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Drohungen und Angriffe: die „Autonomen Nationalisten Mering“

Mitglieder und UnterstützerInnen

Gegründet wurde die neonazistische Kameradschaft in Mering von Christian E., Michael H. und dem bayernweit bekannten jungen Anti-Antifa-Fotografen Thomas H. Dieser war schon längere Zeit in der Augsburger Neonazigruppe „Nationales Augsburg“ um Stephan Frey und „Hammerskin“-Sympathisant Stefan Friedmann aktiv, als dessen politischer „Ziehsohn“ H. auch gilt. Zeitweise wurde von den Führungskadern der „ANM“ auf die Strategie gesetzt, durch ein Auftreten als angebliche „Ultra-Gruppierung “ („Ultras Mering 05“) vor allem Fußballfans anzusprechen.

Als treibende Kraft hinter den erstarkten neonazistischen Aktivitäten gilt der in Mering lebende, bundesweit bekannte NPD-Funktionär Roland Wuttke. Viele Jahre lang wirkte Wuttke weniger in Mering selbst, denn von Mering aus. Mit dem „Augsburger Bündnis Nationale Opposition“ (AB-NO) und seit kurzem mit der „Bürgerinitiative Ausländerstopp Augsburg“ versucht(e) Wuttke zum Einen, die extreme Rechte in Augsburg zu sammeln. In München ist er zum Anderen im Vorstand der NPD-Liste „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA München) aktiv. Als Landespressesprecher und Mitglied des Landesvorstands der bayerischen NPD, als Autor der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“, des mittlerweile eingestellten Neonaziblattes „Nation und Europa“, des „Witiko-Rundbriefs“ und als Mitherausgeber der unter thüringischer Redaktionsadresse erscheinenden Neonazi-Zeitschrift „Volk in Bewegung“ tritt er vielfältig in der bundesdeutschen extremen Rechten in Erscheinung.

Im Hintergrund der jungen Neonazis soll Wuttke nun  auch vor Ort in Mering aktiv geworden sein, was lange offensichtlich unbemerkt blieb. Meringerinnen und Meringer berichteten nun erstmals davon, dass es der NPD-Multifunktionär Wuttke sei, der neonazistische Infrastruktur zur Verfügung stelle und die Jugendlichen regelmäßig um sich schare und so indoktriniere.

Solcherart gut eingebunden in die bayerisch-schwäbischen und oberbayerischen Neonazistrukturen, kam es bald zu reger Zusammenarbeit der „Autonomen Nationalisten Mering“ mit anderen Neonazikameradschaften der Region: Enge Beziehungen bestehen bei den „ANM“ zum „Freundeskreis Gilching“ um den aus Sachsen stammenden NPD-Bundestagskandidaten Ron Appelt, zur „Kameradschaft Miesbach“ um das BIA-München-Vorstandsmitglied Michi Hutter, zu den NS-verherrlichenden „Freien Nationalisten München“ um Philipp Hasselbach und Vanessa Becker, zur „Nationalen Solidarität Bayern“ um den Neubiberger BIA-München-Funktionär Stephan Wöhrle, zur NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ um den „JN-Beauftragten“ Paul Engelhardt sowie den NS-Black-Metal-Fans beim „Wolfsrudel München“.

Die „AN Mering“ unterhalten eine eigene, anonym gehaltene Internetpräsenz. Auch in den virtuellen sozialen Netzwerken der Region und bei myspace sind die Mitglieder der „AN Mering“ mit eigenen Accounts präsent und versuchen Fußballfans, Mitschüler_innen, Black-Metal-Hörer_innen, Arbeitskolleg_innen und die schwäbisch-oberbayerische Neonaziszene online zu vernetzen. Wie bei den Neonazis üblich, die sich selbst mit dem label sogenannter  „Autonomer Nationalisten“ versehen, dominieren auch bei den „ANM“  dabei martialische Phrasen („Blut für Blut!“) und eine Selbststilisierung als angeblich „rebellisch“ und „revolutionär“.

Screenshot der Homepage der AN-Mering
Screenshot der Homepage der AN-Mering

Razzien am frühen Morgen

Am frühen Morgen des 30. März 2010 durchsuchten Polizeibeamte wegen des Verdachts der Volksverhetzung und der Sachbeschädigung fünf Objekte im bayerisch-schwäbischen Mering, eines im oberbayerischen Gauting und eines in Regensburg (Oberpfalz). Die Ermittlungen der Behörden richten sich gegen sieben männliche Mitglieder der „Autonomen Nationalisten Mering“. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen die 17-22 Jahre alten, polizeilich einschlägig bekannten Tatverdächtigen lautet: „Die Mitglieder dieser Gruppe stehen im dringenden Verdacht, sich zur Begehung von Straftaten und Anfeindungen von Ausländern und politischer Gegner formiert zu haben.“

Die eingesetzten Polizeibeamten beschlagnahmten bei den Durchsuchungen am Dienstag u.a. ein illegales butterfly-Messer, Spraydosen, Computer sowie kistenweise Sticker des nordrhein-westfälischen Resistore-Versands und einige Werbeaufkleber der mittlerweile abgeschalteten bayerischen „Anti-Antifa“-homepage.

Die „KameradInnen“ im Bundesgebiet zeigen derweil bisher keine „nationale Solidarität“ mit den Durchsuchten. Dafür dürfte nicht zuletzt die mit einem Deutschland-Fähnchen bestückte „bong“ gesorgt haben, die das Polizeipräsidium Schwaben zusammen mit den beschlagnahmten Propagandamaterialien der Öffentlichkeit präsentierte. Im europaweit größten neonazistischen Online-Forum thiazi schrieb ein User desillusioniert über die kiffenden Neonazis: „Da hatte man doch immer noch die stille Hoffnung, dass Leute aus unseren Kreisen mit so einem Dreck nichts zu tun haben…“

In Mering: Widerstand gegen rechts

Das aggressive Treiben der Meringer Neonaziszene war schon seit einiger Zeit nicht mehr ganz ungestört verlaufen: Seit ziemlich genau einem Jahr engagieren sich Bürger_innen und Vertreter_innen von Demokratischen Parteien, der Kirchen, Schulen, der Sportvereine und Mitglieder des Jugendparlaments im Bündnis „Mering bleibt bunt, nicht braun“. In der Meringer Bücherei organisierten die Bündnis-Aktivist_innen die Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Der Sportverein Mering initiierte einen Jugendaustausch mit Familien in Israel. Und über 200 Menschen protestierten Ende letzten Jahres im Ort spontan gegen erneute Nazi-Drohungen. Gegen die „braune Gesinnung“ empfahl der Meringer Bürgermeister Hans-Dieter Kandler ein probates Mittel: „Wir sollten unsere Zurückhaltung gegenüber Roland Wuttke allmählich aufgeben!“

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