Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

Rechte Störaktion zum Münchner CSD

Image

Foto: M. Haugg

Auch dieses Jahr nutzte die Münchner Neonaziszene das Bühnenprogramm des CSD (Christopher Street Day) am Münchner Marienplatz für eine Störaktion. War es im Jahr 2007 nur Philipp Hasselbach mit einem Papierschild, hielten dieses Jahr mindestens zehn vorwiegend männliche extreme Rechte zu Beginn der Rede von OB Christian Ude (SPD) weiße Plakate mit provokativen Slogans in die Höhe. OB Ude reagierte in seiner Rede als Schirmherr des CSD darauf mit Souveränität – und mit dem Aufruf ans Publikum, sich nicht zu Gewalt provozieren zu lassen.

Die Aufschriften der Plakate waren in erster Linie gegen den Auftritt des CSD-Schirmherrn Christian Ude gerichtet, aber auch die sexuelle Orientierung von Ude und seiner Frau war Zielscheibe der beleidigenden Agitation auf den dümmlichen Plakaten. „Ist Christian Ude schwul?“ hieß es da, oder: „Ist Edith von Welser-Ude lesbisch?“.

Etwas bemühter waren da schon Formulierungen, mit denen die Neonazis ihre familienpolitischen Anliegen deutlich machten. Mit Aufschriften wie „Familie=Vater+Mutter+Kind“ oder „Toleranz mit Grundwerten“ wählten die Neonazis Slogans, die mit einem klassisch-konservativen Familien- und Gesellschaftsbild vereinbar sind. Gleichzeitig transportierten die Rechten damit ihr aktuelles Steckenpferd, den Kampf gegen die variable Geschlechterrollenverteilung und das „Gender Mainstreaming“. Homophobe Parolen überwogen jedoch, so hieß es z. B. in typischer perfider Täter-Opfer-Verdrehung: „Therapie für Heterophobie“.

 

Neonazi-Plakate beim CSD

12. Juli 2008: Neonazi-Plakate beim CSD (Foto: M. Haugg)

Nicht zuletzt war die Störaktion von ganz rechts klar gegen den politischen Kern der schwullesbisch-transsexuellen Veranstaltung gerichtet. Auf Nazi-Parolen wie „Keine Zwangshomosexualisierung“ oder „Keine Provokation mit Adoption“ reagierte das Publikum jedoch beherzt und entriss den Rechten teilweise die Plakate. Unter Pfiffen und „Nazis raus“-Rufen der CSD-TeilnehmerInnen wurde die rechte Gruppe von der Polizei nach ca. 10 Minuten aus der Menge entfernt und ihnen ein Platzverweis erteilt.

Die Polizei ermittelt wegen Beleidigung und des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, eventuell wird die neonazistische Provokation als nicht angemeldete Demonstration eingestuft. Unter den Neonazis auf dem Marienplatz befanden sich Kameradschaftsmitglieder der „Kameradschaft Erding“, Mitglieder der „Freien Nationalisten München“ und der NPD, wie z.B. Philipp Hasselbach, Mike Nwaiser und Sven Grams, auch Norman Bordin bezichtigte sich am nächsten Tag selbst, an der Störaktion teilgenommen zu haben.

Einen Tag nach dem Vorfall veröffentlichten die „Freien Nationalisten München“ einen Bericht über die Aktion auf ihrer Homepage. Mit verhetzenden Phrasen sparten die Neonazis dabei nicht, z. B. schreiben sie von „zahlreichen AIDS-Kranken“. Die diskriminierende Sprache der Meldung zeigt, dass die Störaktion in erster Linie die SPD in Person des OB Ude treffen sollte. Im ganzen Kontext muss die Störaktion aber auch als eine politische Demonstration der Rechten betrachtet werden. Die extreme Rechte propagiert Homophobie und ein völkisch-inspiriertes Familienbild, und ergänzt es zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen.

 

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen