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Die falsche Freiheit

Stehende Ovationen für Rassismus

Als Hauptredner hatte die DF den Schweizer SVP-Funktionär Oskar Freysinger eingeladen, zu dem Christian Jung, Michael Stürzenberger und Ludwig Lagleder von der DF-„Jugendorganisation“ „Generation Zukunft“ seit längerem enge Kontakte pflegen. Freysinger, der mangels Geld bei der lokalen DF für seine Flugkosten nach München selber aufkommen musste, berichtete von der erfolgreichen Anti-Minarett-Initiative in der Schweiz, an der er führend beteiligt war. In seine Rede hatte er gängige extrem rechte Standardphrasen eingeflochten, von den „Andersgearteten, Fremden“ und der angeblichen Notwendigkeit geschlossener Grenzen („Der menschliche Körper ist auch durch eine Haut geschützt“) über „EU-Bürokraten“, „Multi-Kulti“ („zerstört die Seele […] der Völker“) bis zu den „wohl umerzogenen EU-Bürgern“.

Oskar Freysinger (SVP) in Unterhaching.  Foto: Robert Andreasch
Oskar Freysinger (SVP) in Unterhaching. Foto: Robert Andreasch
Am Schluss seiner Ansprache, für die es von allen „Freiheit“-Aktivist_innen im Saal stehende Ovationen gab, trug Freysinger noch ein Gedicht mit dem Titel „Reiner Wahnsinn“ vor. Die neue Rechts-Partei DF hat in ihrer mittlerweile im Internet veröffentlichten Transkription des Freysinger-Auftritts interessanterweise genau diese Passagen weggelassen. a.i.d.a. dokumentiert daher ungekürzt die deutlichen rassistischen und antisemitischen Ausfälle des Schweizer SVP-Funktionärs:

„Die Grenze störte ihn nicht sehr, denn da war keine Grenze mehr. Ihn kümmerte, ganz ohne Geiz, der liebe Wohlstand in der Schweiz. Da konnte man Geschäfte machen / Und sich dabei ins Fäustchen lachen, denn war man mal im Lande drin / war jedes Risiko dahin.

So ging er denn von Haus zu Haus / und raubte fleissig alles aus, und wollte er einmal verschnaufen / sah man ihn Heroin verkaufen. Zwar kam er mehrmals in den Knast, doch nahm er meistens, ohne Hast, jede Verlängerung gern an, weil man im Knast so vieles kann: Man wird gefüttert und macht Sport / sieht Filme an in einem fort, liegt ständig auf der faulen Haut / und kriegt allwöchentlich ’ne Braut. Was soll die Freiheit in der Ferne, im Schweizer Knast bleibt jeder gerne, da wird viel Koscheres serviert / und jede Herkunft respektiert.

Dem Bürger liegt’s zwar auf dem Magen, doch der hat dazu nichts zu sagen, ein importierter Bösewicht / ist ständig Sieger beim Gericht. Drum blieb der Kerl im Knaste hocken. In Unterhemd und groben Socken / graste er listig und sozial / unsere Bundeskasse kahl. Und als man ihn ausschaffen wollte, ei, wie da jeder Gutmensch grollte: man mache schwarze / Schafe schlecht / das sei doch gegen Menschenrecht. So heulte alles kreuz und quer. Der Gangster sei kein Gangster mehr, sondern ein Opfer der Rassisten, man solle lieber DIE ausmisten.

Ein Gegenvorschlag kam zustande / und korrigierte diese Schande, mit ihm wirft man gar keinen raus, denn jeder ist bei uns zu Haus. Drum geht man wie beim Wolfe vor, der auch hier sein Revier erkor: Man stellt ihn, weil er zu nichts Nutz, ganz einfach unter Artenschutz. Die Moral davon: Nur wer Verbrecher schonen tut / Fühlt sich als Gutmensch wirklich gut! Drum seid wie ich ein Bösewicht / Und unterstützt die Dummheit nicht: Wollt ihr in Zukunft sicher sein, heisst es beim Gegenvorschlag: Nein!“

Die Feindbilder des René Stadtkewitz

Stefan Behrendt (hinten l.) und René Stadtkewitz (vorne r.) vor der 'Hachinga-Halle'.  Foto: Robert Andreasch
Stefan Behrendt (hinten l.) und René Stadtkewitz (vorne r.) vor der ‚Hachinga-Halle‘. Foto: Robert Andreasch
„Es war herrlich, Dir zuzuhören“ freute sich im Anschluß René Stadtkewitz (Berlin) am Mikrofon über die rassistischen Töne Oskar Freysingers. Stadtkewitz, der Bundesvorsitzende des rechtspopulistischen Parteiprojekts „Die Freiheit“, ist alles andere als eine charismatische Figur à la Jörg Haider. Er wirkte sogar erstaunlich zögerlich und unsicher, als er dem Publikum einen zukünftigen Einzug seiner neuen Partei in den deutschen Bundestag prophezeien wollte.

Doch schnell begab sich Stadtkewitz auf das sicherere Terrain der rechtspopulistischen Standards und legte in einer recht kurzen Ansprache gegen seine Feindbilder los: Diese seien zum Einen Antifaschist_innen („Verrückte“) und Politiker wie Christian Ude („dumme[r] Oberbürgermeister“), zum Anderen der Islam, der „keine Demokratie und keine Freiheit“ zulasse. „Wenn wir heute in unsere Städte schauen“, drehte Stadtkewitz auf, „dem längst unkontrollierbaren Leben, was sich jeder Rechtsstaatlichkeit entzogen hat, was wir in verschiedenen Ghettos unserer Städte heute schon sehen. Da gilt in vielen Gebieten die Scharia“. In klassisch extrem rechter Manier sah Stadtkewitz die Schuldigen in den „Parlamenten“, in denen „soviel gefaselt fernab von der Realität“ würde. Dem folgte die übliche rechtspopulistische Politikerschelte garniert mit antimuslimischem Rassismus: „Weil diese Politiker zulassen, wie dieser Münchner Bürgermeister, und andere und noch viel mehr,  dass Islamverbände aus aller Welt sich in unserem Land einnisten“. Deutlich wurde erneut, dass sich Stadtkewitz auf Elemente direkter Demokratie bezieht, um eine autoritärere Politik zu legitimieren: „Geben wir dem Volk die Macht zurück, die machen’s besser als jeder dumme Oberbürgermeister einer Stadt wie hier in München.“

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