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Extrem rechte Band „Allerseelen“ will in Münchner Diskothek auftreten

Die Band Allerseelen veröffentlichte bis dato mehrere CDs, sog. Split-Singles und beteiligte sich an diversen Samplern, die der Hommage an verschiedene „Persönlichkeiten“ dienen sollten. Genannt seien hier Sampler zum Gedenken an Leni Riefenstahl (der vom extrem rechten, vom Verfassungsschutz beobachteten, VAWS-Verlag produziert wurde), an Ernst Jünger oder an den italienischen faschistischen Theoretiker Julius Evola. Eine Rezension des Evola-Buches „Den Tiger reiten“ durch Gerhard Petak in der extrem rechten Berliner Wochenzeitung „Junge Freiheit“ ist ebenfalls eine deutliche Ehrerbietung an den faschistischen Autor Evola. Zur Erinnerung: Evola schrieb u. a.: „Wir machen Schluss mit jeder Schwäche, mit jeder Nachsicht gegenüber allem, was von der semitisch-christlichen Wurzel herkommt. Anti-Europa, Anti-Semitismus, Anti-Christianismus, das ist unsere Losung.“

Im Jahre 1994 erschien die Split-Single „Ernting/Walked in Line“ der Bands Allerseelen und der extrem rechten amerikanischen Formation Blood Axis. Blood Axis um den Rechtsextremisten
Michael Moynihan interpretierten darauf den „Joy Divisions“-Klassiker „They walked in line“ auf ihre Weise:  Der kritisch-distanzierte Originaltitel „They walked in line“ wurde zu „We walked in line“ umgearbeitet und das Lied mit dem Klang marschierender Stiefel unterlegt. Zusätzlich wurde ein Sample aus einer Rede Adolf Hitlers hinzugefügt: „Unsere Volksgemeinschaft wird sich nicht und niemals fügen. Das, was wir denken in dieser Stunde, das, was Euch am höchsten ist, dessen wollen wir nun gedenken!“. Die Cover-Version ist so zu einer ungebrochenen Hymne an die faschistische Ästhetik von Kraft und Gewalt geworden.

Allerseelen veröffentlichten im Jahr 1998 wieder gemeinsam mit Blood Axis eine Split-Single unter dem Titel „Käferlied/ The March of Brian Boru“. Moynihan sagte in einem Interview mit dem Magazin „No longer a Fanzine“: „Einerseits denke ich, dass die Zahl 6 Millionen nur zufällig und ungenau und wahrscheinlich eine grobe Übertreibung ist. Ich habe revisionistische Bücher gelesen, die gut gegen den Holocaust- ‚Kanon’ argumentieren, und selbst die jüdischen Historiker verändern fortlaufend ihre Ansprüche. Doch mein Hauptproblem bezüglich der Revisionisten ist, dass sie von der Annahme ausgehen, das Töten Millionen unschuldiger Menschen sei als solches ‚böse’. Mehr und mehr neige ich zur entgegengesetzten Schlussfolgerung. Ich geriete nicht aus der Fassung, wenn ich herausfände, dass die Nazis jede ihnen zugeschriebene Grausamkeit begangenen hätten – ich zöge es vor, wenn es wahr wäre“. Auf diese Split-Single wurde dann auch im Magazin des internationalen Neonazi-Netzwerks „Blood & Honour“ hingewiesen.

CDs und Konzertplakate von Allerseelen sind oft mit einschlägiger rechter Symbolik gestaltet, z. B. mit dem als „Schwarze Sonne“ bezeichneten Sonnenrad aus 12 Sig-Runen, kopiert aus dem Bodenmosaik der SS-Zentrale Wewelsburg bei Paderborn.

Petak alias Kadmon vergleicht Kritik an der extrem rechten  Ideologie, die er mit seiner Musik transportiert, ausgerechnet mit der Judenverfolgung im Dritten Reich. So formulierte Petak in einem Szene-Magazin: „Offenbar braucht jede Kultur ein Hexenmal, einen Judenstern. (…) Heute ist der Faschismusvorwurf gegen die industrielle Musik und Dark Wave ein Judenstern. (…) Die Judensterne sehen heute anders aus, es sind ariosophische völkische Zeichen, Runen, Thorshammer, Kruckenkreuz, Hakenkreuz.“

Zusätzlich neben der Band Allerseelen nutzte Petak seine Zeitschrift „Aorta“ (die er später in „Ahnstern“ umbenannte) als Möglichkeit, seine Ideologie zu verbreiten. In den beiden Publikationen findet sich ein obskurer Mix aus Heidentum, Nazi-Esoterik und völkischem Denken. Neben Huldigungen an die bereits genannten Julius Evola und Corneliu Z. Codreanu, veröffentlichte Petak hier u.a. Artikel über sog. Flugscheiben, die als „geheime Wunderwaffen“ der Nazis verklärt werden. Nach gerade in extrem rechten Kreisen weit verbreiteten Theorien seien diese Flugscheiben u.a. in Neuschwabenland (in den Jahren 1938 und 1939 war dieses Antarktis-Gebiet Ziel einer SS-Expedition) stationiert worden. Eine „Rest-SS“ habe sich bis 1955 in Neuschwabenland aufgehalten. „Neuschwabenland“ ist im Übrigen auch der Titel einer Allerseelen-CD.

Es liegt auf der Hand, dass die extreme Rechte von Kadmons Arbeiten angetan ist. Schon 1993 lobte das neonazistische Strategieorgan „Nation & Europa“ die verschiedenen Ausgaben von „Aorta“. Knapp zwei Jahre später wurden Kadmons Aktivitäten in der extrem rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ vorgestellt, die extrem rechten „Staatsbriefe“ druckten in weiten Teilen die achte „Aorta“-Ausgabe ab.

 

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