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15. März 2020

München. Mehr als 40 Künstlerinnen und Künstler aus Südbayern und München kreieren am Sonntag über mehrere Stunden lang in einer legalen Sprüh-Aktion an der Tumblingerstraße ein riesiges Wand-Graffiti, das an die „Weiße Rose“ erinnert. Auf einer Länge von ca. hundert Metern sowie einer Höhe von bis zu acht Metern malen sie dabei mit großem Aufwand die Konterfeis von Hans und Sophie Scholl sowie die Ersterem zugeschriebene Aussage: „Nicht: Es muss etwas geschehen, sondern: Ich muss etwas tun.“ an die Wand. Zudem sind die Daten rechtsradikal motivierter Anschläge in Deutschland aus den vergangenen 30 Jahren dort zu lesen.

Gegen 21.00 Uhr beenden die Künstler_innen am Sonntagabend das Wandbild. Nur eine Stunde später ist das Gedenkgraffiti von Unbekannten bereits mit sogenannten „Throw-Ups“, „Tags“ und roten Linien „gecrossed“, also übersprüht bzw. zerstört worden. Offenbar haben die Täter_innen extra gewartet, bis die Aktion zu Ende gewesen sei.

Die großanlegte Kunstaktion war vom „Verein zur Förderung urbaner Kunst“ als „ein klares Statement für eine tolerante, offene und aktive Gesellschaft, die sich mutig und entschlossen gegen Ausländerfeindlichkeit, Hetze und Angstmacherei stellt“, angekündig worden.

Initiator Melander Holzapfel schließt eine rechtspolitische Motivation der „Crosser“, obwohl keine nationalsozialistischen oder rechten Parolen hinterlassen wurden, nicht aus. Die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) zitiert ihn: „Dass das Bild nicht lange stehen würde, war uns allen klar. Es gibt derzeit in München fast keine legalen Flächen zum Sprühen, da ist der Druck enorm. (…) Kaum eine Stunde danach auf so respektlose Weise drüberzugehen, das ist schon sehr überraschend. (…) Aber die Botschaft der ursprünglichen Aktion, nämlich sich in Erinnerung an die Bewegung der Weißen Rose für Demokratie und gegen rechte Hetze aktiv einzusetzen, war den nächtlichen Tätern offenbar ein Dorn im Auge.“

Besonders perfide sei laut der SZ gewesen, dass die Schriftzüge und Tags, die die Unbekannten hinterlassen hatten, genau die „Unterschriften“ derjenigen Künstler_innen imitiert hätten, die tatsächlich am Scholl-Wandbild beteiligt gewesen waren – offenbar mit dem Ziel der Diskreditierung.

Quelle: Artikel der „Süddeutschen Zeitung“ (Printausgabe) vom 18. März 2020.

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