Oder ist Meenen etwa dabei – wie er es bereits bei mehreren vorgeblichen Immobilienkäufen in Grafenwöhr oder Cham praktiziert hat – eine Drohkulisse aufzubauen, um andere taktische Ziele zu erreichen?

Beim partei-offiziellen "Bayerntag" sind dagegen die Redner Holger Apfel, Sascha Roßmüller, Ralf Ollert und Karl Richter vorgesehen. Der in früheren Ankündigungen als Redner genannte Parteichef Udo Voigt ist mittlerweile aus dem Werbematerial verschwunden. Musikalisch erwartet die Bayerntag-Besucher Rechtsrock von "Frontalkraft" aus Cottbus (Brandenburg), dazu müssen sie den NPD-"Liedermacher" Frank Rennicke aushalten, der immerhin in Bayern ansässig ist.

Damit kann Meenens Frankentag die radikaleren Redner aufbieten, wenn auch nur aus dem Norden Deutschlands "importiert", während der Bayerntag mit vergleichsweise weichgespülten Parteibürokraten vorlieb nehmen muss. Wie schon am 1. Mai hat die rechte Szene die Wahl: während die erlebnishungrigen und aktionsorientierten Jungnazis zu Rieger und Wulff pilgerten, um in Hamburg den Straßenkampf zu praktizieren, wanderte das parteifromme Fußvolk brav durch den Gitterkäfig in Nürnberg. Nun stehen wieder Rieger oder Ollert zur Auswahl.

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