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Das Treffen der rechten Burschenschafter

Festkommers in München-Pasing

Über den Englischen Garten und den Mittleren Ring fuhren die Burschenschafter-Busse nach München-Pasing. Der bis dato geheimgehaltene Ort des Festkommers entpuppte sich als Saal des „Hotels zur Post“ in der Bodenseestraße.

Nach dem Rauswurf im „Sudetendeutschen Haus“ hatte die BG um den 7. Juli 2011 telefonisch und schriftlich hier den neuen Saal für 120-150 Personen angemietet. Als Mieter trat für die „Burschenschaftliche Gemeinschaft“ dabei der Unterhachinger Oswin T. auf. Dieser ist „Alter Herr“ der extrem rechten „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ und war im Jahr 2008 laut der „Deutschen Burschenschaft“ Kontaktperson für die VAB München. Als im Oktober 2009 Münchner Burschenschaften einen Kommers im „Sudetendeutschen Haus“ veranstalteten, stand Oswin T. namentlich unter den Einladungen der „Vereinigung Alter Burschenschafter“ und der örtlichen Münchner Burschenschaften.

Ort des BG-Kommerses am 16. Juli 2011: 'Hotel zur Post' in Pasing.  Foto: a.i.d.a.
Ort des BG-Kommerses am 16. Juli 2011: ‚Hotel zur Post‘ in Pasing. Foto: a.i.d.a.
Das „Hotel zur Post“ dürfte als Veranstaltungssort gezielt ausgewählt worden sein, denn hier hatten in der Vergangenheit bereits Kommerse anderer Münchner Korporationen stattgefunden. Im Jahr 2005 war das Pasinger Hotel zudem Ort einer „parteiübergreifenden“ Großveranstaltung („Politisches Neujahrstreffen“) der extremen Rechten und der Neonaziszene mit etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gewesen.

„Zur Post“-Pächter Fritz Schön sah kein Problem darin, seine Räume erneut für eine rechte Großveranstaltung zur Verfügung zu stellen: „Wenn der Staat solche Organisationen nicht wünscht, soll er sie verbieten“ sagte der seit vier Jahrzehnten in der CSU organisierte Hotelier zu einem Medienvertreter. Appelle an die Zivilcourage von Gastwirtinnen und Gastwirte, wie es sie in den vergangenen Jahren beispielsweise vom „Deutschen Hotel- und Gaststättenverband“ oder vom Münchner Oberbürgermeister Christian Ude gegeben hatte, seien ihm „egal“.

18 in Phantasieuniformen gekleidete „Chargierte“ aus österreichischen und deutschen Mitgliedsbünden der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ nahmen auf der Bühne ihre Plätz ein, unter ihnen saßen im schmucklosen Saal knapp 150 Burschenschafter an langen Tischreihen. Einer Veröffentlichung der „Burschenschaftlichen Blätter“ (Chefredakteur: der BG-Aktivist Norbert Weidner) zufolge ist am Abend der Vorsitz der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ von der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ an die „Wiener akademische Burschenschaft Teutonia“ übergeben worden.

Nach dem Festkommers stand um 24.00 Uhr noch ein „Abtrunk (…) auf dem Haus der Cimbria“ in der Cuivillésstraße auf dem Programm. Doch die Heimreise verzögerte sich, denn die zum Teil heftig alkoholisierten Burschenschafter warteten vergeblich auf die Reisebusse, die sie wieder zurückbringen sollten. In einer Flotte von etwa 30 Taxen ließen sie sich schließlich zur „Burschenschaft Cimbria“ nach Bogenhausen chauffieren, wo die letzten Teilnehmer erst nach ein Uhr eintrafen.

Sonntag: Zum Abschluss ein „Frühschoppen“

Im „Hofbräukeller“ am Wiener Platz fand der abschließende (ebenfalls geheimgehaltene) Programmpunkt des rechten Burschenschafter-Treffens statt. Organisiert hatte es die VAB München: Knapp 50 Korporierte fanden sich am Sonntag Mittag an zehn vorreservierten Tischen im „Hofbräukeller“-Biergarten zum „Frühschoppen“ ein. Unter den Versammelten, die größtenteils Burschenschafterbänder und -mützen trugen, befanden sich unter anderem der Münchner „Deutsche Burschenschaft“-Verbandsfunktionär Maximilian Reingruber („Burschenschaft Danubia München“, „Burschenschaft Germania Salzburg“) und Klaus Goebel (München). Rechtsanwalt Goebel war in der Vergangenheit für die nazistische Organisation „Stille Hilfe“ tätig, die NS-Tätern auf der Flucht oder vor Gericht beistand.

Weitere Informationen

Die „Fachinformationsstelle Rechtsextremismus in München“ (firm) und a.i.d.a. hatten im Vorfeld des Festkommerses der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ (BG) mit einer Artikelserie über die „Deutsche Burschenschaft“ (DB) und die BG informiert:

Im ersten Beitrag widmete sich Michael Mende der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ und ihren Positionen. Die Schnittstellen zwischen Burschenschaften und Sudetendeutschen erläuterte im zweiten Artikel Jörg Kronauer. Der dritte Beitrag von Christian Schwarz beschrieb an ausgewählten Beispielen, wie Burschenschaften in den Medien dargestellt werden oder sich selbst darstellen. Im vierten Beitrag schrieben Jörg Kronauer und Felix Krebs über Schülerburschenschaften und Schülerverbindungen in München und bundesweit. Die Diskussionen im Vorfeld des BG-Kommerses und die Kündigung des Mietvertrags für den Saal im „Sudetendeutschen Haus“ wurden in einem weiteren a.i.d.a.-Artikel thematisiert. Die Serie wird fortgesetzt.

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