Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

Holocaustleugnung im Münchner Landgericht

Mahler und die Münchner Naziszene:

Am Nachmittag, sieben quälende Stunden nach Prozessbeginn, verlieren sich nur noch wenige Menschen im Saal B 266 des Münchner Landgerichts. Die meisten Journalisten sind so kurz vor Redaktionsschluß längst weg, jetzt harren nur noch unverbesserliche Nationalsozialisten aus: Die Münchner NPD- und BIA-Aktivistin Renate Werlberger ist darunter, auch Manuel und Sabrina Heine sowie Philipp Hasselbach von den „Freien Nationalisten München“. Zu den Münchner Neonazis setzte sich Horst Mahler bereits in der Mittagspause in der Kantine an den Tisch. Vom Kopfende aus dozierte er in großen Worten. In den Zuschauerreihen des Gerichtssaals sitzen ansonsten nur noch ein paar Männer. Sie nennen sich selbst „Reichsbürger“  und fahren ihrem Idol Horst Mahler und den anderen Holocaustleugnern zu Prozessterminen, Haftentlassungen u. ä. in jeden Winkel der Republik hinterher, es sind immer die gleichen.

Horst Mahler
redet unbeirrt von der kümmerlichen Kulisse von „immer mehr Menschen in aller Welt“, die das „Sprechverbot“ „nicht mehr schreckt“, vom „Widerstandswille“ gegen das „Interesse der Judenheit“, der „nie stärker gewesen sei“ und steigert sich immer mehr in seinen antisemitischen Wahn hinein. Die „Begründungen“ seiner „Beweisanträge“ werden immer wirrer, in einem einschläfernden Monolog reiht er seine altbekannten Floskeln aneinander, vom „Pseudostaat Israel“, dem „Bethlehem Mannheim“ und der „Geburtskirche Landgericht“ über den „Holocaustmythos“ springt Mahler zum „Raubwährungssystem“, kommt von der „iranischen Atombombe“ zum „Joch Jakobs“, das nun „alle Völker brechen“ müssten, auch das deutsche, im „Kernland des Holocaustschuldkults“ . Da sei dann die „jüdische Weltherrschaft im Handumdrehen vernichtet“, der „neue Nationalsozialismus“ würde dann die „Volksgemeinschaft“ – bringen? Was genau, bleibt offen, die meisten Sätze haben längst jede innere Logik verloren und manchmal auch ihr Prädikat.

Nur einmal ist der frühere Hegel-Fan Mahler wieder im sicheren Fahrwasser, da hetzt er von „tödlichen Geschichtslügen“, die „Deutschlands Antlitz entstellen“, vom „Geist, der organisiert“, zitiert als ehemaliger NPD-Anwalt die Partei-Parole vom „organisierten Willen“ und schwärmt vom „wieder handlungsfähigen Deutschen Reich“. Dies, so entfährt es Mahler plötzlich selbst, sind jedoch Textbausteine aus der Begründung eines Antrags in Mahlers derzeit laufenden Potsdamer Prozess, mit dem eben gestellten „Beweisantrag“ hat all das nichts zu tun, vom Richtertisch gibt’s prompt eine Rüge. Mahler reagiert gereizt: „Auch unter Besatzungsgewalt stehend bleiben Sie dem Deutschen Reich verantwortlich“ bellt er den Vorsitzenden Richter an und droht: „Sie erwartet nach den Gesetzen des Deutschen Reiches die Todesstrafe“. Das ist eine unverhohlene Drohung, und gleichzeitig gehört auch sie längst zum langweiligen Standardrepertoire an „Textbausteinen“ bei Horst Mahler, Sylvia Stolz und Co.. Endlich beginnt sich die Zweite Strafkammer jetzt aber gegen die Hetztiraden Mahlers konsequenter zu wehren: Mahler darf seine Anträge ab sofort nur noch schriftlich einreichen. Und die Sitzung wird bis morgen unterbrochen.

Seiten: 1 2

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen