Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

Rechter Professor vor die Tür gesetzt

Leipzig. Der als Honorarprofessor tätige Filmemacher Michael Vogt wird nicht mehr an der Universität Leipzig unterrichten. Das Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft hat gestern beschlossen, die Zusammenarbeit mit Vogt zu beenden, wie heute bekannt wurde.

An der Entscheidung konnte offenbar auch eine Anhörung Vogts über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nichts mehr ändern. Vor zwei Wochen war die bis dahin schon einige Tage lang zunächst intern schwelende Debatte am Leipziger Institut öffentlich bekannt geworden. Sowohl die Institutsleitung wie auch Vogt hatten Erklärungen abgegeben; auf Anraten des Instituts hatte Vogt seine Lehrveranstaltungen zunächst ausfallen lassen.

Der Studentenrat der Uni hatte bereits am Mittwoch Abend die Abberufung Vogts gefordert. Nach Sichtung der Beweislage sei ein solcher Professor „nicht mehr haltbar“. Am gestrigen Donnerstag kamen die Vorwürfe zur Sprache, doch Vogt stritt offenbar immer noch ab, was aufgrund von Zeugenaussagen gegenüber Medien erhärtet worden war. Dem Leipziger Uni-Radio mephisto 97.6 sagte Henrike Böhm vom Studentenrat über die Vogt-Anhörung: „Seine Strategie war so, dass er Teile der Vorwürfe abgestritten hat und die anderen Vorwürfe relativiert hat“.

Führende Funktionäre der „Republikaner“ (REP), deren Bundesvorsitzender Rolf Schlierer und sein Stellvertreter Johann Gärtner, hatten gegenüber Spiegel online bestätigt, sie seien Vogt bei dem Rechtsaußen-Treffen in Straßburg begegnet. Vogt beharrte jedoch darauf, an dem fraglichen Tag gar nicht in Frankreich gewesen zu sein.

Tatsächlich scheint eine Verwechslung ausgeschlossen, denn die REP-Funktionäre kennen Vogt schon seit geraumer Zeit. Schlierer und Vogt waren in ihrer Studienzeit in den 1970er-Jahren Funktionäre in der Deutschen Burschenschaft. Gärtner hatte gegenüber Spiegel online gesagt, er sei durch die Anwesenheit der führenden NPD-Funktionäre „geschockt“ gewesen: „Da war ich erfreut, Professor Michael Vogt zu sehen, den kenne ich schon lange.“

Nach dem Bericht des Uni-Radios war im Leipziger Institut durchaus schon früher aufgefallen, dass Filme von Michael Vogt auch auf rechtsextremen Veranstaltungen gezeigt wurden. Doch Vogt habe das stets schlüssig relativieren können, zitiert der Sender den Institutsleiter Michael Haller. „Aufmerksam wurden wir durch Studenten, denen im Vorfeld des Jubiläums der Nürnberger Prozesse wieder verstärkt Aktivität auffiel und deshalb haben wir veranlasst, genau nachzuprüfen.“

Ergebnis dieser Nachprüfung war, dass der Institutsrat nach dem Gespräch mit Vogt die Reißleine zog und die Zusammenarbeit ab sofort einstellt. Bei der Fakultät und der Universitätsleitung wird das Institut einen Antrag auf Beendigung der Lehrtätigkeit Vogt an der Uni Leipzig in die Wege leiten, wie es in der Mitteilung des Instituts heißt.

Offenbar ist damit ein Widerruf der Bestellung als Honorarprofessor gemeint. Damit wäre Vogt auch seinen Professorentitel los, denn anders als bei regulären Professuren kann dieser akademische Titel wieder entfallen, wenn eine Bestellung zum Honorarprofessor durch Widerruf oder Verzicht beendet wird. Über das Recht zur Weiterführung des Titels hat dann laut dem Sächsischen Hochschulgesetz der Rektor der Universität zu entscheiden. Eben jener Vogt-Professorentitel war nicht selten in rechtsextremen Kreisen als „Gütezeichen“ für die Präsentation geschichtsrevisionistischer und Nazi-apologetischer Thesen verwendet worden.

[Der Artikel erschien erstmals am 23.11.07 auf redok.de. Die Veröffentlichung auf aida-archiv.de erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors]

Weitere Artikel zum Thema:

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen