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10. Juni 2011

Weiden. Ein Brandanschlag wird in der Nacht vom Freitag, 9. Juni, auf Samstag, 10. Juni 2011, auf die Asylbewerberaufnahmestelle in der Kasernstraße verübt:

Das am nächsten zur Zufahrt auf das Gelände  gelegene Gebäude der „Regierungsaufnahmestelle für Aussiedler“ ist ein Verwaltungsgebäude, ein weiteres Gebäude, in dem 90 Asylbewerber_innen (derzeit sind dort keine sog. Aussiedler_innen untergebracht) wohnen, liegt nur 50 Meter dahinter. Auf die Vorderseite des Verwaltungsgebäudes werden zwei Bierflaschen geworfen, die mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllt und als Brandsatz vorbereitet sind. Eine der Flaschen zerbirst, durch das entstehende Feuer wird die Fassade im Eingangsbereich verrußt und ein neben der Eingangstür befindliches Fenster beschädigt. Am 10. Juni 2011 gegen 06.45 Uhr stellt der Hausmeister der Einrichtung die Beschädigungen fest, der Sachschaden am Gebäude beträgt etwa 1000 Euro.

Die Kriminalpolizeiinspektion Weiden fordert die Bevölkerung zu Hinweisen auf und sucht, dies veröffentlichen jedenfalls der neonazistische Kameradschaft-Dachverband „Freies Netz Süd“ und die neonazistische Gruppe „Widerstand Tirschenreuth“, nur wenig später Neonazis in Weiden und Umgebung auf. Kein Wunder: Die Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Stockerhut steht seit längerem im Visier der bayerischen Neonaziszene:
Schon im November 2010 hatte der neonazistische Kameradschaftsdachverband „Freies Netz Süd“ auf seinem Online-Portal  über „eine ‚Mafia‘ im Bereich der Aufnahmestelle und Asylbewerberunterkunft am Stockerhut“ gehetzt: „Gerade deutsche Jugendliche müssen teilweise Angst haben, wenn sie diesen ‚multikulturellen‘ Stadtteil passieren. Auch ist die Kriminalität durch Ausländer (ob mit oder ohne deutschen Pass) sehr hoch.“
Nur wenige Stunden nach dem Attentat höhnen das „Freie Netz Süd“ sowie die neonazistische Kameradschaft „Widerstand Tirschenreuth“ zynisch auf ihren Internetpräsenzen über den „angeblichen Brandanschlag“: „[wir] beglückwünschen an dieser Stelle den bayrischen Innenminister zu einer weiteren politisch motivierten Straftat aus dem rechten Lager für seinen Verfassungsschutzbericht“.

Am 15.06.2011 werden durch die Polizei im Rahmen einer Durchsuchungsaktion drei Männer im Alter von 19 bis 24 Jahren festgenommen. Alle drei sind in Weiden wohnhaft. In den Vernehmungen zeigen sie sich weitgehend geständig, den Brandanschlag verübt zu haben. Sie hätten in der Nähe des Tatortes gefeiert, dabei sei die Idee entstanden,  Brandsätze gegen das Gebäude zu werfen. „Das Motiv“, so heißt es in einer Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft „dürfte auch in der fremdenfeindlichen Gesinnung, zumindest bei einem der  Tatverdächtigen zu suchen sein“. Die 19- und 24-Jährigen werden inhaftiert, der Haftbefehl gegen den 23-jährigen Tatverdächtigen wird gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.
Quellen: a.i.d.a., Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Oberpfalz vom 10. Juni 2011 und gemeinsame PM der Staatsanwaltschaft Weiden und des Polizeipräsidium Oberpfalz vom 16. Juli 2011.

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