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Katholischer Bischof marschiert mit Rechtsterroristen

Gemeinsamkeit 3: Festhalten an starren Geschlechterrollen

Mit einer Verspätung von Jahrzehnten haben christliche Fundamentalisten (Fels, Die Wende e. V., Freundeskreis Christa Meves u.v.m.) und die extreme Rechte (FPÖ, Ring Nationaler Frauen, Junge Freiheit, Institut für Staatspolitik u.v.m.) offenbar erst jetzt mitbekommen, dass die in der Moderne einst als selbstverständlich akzeptierte Existenz der zwei Geschlechter Mann und Frauen längst fließend und variabel geworden ist. Geschlecht muss als soziale Konstruktion verstanden werden. Die extreme Rechte sieht dadurch ihre Grundlagen, Biologismus und Essenzialismus in Gefahr: Selbst im zurückliegenden Landtagswahlkampf ging es im NPD-Flugblatt „Beckstein muss weg“ um das derzeitige Lieblingsthema der Rechten, die Gender-Debatte. „Unser Volk sollte nicht aussterben, weil verantwortungslose Gender-Strategen die Geschlechter abschaffen wollen“, schrieb die Bundessprecherin des Rings Nationaler Frauen, Gitta Schüßler.

Gemeinsamkeit 4: Patriarchales Frauenbild

Grundlage des patriarchalen Frauenbildes ist der Biologismus, „Unterschiede“ zwischen „Mann“ und „Frau“ seien demnach „biologisch“ festgelegt oder „gottgegeben“. Die Gebärfähigkeit steht dabei im Mittelpunkt: der gesellschaftliche Nutzen der Frau ist das Gebären.  Die angeblich unterschiedlichen „Eigenschaften“ der Menschen werden dann auf „Völker“ ausgeweitet, die auch unterschiedliche „Eigenschaften“ und „Wesenseigenschaften“ hätten. Davon abgeleitet wird dann der „Nationenbegriff“, in dem das „Volk“ die Substanz bildet. Bei der verbotenen neonazistischen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ hieß es einst, das wesentliche Naturgesetz sei  „die Verschiedenheit der Menschen untereinander, nicht nur zwischen den Rassen und Völkern, sondern vor allem zwischen den Geschlechtern.“ Die Programme der Rechten basieren also auf einer sexistischen Ideologie, und auch bürgerlich-konservative Kreise lehnen sich an dieses Weltbild an.

Eine zunehmend nationalistischer werdende Stimmung in Deutschland kann so auch eine reaktionärere Familien- und Frauenpolitik nach sich ziehen. Und eine konservativere Frauen- und Familienpolitik kann umgekehrt eine härtere Gangart in der Migrations- und Integrationspolitik heißen. Das Macht- und Gewaltverhältnis von Männern über Frauen hat dabei für rassistische Muster eine besondere Bedeutung: Schon heute durchzieht den rassistischen Alltagsdiskurs oft die Redefigur, „deutsche Frauen“, gleichzeitig eigentlich „Frauen von Deutschen“, würden von sog. „Ausländern“ (nicht von: Männern) besonders häufig bedroht oder belästigt.

Über eine männlich-sexistische Zuordnung verlief die Grenze zwischen „Wir“ und „Ihr“ in ihrer mörderischsten Konsequenz auch im Nationalsozialismus: wenn ein sogenannt „fremder“ Mann mit einer deutschen Frau zusammen war, verletzte er die Grenze, die Nazis nannten das „Rassenschande“. Die Wiederherstellung der männlich bestimmten sozialen Ordnung verlief dann über Gewalt und Diffamierung der Frau und des Mannes. Verbal weitergeführt wird diese Linie heute in den ständigen Aufrufen zu Mord und Vergewaltigung durch deutsche Rechtsrockbands der militanten Kameradschaftsszene. Im Nationalsozialismus wurden somit freiwillige Liebesverhältnisse bestraft, und nicht die Massenvergewaltigungen durch deutsche Soldaten und Einsatzgruppen. Frauen, die im Nationalsozialismus „fremde“ Männer heirateten, wurden aus der deutschen Volksgemeinschaft ausgeschlossen. Bis in die 60-er Jahre des letzten Jahrhunderts bestimmte sich danach übrigens die staatsbürgerliche Zugehörigkeit von Frauen.

Die zentrale Unterscheidung politischer Positionen stellt der Begriff der Gleichheit dar. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die dafür kämpfen, dass alle Menschen gleich sind, und auf der Grundlage dieser Gleichheit „ohne Angst verschieden“ sein können (Adorno). Der Kampf gegen die Ursachen gesellschaftlicher Ungleichheit folgt daraus zwingend.
Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die die Menschen als ungleich unterteilen. Diese marschierten am Samstag gemeinsam durch München.

Dieser Artikel basiert auf dem Manuskript eines Redebeitrags, gehalten auf der Kundgebung „My body – my choice!“ des Antisexistischen Aktionsbündnis München (asab_m) am 4.10.2008.

 

 

 

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