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Geschichtsfälscher aufgeflogen

 

Falschspielender Rechts-Verleger

In seiner Heimat hatte Allen mit seinen Büchern nur mäßiges Interesse erweckt, doch in Deutschland wurde er bald zum "britischen Kronzeugen" der extremen Rechten bei ihren Bemühungen, den Nationalsozialismus und das Dritte Reich aufzupolieren. Die deutschen Ausgaben seiner drei Bücher wurden im Druffel-Verlag des seit Jahrzehnten einschlägig bekannten Gert Sudholt verlegt, übersetzt worden waren sie von Olaf Rose, dem gelernten Historiker und Verfasser geschichtsrevisionistischer Produkte, der mittlerweile sein Auskommen als parlamentarischer Berater der sächsischen NPD-Landtagsfraktion gefunden hat.

Insbesondere im "Kultfilm" der rechten Szene, im Video "Geheimakte Heß" von Rose und Michael Vogt, standen Allens Falsifikate im Mittelpunkt der Geschichte vom friedliebenden Nazi-Reich, das nur wegen des bösartigen und kriegslüsternen Britanniens zur Weiterführung des Krieges gezwungen worden sei.

Mit der Aufdeckung der vorgeblichen "Beweise" als Fälschungen sind den revisionistischen Legenden die zentralen Stützpfeiler weggebrochen. Bis zum Letzten hatten die Legendenbildner wie etwa Vogt die "neuen Erkenntnisse" verteidigt, der nicht zuletzt wegen seiner eigenen unwissenschaftlichen und unseriösen Arbeitsweise im November 2007 als Honorarprofessor in Leipzig vor die Tür gesetzt wurde.

Doch auch wenn nun die Fälschungen offenbar sind, ist ein gewiefter Fachmann für historisches Falschspiel wie Sudholt um einen Ausweg nicht verlegen. Ben Fenton zitiert den wegen Volksverhetzung vorbestraften Rechts-Verleger mit der Frage, wieso Fälschungen im Nationalarchiv waren, wenn sie denn da waren: "Können wir überhaupt auf irgend etwas im Nationalarchiv aus den letzten 500 Jahren vertrauen? Können wir überhaupt auf irgend etwas in jedem Nationalarchiv vertrauen? Dies könnte zur Revision der Zeitgeschichte führen und sie auf den Kopf stellen."

Allgemeiner ausgedrückt: Wenn das Falsche aus dem Wahren aussortiert wird, spricht das gegen das Wahre – denn es ist nun des Vertrauens des Falschspielers nicht mehr würdig. Treffender kann man wohl den Argumentationsmodus derjenigen Geschichtsrevisionisten nicht zusammenfassen, die vom Interesse geleitet werden, den Nationalsozialismus zu rehabilitieren.

[Der Artikel erschien erstmals am 4.5.08 auf redok.de . Die Veröffentlichung auf aida-archiv.de erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors]

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