Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

Münchens brauner Gürtel

 

 

Zwischen Mittenwald und Murnau liegt Garmisch-Partenkirchen. Hier sind die Hinterlassenschaften der NS-Zeit noch deutlich zu sehen und die Einwohner sind stolz darauf: Das Olympiastadion mit den kraftstrotzenden Germanen-Figuren ist beliebtes Ausflugsziel. Hier feierten die Nazis 1936 mit den Winterspielen die Generalprobe für die große Propaganda- Show der Olympischen Spiele in Berlin. Bevor die internationalen Athleten eintrafen, hatte man die „Juden raus“-Schilder rund um Garmisch vorsorglich abmontiert – ebenso die Schilder an der Verbindungsstraße nach München, die Juden vor Kurven aufforderten, schneller zu fahren.

Als Garmisch-Partenkirchen, das sich noch immer „Olympiadorf“ nennt, 1996 die 60. Wiederkehr der Nazi-Spiele feierte, standen solche Details natürlich nicht in der Festschrift. Kein Wunder: Hatte der Bürgermeister doch darauf bestanden, dass die Chronik von Gert Sudholt verfasst wurde, dem langjährigen Vorsitzender der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik und Besitzer der Verlagsgemeinschaft Berg (VGB), zu der gleich drei rechtsextreme Verlage gehören.

Sudholt, Autor des im Gefängnis verfassten Buches „In Haft – Persönliches und politisches Tagebuch eines deutschen Verlegers“, schätzt das Voralpenland. Jahrelang residierte der Herausgeber des inzwischen eingestellten rechten Strategie- und Theorieorgans Opposition am Starnberger See. Als ihm baurechtlicher Ärger drohte, siedelte er an den Ammersee über. In der „Alten Brauerei“ in Stegen, einem Kulturzentrum, hat Sudholt nun eine neue Heimat für seine Verlage gefunden. Vor seinem Büro liegen Bücher von Horst Mahler und Franz Schönhuber. Unklar bleibt, ob der Besitzer der „Alten Brauerei“, ein Rechtsanwalt aus Starnberg, den verurteilten Volksverhetzer Sudholt aus Überzeugung oder aus Geldnot nach Stegen holte.

Geldnot kennt Dr. Gerhard Frey nicht: Auf 250 Millionen Euro wird sein Vermögen geschätzt. München ist die Zentrale seiner Deutschen Volksunion (DVU) und seines Verlags- und Zeitungsimperiums. Frey hat stets gute Beziehungen zu Leuten gepflegt, die nach 1945 im politischen Zentrum der Bundesrepublik waren: Zum Gründer und ersten Chef des Bundesnachrichtendienstes, Reinhard Gehlen, ebenso wie zu dem Münchner Rechtsprofessor und einstigen bayerischen betreten.

Kultusminister Theodor Maunz, der nicht nur den Kommentar zum Grundgesetz verfasste, sondern der DVU auch mit juristischen Gutachten aushalf und unter Pseudonym in Freys Nationalzeitung publizierte.

Gerhard Frey wohnt vor den Toren Münchens und kann darauf vertrauen, in Ruhe gelassen werden. So wie der Theresienstadt-Schlächter Anton Malloth, der jahrelang in einem Altersheim in Pullach residierte; so wie die „Stille Hilfe“, die von München aus NS-Verbrechern wie ihm finanziell unter die Arme greift.

Denn in München legt man zwar Wert darauf, nicht mehr Hauptstadt der Bewegung genannt zu werden, lässt aber gleichzeitig Neonazis weitgehend gewähren. Während der sich gerne links-liberal gerierende Oberbürgermeister den linken Protest gegen die Nato-Sicherheitskonferenz 2002 mit einem bis dahin nie da gewesenen totalen Demonstrationsverbot zu unterbinden suchte, dürfen Neonazis in München immer marschieren.

Seiten: 1 2 3

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen