Vorra (Lkr. Nürnberger Land). Am Donnerstag Abend legen Unbekannte im leerstehenden Gasthof „Zur Goldenen Krone“ in der Hirschbacher Straße Feuer. Gegen 22.45 Uhr bemerkt eine Anwohnerin den Brand. Als kurz darauf die freiwilligen Feuerwehren des Pegnitztales eintreffen, quillt bereits starker Rauch aus dem Gebäude. Wie sich dann herausstellt, haben die Täter_innen auch in einer benachbarten Scheune mit Anbau sowie in einem Wohnhaus in der Hauptstraße Feuer gelegt. An den Anbau haben die Rassist_innen zudem mit roter Farbe Hakenkreuze sowie die Parole „Kein Asylat in Vorra“ (Fehler im Original, gemeint ist evtl. „Kein Asylant in Vorra“) gesprüht.
Alle drei Gebäude werden derzeit umgebaut und sollen ab Januar 2015 als Unterkunft für 80 Asylsuchende genutzt werden. An den Löscharbeiten beteiligen sich 150 Feuerwehrleute, ein Feuerwehrmann wird beim Einsatz leicht verletzt. Die Gebäude sind durch den Brand unbewohnbar geworden, nach ersten Schätzungen beläuft sich der Gesamtsachschaden auf ca. 700.000 Euro.
In Vorra gab es seit mehreren Jahren neonazistische Umtriebe, die von den Behörden jedoch völlig verharmlost wurden. Darauf verweist der Bayerische Rundfunk (BR):
„In den vergangenen Monaten haben sich am Ortsrand von Vorra offenbar regelmäßig mutmaßliche Neonazis getroffen. Man habe ‚kleine Gruppen, die wohl dem rechten Rand zuzuordnen sind‘ in einem Wochenendhaus beobachtet, sagte Vorras Bürgermeister Volker Herzog (SPD) dem Bayerischen Rundfunk. Die auswärtige ‚Clique‘ käme seit zwei bis drei Jahren und singe dort ‚ihre Lieder‘. Die Gemeinde habe dies der Polizei gemeldet, die bei ihren Beobachtungen aber bisher keine Auffälligkeiten festgestellt habe, so Herzog.“
Die neonazistische Partei „Der III. Weg“, Nachfolgeorganisation des verbotenen „Freien Netz Süd“ (FNS), freut sich wenig verhohlen über die Brandstiftungen in Vorra. In einem Artikel am 13. Dezember 2014 auf der Website der Neonazigruppe heißt es:
„Mit den perfiden Asyl- und Überfremdungsplänen ist dank dem Feuerchen in ihrer Ortschaft erst einmal Schluß. Nicht wenige in der fränkischen Schweiz sehen daher in dem Feuerspektakel so auch ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk, denn an eine Unterbringung von kulturfremden Asylanten mit den ganzen negativen Begleiterscheinungen ist hier erst einmal nicht mehr zu denken.“
Bayerische Neonazis und Rassist_innen haben in den letzten Jahre Brandanschläge u. a. in Erlangen, Germering, Gemünden, Wörth an der Isar, Weißenburg, Fürth, Weiden und Dachau begangen oder versucht. Hinzu kommt eine Vielzahl an rechten Kundgebungen, Bedrohungen, Sachbeschädigungen und Übergriffen gegen Unterkünfte von Asylsuchenden und die Bewohner_innen. Bayerische Beispiele allein aus dem Jahr 2014 sind u. a.: Schongau (18. Februar 2014), Dingolfing (28. März 2014), Lichtenfels (29. März 2014), Weismain (29. März 2014), Großostheim-Ringheim (6. April 2014), Deggendorf (24. Mai 2014), Grassau (9. Juni 2014), Großostheim-Ringheim (22. Juli 2014), Traunreut (8. August 2014), München (9. August 2014), München (14. August 2014), Konzell (15. August 2014), Konzell (24. August 2014), Konzell (26. August 2014), Münchberg (28./29. September 2014), Oberstimm (5. Oktober 2014), Lappersdorf (19. Oktober 2014), Bamberg (25. Oktober 2014), Münchberg (2. November 2014), Hof (7. November 2014), Pocking (12. November 2014), Feilitzschh (14./15. November 2014), Lindau (17. November 2014).
Siehe auch: Pressemeldung des Polizeipräsidiums Mittelfranken vom 12. Dezember 2014 und Berichterstattung auf www.nordbayern.de vom 12. Dezember 2014 sowie aktualisierter Hintergrundartikel des „Bayerischen Rundfunks“ (www.br.de) vom 12. Dezember 2014.