(F-) Tuol/Bayreuth. 2000 Neonazis aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und Frankreich fahren zu einem Konzert des militanten, internationalen Neonazinetzwerks „Hammerskin Nation“ in die lothringische Kleinstadt Tuol. Auch ein Reisebus voll bayerischer Neonazis, die ihren Bus bei einer Firma aus Bayreuth gechartert haben, kommt zum Konzert.
Angekündigt sind die sieben Neonazibands „Blutzeugen“ (Deutschland), „Der Stürmer“ (Griechenland), „Division Germania“ (Deutschland), „Moshpit“ (Deutschland), „Sturmwehr“(Deutschland), „Vérszerödés“ (Ungarn) und „Wolfsfront“ (Deutschland). Den ursprünglich für die Schweiz angekündigten, letztendlichen Konzertort haben die Neonazis nur über konspirative Infotelefonnummern und verschiedene Schleusungspunkte erfahren. Das sogenannte „Hammerfest“ findet in einer Industriehalle in der Rue de l’escadrille des cigogne (Storchenstaffelstraße) im Gewerbegebiet statt.
Die „Frankfurter Rundschau“ berichtet vom Geschehen in und vor der Halle:
„In den Texten von Bands wie ‚Sturmwehr‘ geht es um Blut, Ehre, Volk und Vaterland, um ‚Neger‘, die es zu erledigen gilt, um Juden und Türken. Eine solche Zeile lautet: ‚Wir werden Terroristen sein, wir räumen hier auf, wir räuchern sie aus, macht der Rattenbande den Garaus.'“
Es erscheint keinerlei Polizei. Von Medienvertreter_innen schließlich informiert, ist den Beamt_innen selbst das Netzwerk der „Hammerskins“, dessen elsässisches Chapter in Tuol seinen Sitz hat, völlig unbekannt. In Deutschland ist die Ignoranz der Behörden ähnlich: Führende Neonazis des Kameradschaftsdachverbands „Freies Netz Süd“ gehören der internationalen elitären „Hammerskin Nation“ an. Im aktuellen bayerischen Verfassungsschutzbericht werden die „Hammerskins“, die sich in Bayern in gleich mehreren Chaptern organisieren, jedoch mit keinem Wort erwähnt.
Siehe auch: Artikel in der „Frankfurter Rundschau“ (Online-Fassung, www.fr-online.de) vom 4. November 2012.