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Bücher zum Thema NSU und rechter Terror

„Made in Thüringen?“

Der Herausgeber und Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow, läßt nach seinem Vorwort (das viele Fragen stellt) in einem klar gegliederten Buch 24 Autoren den Versuch machen, diese und weitere Fragen zu beantworten.

In sieben Beiträgen wird von unterschiedlichen Ansatzpunkten das braune Netzwerk dargestellt. Der/die Leser_in erhält Informationen über die Bildung des NSU, die bestehenden gewaltbereiten Netzwerke wie „Blood & Honour“, „Hammerskins“ und „Combat 18“, die Entwicklung der Thüringer Neonaziszene mit ihren Anfängen schon zu DDR – Zeiten. Hervorragend herausgearbeitet wird, wie ausgehend von Sachsen, der militante Neonazismus sich immer weiter organisierte und Strukturen schaffen konnte, die letztendlich im Unterstützernetzwerk des „Nationalsozialistischen Untergrund“ mündeten.

Zwangsläufig stellt sich die Frage, ob der Staat jahrelang auf dem rechten Auge blind gewesen ist – so ist es nicht verwunderlich, dass der Themenkomplex, der auf das braune Netzwerk folgt, dem Verfassungsschutz gewidmet ist.

Zunächst werden Einblicke in die Skandalgeschichte des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz und dessen schillernden Chef Helmut Roewer vermittelt, sodann werden sogenannte „Rechtsextremismusexperten“ und die versuchte Einflußnahme des Verfassungsschutz auf die politische Bildung näher beleuchtet. Der Themenkomplex Verfassungschutz endet passender Weise mit einem Artikel über die braunen Wurzeln des Verfassungsschutzes.

Weitere Kapitel des Buches widmen sich der Blindheit von Staat und Zivilgesellschaft gegenüber dem Heranwachsen einer militanten Rechten und der parlamentarischen Aufklärung der Versäumnisse, die zur Bildung einer rechtsterroristischen Struktur führen konnten.

Das Buch endet schließlich mit Vorschlägen zu Maßnahmen, die gegen Rechts ergriffen werden sollten und einer wertvollen Chronik, die die Vorläufer des NSU, sowie agierende Personen und Gruppierungen, in einen zeitlichen Zusammenhang mit den Taten des NSU stellt.

„Made in Thüringen?“ stellt nicht so sehr die Geschichte des „Nationalsozialistischen Untergrund“ in den Vordergrund, sondern zeigt die gesamtgesellschaftlichen, politischen Hintergründe und das staatliche Versagen, das zur Bildung einer derart gewaltbereiten Nazigruppierung in Deutschland führen konnte.

Dem inhaltlichen Teil des Buches werden Beiträge von Wolfgang Nossen (Vorsitzender der jüdischen Landesgemeinde Thüringen), Romani Rose (Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma), Aiman A. Mazyek (Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland) und Ottomar Rothmann (ehemaliger Häftling des KZ Buchenwald) vorangestellt. Dies hilft einzuordnen, was in Thüringen passiert ist.

Made in Thüringen? – Nazi-Terror und Verfassungsschutz-Skandal, Herausgeber Bodo Ramelow; Hamburg 2012, VSA Verlag, 222 S., 12,80 Euro, ISBN 978-3-89965-521-6

Seiten: 1 2 3 4 5

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