NS-Verherrlichung in München?
Mit der „seriösen Betätigung“, die Philipp Hasselbach vor Gericht beteuerte, dürfte er auch den von ihm für den Samstag, 14. November 2009 geplanten „Heldengedenkmarsch“ gemeint haben. Durchaus als bayerischer „Ersatz“ für die früheren „Rudolf-Heß-Gedenkmärsche“in Wunsiedel und andernorts soll damit zum zweiten Mal nach 2008 in München die nationalsozialistische Tradition des „Heldengedenkens“ wieder aufgenommen werden. Der in den 1920er Jahren begangene „Volkstrauertag“ wurde 1934 von den Nationalsozialisten zum staatlichen Feiertag erklärt und in „Heldengedenktag“ umbenannt, Träger der Veranstaltungen waren fortan NSDAP und Wehrmacht.
Die Neonazis der „Freien Nationalisten München“ um Anmelder Philipp Hasselbach (die für die Aktion als „Münchner Gedenkkomitee zum Erhalt der Ehre unserer Soldaten“ auftreten) planen derzeit, mit dem von ihnen analog „Heldengedenkmarsch“ benannten Aufzug vom Goetheplatz durch die Innenstadt zum Marienplatz zu ziehen, wo sie eine zusätzliche Abschlusskundgebung am späten Nachmittag durchführen wollen. Die Neonazis bezwecken mit dem „Heldengedenkmarsch“ eine Verherrlichung des Nationalsozialismus und greifen für die positive Neubewertung des NS in Bezug auf die Ursachen des Zweiten Weltkrieges auf die Propagandalügen des NS-Regimes von 1939 zurück. In dieser heute wieder von Neonazis verbreiteten Sichtweise firmiert das nationalsozialistische Deutschland nicht als Aggressor, sondern als Opfer „fremder Mächte“.
Für den geschichtsrevisionistischen Aufmarsch werben die VeranstalterInnen mit einem bundesweit unter neonazistischen Kameradschaften verbreiteten Aufruf, in dem auch ein Neonazi-Liedermacher und Redner aus dem In- und Ausland angekündigt werden. In einem mitverbreiteten Mobilisierungsvideo zum Aufmarsch werden zum Song der nordbayerisch-vogtländischen Neonaziband „Haftbefehl“ mit Texteinblendungen die bewaffneten Organe des Nationalsozialismus, z.B. die Wehrmacht, verherrlicht .
Noch ein Prozess gegen NPD-Kandidaten
Nach dem „Heldengedenken“ in München steht in Kürze auch einem weiteren oberbayerischen NPD-Direktkandidaten ein Strafprozess bevor: Ron Appelt (Gauting), Anführer der neonazistischen Kameradschaft „Freundeskreis Gilching“ hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft einer Neonazigruppe angehört, die beim Oktoberfest am 3. 10. 09 den Ordner eines Zeltes mit rassistischen Parolen beleidigt und mit Sieg-Heil-Rufen provoziert haben soll. Nach Angaben der Lokalzeitung Starnberger SZ wird Appelt mittlerweile auch für ein Körperverletzungsdelikt vom Frühjahr 2009 am Gautinger Bahnhof verantwortlich gemacht.
Ron Appelt (Gauting), aus Döbeln stammender NPD-Bundestagskandidat im Wahlkreis Starnberg, hatte seine Wahlkampfaktivitäten mit Philipp Hasselbach gemeinsam durchgeführt und sich mit dem Münchner Neonazi für die Wahlen auch eine Internetpräsenz geteilt.
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