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Der Frankentag ging in die zweite Runde

Das Fest

Ähnlich wie bei klandestin veranstalteten Neonazikonzerten versuchten die Organisator_innen, den Ort der Veranstaltung im Vorfeld geheim zu halten. So wurde veranstalter_innenseitig lediglich ein Treffpunkt im Nachbardorf Bärnfels veröffentlicht, von welchem aus eine Weiterleitung zum Konzertort erfolgte. Das antifaschistische a.i.d.a-Archiv hatte den tatsächlichen Veranstaltungsort jedoch schon im Vorfeld recherchiert und publiziert.

Bei strahlendem Sonnenschein fanden etwa 300 Besucher_innen aus allen Teilen Bayerns, sowie aus Hessen und Thüringen den Weg zum Sommerfest. Das Wiesengrundstück, auf dem die Veranstaltung stattfand, war frisch gemäht. Um die Örtlichkeit von Außen schwerer einsehbar zu machen, wurden jedoch zwei Streifen hohes Gras stehen gelassen. Dazwischen patrouillierte stets eine Reihe von einheitlich in „Frankentag“-T-Shirts gekleideten Ordnern, darunter bekannte Aktivisten der Nürnberger Kameradschaftsszene. Diese waren damit beschäftigt, Journalist_innen und interessierte Bürger_innen zu fotografieren, welche der Veranstaltung ihrer Meinung nach zu nahe kamen. Unter den neonazistischen Fotografen fand sich auch der erst kürzlich wegen seiner „Anti-Antifa Aktivitäten“ zu einer Geldstrafe verurteilte Michael R. (Nürnberg).

Auf dem Veranstaltungsgelände waren mehrere Zelte und diverse Pavillons aufgebaut, als Bühne diente die Ladefläche eines LKWs. Von dieser Bühne aus brachten mehrere Redner ihre rassistische und offen neonazistische Hetze unter das Publikum. Neben Sven Skoda (Düsseldorf), Andre Kapke (Jena), Tony Gentsch (Töpen), Sebastian Schmaus (Nürnberg) sowie einem Vertreter des „Arbeitskreises der Russlanddeutschen“ gab es von Roman Graßl (A-Traun) und Zsolt „Elek“ Illés (Ungarn) auch zwei Grußworte internationaler Redner. Im Anschluss spielten mit „White Rebel Boys“ (Oberfranken), „Radikahl“ (Thüringen), „Last Pride“ (Erzgebirge) sowie „Lunikoff Verschwörung“ alle angekündigten Bands.

Jenseits der Bühne wurde auch an diversen Ständen neonazistische Propaganda geboten. So hatte beispielsweise Simon Fiedler (Wallersdorf) vom Musiklabel und Internetversand „2yt4u-Records“ einen Verkaufstisch aufgebaut, an dem die geneigte Kundschaft diverse Tonträger und Textilien mit gewaltverherrlichenden und neonazistischen Inhalten erwerben konnte.

Verkaufsstand auf dem Frankentag 2009

Weiter wurden auf dem Gelände Gegrilltes und Getränke angeboten, für den Nachwuchs gab es eine Kinderbetreuung mit Trampolin. Für etwaige Erste-Hilfe-Einsätze waren die nationalen „Ersthelfer“ rund um Christian Hehl (Ludwigshafen) vor Ort. Entspannte Familienfeststimmung wollte jedoch nicht so recht aufkommen, bestand doch ein Großteil des Publikums aus klassischen Neonazi-Skinheads. So dürfte es den Veranstalter_inen kaum gelungen sein, Besucher_innen von außerhalb der Szene anzulocken.

Gegenproteste

Gegen den „2. Nationalen Frankentag“ protestierten etwa 100 Nazigegner_innen nur wenige hundert Meter Luftlinie vom Veranstaltungsort entfernt. Neben dem „Bürgerforum Gräfenberg“ beteiligten sich die Gewerkschaft Ver.di, das „Nürnberg Bündnis Nazistopp“ sowie das „Antifaschistische Aktionsbündnis Nürnberg“ an den Protesten. Die Demonstrant_innen waren also mehrheitlich aus der Umgebung sowie aus Nürnberg angereist, Bürger_innen aus Geschwand ignorierten das Nazifest dagegen weitestgehend. Andere Geschwander Bürger_innen hatten gar ausgerechnet am Ort der Gegenkundgebung ein Transparent gegen „Linke und Rechte“ aufgehängt und setzten somit diejenigen, die die ständig auch in Bayern politisch beschworene Zivilcourage zeigten, mit dem neonazistischen Mob gleich.

Das beharrliche Wegschauen und Tolerieren der neonazistischen Umtriebe auf der „Nazi-Wiese“ zwischen Geschwand und Bärenfels durch staatliche Institutionen und Zivilgesellschaft wurde von Redner_innen u. a. des „Bürgerforums Gräfenberg“ (welche in ihrer Stadt seit mehreren Jahren regelmäßig von Neonaziaufzügen heimgesucht werden) deutlich kritisiert. Anstelle des Ignorierens sei eine aktive Auseinandersetzung mit der Problematik des Neonazismus notwendig!

 

Siehe dazu auch den im Vorfeld des „Frankentags“ publizierten Artikel von Robert Andreasch: „Landser in Obertrubach“ auf www.aida-archiv.de.

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