„Das Zwickauer Terror-Trio“
Nach einem Vorwort von Prof. Hajo Funke beginnt das Buch mit dem 4. November 2011, dem Tag, an dem Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem missglückten Banküberfall auf eine Sparkasse in Eisenach beschlossen, sich einer drohenden Verhaftung durch Selbstmord zu entziehen.
In reportagehaftem Stil wird der Werdegang von Mundlos, Böhnhardt und Beate Zschäpe beschrieben, ihr Eintauchen in die rechtsradikale Szene, das politische und soziale Umfeld der drei Jugendlichen in der Zeit der Wende, Anfang der neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts.
Chronologisch werden in dem gut recherchierten Buch die Jahre 1995 bis 2011 in einzelne Kapitel gefasst, wobei jedem Kalenderjahr ein Kapitel entspricht. Nur zwischen die Jahre 1996 und 1997 wird ein sehr informativer Exkurs eingefügt, in dem die internationalen Netzwerke vorgestellt werden, die sicherlich eine bedeutende Rolle in der Radikalisierung der Drei gespielt haben und die schließlich in der Bildung des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) gipfelte.
Als Leser_in dringt man Seite für Seite immer tiefer in die Gedankenwelt des Trios und seines Unterstützer_innennetzwerkes ein und bekommt eine Ahnung von dessen Funktionsweise. Weiters wird Einblick gewährt in die Arbeit der Sicherheitsbehörden und deren teils fragwürdige Methoden bei der Aufklärung der Straftaten des NSU, wie auch bei der geheimdienstlichen Überwachung der militanten rechten Szene im Vorfeld der Gründung dieser Terrorgruppe.
Immer wieder werden die Opfer und deren Familien in den Mittelpunkt gestellt; den Lesern wird annähernd eine Vorstellung dessen vermittelt, was die Terrortaten und die Art und Weise der Ermittlungen, die oft genug Opfer zu Tätern machen wollte und den Opfern Nähe zu kriminellen oder mafiösen Strukturen im Bereich der „Ausländerkriminalität“ unterstellte, für die Familien der Opfer bedeuteten.
Schade ist, dass die Autoren sich aus rechtlichen Gründen dafür entschieden haben, etliche Namen von im Buch erwähnten Personen abzukürzen oder zu verändern. Leser_innen, die sich mit der Materie schon ein wenig beschäftigt haben, werden allerdings zumindest die wichtigsten Personen dechiffrieren können, gute Dienste leistet dabei die Chronik aus dem Buch „Made in Thüringen?“ (Hg. Bodo Ramelow).
Für Interessierte, die eine chronologische Darstellung der Ereignisse in einigermassen spannend verpackter Form suchen, ist das Buch sehr zu empfehlen.
Maik Baumgärtner, Marcus Böttcher, Das Zwickauer Terror-Trio – Ereignisse, Szene, Hintergründe, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2012, 256 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 978-3-360-02149-6