Wörth an der Isar (Lkr. Landshut). In der Nacht zu Samstag entdeckt ein Bewohner der Unterkunft für Asylbewerber_innen in der Landshuter Straße Feuer in der Küche und alarmiert um 0.55 Uhr die Einsatzzentrale der Polizei beim Polizeipräsidium Niederbayern. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte gegen 00.59 können die elf Bewohner_innen, die sich im Haus aufhalten, das an drei unterschiedlichen Stellen brennende Feuer löschen. Die Menschen können anschließend das Gebäude unverletzt verlassen. Zwei Feuerwehrtrupps gehen unter schwerem Atemschutz ins Gebäude zu Nachlöscharbeiten. Im vom Haupttrakt getrennten Garagentrakt entdecken sie dabei ein weiteres Feuer und löschen es. Es entsteht ein Sachschaden von mehreren hundert Euro.
Der oder die Täter/_innen hat/haben sich durch eine Hintertür Zugang zu dem ehemaligen Gasthaus verschafft, die von den Bewohner_innen nicht einmal abgeschlossen werden kann und quasi durchgehend offen steht. „Dies stellt auch weiterhin ein enormes Sicherheitsrisiko für die Flüchtlinge dar, das vom Landratsamt Landshut fahrlässig hingenommen wird“, kritisiert Till Seidemann von der „Karawane Landshut für die Rechte der Flüchtlinge und Migrant_innen“.
Nachdem der Täter bzw. die Täter_innen sich Zutritt verschafft hat/haben, werden Wasserleitungen geöffnet und ein Waschraum in der Nähe der Küche geflutet. In der Küche selbst wird der Inhalt der Kühlschränke auf dem Fußboden verteilt und mit Abfällen, die unterhalb von Stromleitungen platziert werden, werden mehrere Feuer gelegt.
Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Landshut gehen angesichts der vier Brandstellen von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Die Polizei veröffentlicht einen Zeugenaufruf, aber keine Einzelheiten zu Tat und Tatmotiv: „Über die Motivlage des oder der Täter ist nichts bekannt. Aus ermittlungstaktischen Gründen können derzeit keine weiteren Details veröffentlicht werden“, heißt es in der Pressemeldung des Polizeipräsidiums Niederbayern.
Nach Angaben der „Karawane Landshut“ ist das Gebäude in der Vergangenheit mit rechten Parolen beschmiert worden. Ein Sprecher des Landratsamtes Landshut berichtet zudem Medienangaben zufolge am Wochenende, dass es in den vergangenen Monaten mehrmals neonazistische Drohungen im Internet gegen Mitarbeiter_innen gegeben habe, die für die Situation der Asylbewerber im Landkreis zuständig sind. Das Landratsamt habe daraufhin Staatsanwaltschaft und Polizei eingeschaltet.
Der neonazistische Kameradschaftsverband „Freies Netz Süd“ (FNS) und das im FNS organisierte „Nationale Bündnis Niederbayern“ (NBN) haben auf ihren jeweiligen Internetpräsenzen (aktuell von den Neonazis Roy Asmuß aus Teising (FNS) bzw. Daniel Petzold aus Mettenheim (NBN) verantwortet) im Mai 2012 in Artikeln die Asylbewerber_innenunterkunft in Wörth an der Isar in Wort und Bild thematisiert und gegen Familienangehörige des Landshuter Landrates Josef Eppeneder agitiert. Die Neonazis bezeichnen sich dabei selbst als „seit geraumer Zeit gegen Asylmissbrauch und Verausländerung in den bayerischen Gemeinden aktiv“ und haben beide Artikel mit einer rassistischen Parole (Heute seid ihr tolerant und morgen fremd im eigenen Land!“) garniert.
Die Migrant_innen in Wörth an der Isar sind äußerst besorgt. „Im Moment sind wir sehr erschüttert von dem was passiert ist. Es ist sehr schwierig für uns, nachts unsere Zimmer zu verlassen, da wir Angst haben, dass so etwas noch einmal passiert“, berichtet ein junger Bewohner des Lagers.