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Schlammschlachten unter Parteifreunden

Zum Bundesparteitag in Bamberg hatten die unter- und mittelfränkischen "Rebellen" noch einen Antrag einbringen wollen, mit dem sie ihre Ablehnung jeglichen Kontakts zu Staats- oder Verfassungsschutz absegnen lassen wollten – damit wollten sie freilich vor allem die bayerische Landesführung treffen, der sie zu enge Kontakte zu diesen Behörden vorwerfen. Laut der offiziellen Parteitags-Dokumentation wurde der Antrag zurückgezogen. Allerdings will nun diese "Recherchegruppe" wissen, dass statt dessen ein abgeänderter "Initiativantrag" verabschiedet worden sei, der sich freilich mit seinen allgemein gehaltenen Formulierungen und dem Verzicht auf Androhungen von Sanktionen als Luftnummer ohne größere reale Bedeutung darstellt.

Der geschwätzigen "Recherchegruppe", die mit detaillierten Erzählungen über diverse Vorgänge im Landesvorstand aufwartete, fiel offenbar die Ironie nicht auf, als sie aus einer parteiinternen Erklärung einen Leitsatz des Landesvorstandes zitierte: "Interna der Partei werden grundsätzlich nicht an Außenstehende weitergegeben." Doch auch die Gegenseite spart mittlerweile nicht mit persönlichen Attacken und Diffamierungen: In Kommentaren in dem Neonazi-Forum wird dem unterfränkischen Bezirksvorsitzenden Uwe Meenen ("ein Basisversager") unterstellt, er habe sich "vor kurzem in einer Würzbürger Kneipe mit der politischen Polizei getroffen". Außerdem "hört man", so die anonyme Nazi-Gerüchteküche, dass Meenen (Jahrgang 1965) "jetzt seinen Vorruhestand beantragen will" – ein Versuch, den "Parteifreund" als Sozialschmarotzer hinzustellen.

Tatsächlich geht es bei den innerparteilichen Schmutzkampagnen jedoch nicht nur um persönliche Animositäten, sondern um handfeste Differenzen der politischen Strategie. Im Januar hatte der Spiegel über NPD-interne e-Mails berichtet und dabei aus einer Meenen-Mail zitiert. Der laut Gerüchtemachern baldige Vorruheständler hatte darin vor einer Ausgrenzung von Neonazis gewarnt, weil dann "junge und revolutionäre Kräfte sich der Mitarbeit im Landesvorstand künftig verweigern" würden. Nun scheint der Zwist zwischen den auf bürgerlicher Fassade erpichten bayerischen Funktionären und der Rabauken-Fraktion auf einen geräuschvollen Showdown hinzusteuern.

[Der Artikel erschien erstmals am 31.5.08 auf redok.de. Die Veröffentlichung auf aida-archiv.de erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors]

 

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