„Opfer entschädigen! Nazi-Kriegsverbrecher zur Verantwortung ziehen!“ Am morgigen Samstag, 1. Dezember 2007, wird es unter diesem Motto im ganzen Land Aktionen an den Wohnorten von NS-Kriegsverbrechern geben. Auch im Raum München sind zwei Aktionen von unterschiedlichen Gruppen angekündigt.
Am Vormittag geht es um 11.20 Uhr im Dorf Eurasburg (südlich von Wolfratshausen), Wohnort des NS-Täters Max Roithmeier, mit einer Kundgebung los. In einem Aufruf der Gruppe a&p München heißt es über ihn: „Wegen seiner Beteiligung an den nationalsozialistischen Massakern im italienischen Marzabotto 1944 wurde der heute 85-jährige Max Roithmeier am 13. Januar 2007 vom Militärgericht in La Spezia zu lebenslanger Haft verurteilt, das Urteil ist Ende November 2007 rechtskräftig geworden. Das Gericht befand ihn und neun weitere Angeklagte für schuldig, in Marzabotto und den umliegenden Ortschaften mehr als 800 Menschen getötet zu haben. Max Roithmeier und die anderen Verurteilten wurden außerdem verpflichtet, Entschädigungen von über 10 Millionen Euro an die Überlebenden und Familienangehörigen der Opfer zu zahlen.
Zwischen 29. September und 1. Oktober 1944 zerstörten Wehrmacht und Einheiten der 16. SS-Panzergrenadier-Division ‚Reichsführer-SS‘ (in deren erster Kompanie Max Roithmeier Zugführer war) die gesamte Region der Apenninen-Gemeinde Marzabotto (Emilia-Romagna) und töteten nach verschiedenen Quellen mindestens 770 Menschen in Marzabotto und über 1000 Menschen in den umliegenden Orten, vor allem alte Männer, Frauen und Kinder. Das Massaker, eine angebliche „Strafaktion“ gegen PartisanInnen der „Stella Rossa“-Gruppe, stellt das schlimmste und brutalste Kriegsverbrechen deutscher Soldaten während des Zweiten Weltkriegs in Italien dar.
Max Roithmeier und Co. blieben dem Prozess in La Spezia fern. Keiner der Angeklagten hat je auch nur ein Wort des Bedauerns geäußert und keiner war bereit, zur Aufklärung der Geschehnisse beizutragen. Von Seiten der deutschen Justiz, die sich über Jahrzehnte einer Aufarbeitung der Nazi-Kriegsverbrechen verweigert und Entschädigungsklagen überlebender Opfer und deren Angehöriger abgewehrt hat, wurden bisher keinerlei Maßnahmen unternommen, um die in Deutschland lebenden NS-Täter zur Verantwortung zu ziehen. Die BRD weigert sich bisher beharrlich, die verurteilten Kriegsverbrecher (wie z. B. Max Roithmeier) an Italien auszuliefern oder diese hier in Deutschland zu inhaftieren. Und sie weigert sich auch, Entschädigungen zu zahlen oder die Entschädigungsforderungen aus dem Urteil einzutreiben.“
Am Nachmittag geht es dann mit einer Demonstration im südöstlich von München gelegenen Ottobrunn weiter. Mit dem Aufruf „Bestrafung der Täter – Entschädigung der Opfer“ mobilisiert die Antifa Jugend München (ajm) für 14.00 zum Bahnhofsplatz im Wohnort des NS-Täters Josef Scheungraber. Im ajm-Aufruf heißt es über ihn:
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