Dass beim „Tausend Kreuze für das Leben“-Marsch am Samstag in München neben christlichen Fundamentalist_innen auch Teile der Münchner Neonaziszene aufmarschierten, kommt nicht von ungefähr: Die Ideologie der sich selbst zynisch „Lebensschützer“ nennenden Abtreibungsgegner_innen ist nicht frei von Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und von einer Verharmlosung des Nationalsozialismus.
„Jeder ist willkommen“
Untereinander gibt es kaum Probleme in der „gespenstischen Allianz“ (TZ) . Lediglich, dass sich ein kleiner Block der selbsternannten „Freien Nationalisten München“ zum Gebet unterwegs nicht hinkniet, verstimmt die Veranstalter_innen um Wolfgang Hering. Im Vorfeld hatte sich Herings Organisation „Euro Pro Life“ gegenüber dem NPD-Blog (www.npd-blog.info) auf Anfrage geweigert, sich von den Neonazis zu distanzieren: „Jeder, der von Herzen in diesem Anliegen mit uns mitbeten möchte, ist willkommen.”
Man teilt sich auch die Feinde: Die gemeinsamen Feinde sind am Samstag Nachmittag zum einen Linke und Antisexist_innen, die mit Lärm, kreativen Aktionen, wandernden Riesenkondomen und dem ein oder anderen Blockadeversuch den Marsch torpedieren. Zum anderen die Medien: die Einen halten Pressefotografen die behandschuhte Hand vors Objektiv, die Anderen eben den Rosenkranz. Neonazistische Anti-Antifa-Aktivisten fotografieren und bedrohen Gegner_innen und Pressevertreter_innen. Darunter sind welche aus dem Kreis der sog. „Anti-Antifa Nürnberg“. Auch Thomas Schatt, ebenfalls verurteilt wegen Mitgliedschaft in einer (rechts-)terroristischen Vereinigung, versucht, Gegendemonstrant_innen zu fotografieren. Homophobe und sexistische Sprüche, so berichten es Anwesende, sind im gesamten Demo-Zug nicht selten. Die Veranstalter lassen zwei junge Männer aus dem Marsch werfen, weil sie sich küssen. Dem einen jungen Mann schlägt ein Christ noch ein Marienbild auf den Kopf. Die Teilnehmenden singen dazu: „Dona nobis pacem“ – „Gib uns deinen Frieden“.