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Krachen im bayerischen Nazi-Gebälk

Die Hinausgeworfenen wüteten zurück: Sie seien keineswegs parteifremde Besucher gewesen, sondern "Kameraden der JN-Bayern und NPD-Franken", die in dem Saal einen Stand der JN aufbauen wollten. Das habe ihnen jedoch NPD-Landesvorstandsmitglied Alexander Feyen verboten, und der sei zudem noch "ehemaliger Informant des Verfassungsschutzes". Dann hätten sie auch noch Eintritt bezahlen sollen, aber dazu hätten sie nach dem Verbot ihres Standes keine Lust mehr gehabt. Partei-Landeschef Ollert hätte noch vergeblich versucht zu vermitteln, doch den Gemaßregelten sei die Lust an der Parteiveranstaltung vergangen. Später hätten sie dann noch erfahren, dass der NPD-Bezirksvorsitzende Schwaben, Stefan Winkler, den Veranstaltungsort mit dem polizeilichen Staatsschutz abgesprochen hätte. Die zornigen Rebellen forderten daraufhin, Feyen und Winkler "aus unseren Zusammenhängen auszugrenzen und ihre dahingehenden Aktivitäten aktiv zu bekämpfen", unterzeichnet mit der offenbar sarkastisch gemeinten Bezeichnung "VS-Recherchegruppe Süddeutschland".

Mitte April legten die in Schwaben Hinausgeworfenen beim Bezirksparteitag Mittelfranken nach, bei dem der Bezirksvorsitzende Matthias Fischer (Fürth) wiedergewählt wurde. Unter der Leitung des bundesweit durch den Hitlergruß in Budapest aufgefallenen Funktionärs, der auch Mitglied im Landesvorstand ist, beschlossen die fränkischen Delegierten wie schon zuvor die Kreisverbände Nürnberg und Fürth einen Antrag, der Ende Mai ebenfalls auf dem Bundesparteitag in Bamberg zur Abstimmung gestellt werden soll. Demnach soll "jeglicher Kontakt zu Staats- oder Verfassungsschutzstellen" sofort eingestellt und untersagt werden, bei Strafe des Parteiausschlusses. Der Antrag war ein klarer Affront gegen die Parteifreunde in Schwaben, vor allem gegen Landesorganisationsleiter Feyen, und letztlich auch gegen den Landesvorstand, der offenbar deren Praxis nicht missbilligt hatte.

Bordin ausgebootet

Zwei Wochen später traf sich die Parteijugend zum JN-Landeskongress, der wiederum in Franken stattfand. Der bayerische JN-Vorsitzende Norman Bordin war offenbar erst gar nicht zur Versammlung erschienen, die von seinem Stellvertreter eröffnet wurde. Von der Landes-Parteiführung war nur der stellvertretende Landesvorsitzende Uwe Meenen (auch Bezirksvorsitzender Unterfranken) vor Ort, der sich vor dem Jungvolk über die "aktuellen politischen Verhältnissen in Deutschland" ausbreiten durfte. Zur Wahl des JN-Vorsitzenden trat Bordin nicht mehr an, wie es diplomatisch in einem Bericht hieß; als sein Nachfolger wurde Matthias Fischer gewählt. Auch bei dieser Gelegenheit pochte Fischer auf die fränkische rigide Anti-Staatsschutz-Linie.

Im innerparteilichen Kampf gegen die schwäbischen Funktionäre hatte sich mittlerweile der Würzburger Meenen auf die Seite der Rebellen um Fischer geschlagen und in einer Erklärung seinen Vorstands-Parteifreund Feyen heftig angegriffen, den er in die Nähe des Verfassungsschutzes rückte. Ende April sah sich sogar der Landesvorstand genötigt, sich mit dem immer heftiger hochkochenden Konflikt zu befassen. Feyen und Winkler gaben gegenüber dem Vorstand eine "Ehrenerklärung" ab, beide wurden von den Vorwürfen entlastet. Ärger bekam allerdings Meenen, dem "sektiererischer Dogmatismus" vorgeworfen wurde und dessen "unqualifizierte, ehrabschneidende und beleidigende Anwürfe" als "völlig indiskutabel" verurteilt wurden. Eine "eindeutige Mehrheit" des Landesvorstandes forderte Meenen auf, "selbst Konsequenzen aus seinem wiederholten unkameradschaftlichen Verhalten zu ziehen"; eine Vertrauensbasis im Landesvorstand sei so nicht mehr gegeben.

 

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