Vor 30 Jahren, am 4. November 1990, wurde in Ulm der damals 28-jährige Rafael Blumenstock ermordet. Dieser Mord ist bis heute nicht aufgeklärt. Wir halten eine rechte Tatmotivation, z. B. schwulenfeindlichen, antisemitischen und antilinken Hass, für naheliegend. Um an Rafael zu erinnern und um die Aufklärung voranzutreiben, haben wir uns auf eine Spurensuche begeben.
Von Dennis Scott und Robert Andreasch
Wer war Rafael Blumenstock?
„Rafael war anders, ungewöhnlich und zwang dadurch alle, die ihn kannten, die die Welt anders (richtig?) zu sehen. Gerade deshalb können ihn seine Freunde nicht vergessen und war er uns [den Eltern] lieb.“ [63]
Rafael war der Älteste von fünf Kindern. In Ulm besuchte er das Humboldt-Gymnasium. Danach war er als Zivildienstleistender bei der Ulmer Volkshochschule tätig, anschließend studierte er Musik und arbeitete als Klavierlehrer. [5], [37], [41], [119]
Rafaels offene Art blieb vielen seiner Bekannten bis heute im Gedächtnis. Wir haben uns in den letzten Monaten mit einigen Menschen, die ihn kannten, getroffen und unterhalten.
„Er war ein sehr lieber Mensch, zu lieb für diese Welt. Er hatte eine ruhige Art und ist so lieb auf alle zugegangen“, sagte uns unser Gesprächspartner Ludger Werb, der Rafael gekannt hat. [LW], [119]
Nach dem Mord an Rafael Blumenstock gab es einen Gedenkgottesdienst für ihn im Ulmer Münster. Pfarrer Paul Dietrich erinnerte in seiner Ansprache an einen lieben und engagierten jungen Mann: „Er, ein Mensch, der keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte, der selbst das Lebensrecht einer Schnecke auf dem Gartenweg geachtet und geschützt hat, ein Mensch, der zur Gewalt gar keine Beziehung hatte, ein Pazifist, der kein Messer auch nur sehen konnte, ausgerechnet sein Leben wurde auf diese gewalttätige Weise ausgelöscht. Ja, ein Mensch, der mit besonderer Hingabe alte Menschen gepflegt hat, mit ihnen ins Café ging, die Vergessenen, die Weggestellten für das Leben zurückgewinnen wollte, er lief anderen Menschen in die Hände, die in bestialischem Haß ihm das Leben nahmen. Darüber packt uns Entsetzen.“ […] „Er war immer in einer tiefen Auseinandersetzung mit der Welt, die er nicht recht akzeptieren konnte.“ [33]
Rafael war aber nicht bloß sozial engagiert, sondern auch politisch. Eine gute Freundin erzählt, er sei links-aktivistisch unterwegs gewesen: „Bei Hausbesetzungen waren wir öfters“. [121] So auch in der Nacht des Mordes: „Überall war er dabei, so auch bei der Wohnungsbesetzung in der gleichen Nacht in der Ulmer Friedenstraße“. [40], [29], [119]
Autonome und Punks waren in den ersten Jahren nach dem Mord stark am Gedenken beteiligt, auch deswegen denke sie, „dass er da vernetzt war.“ [LW], [121] Zwei Personen aus der damaligen linken Szene Ulms haben uns ebenfalls bestätigt, dass Rafael bei linken Aktionen zugegen war. [27], [51], [55], [119]
Rafael war viel unterwegs in Ulm und in den Ulmer Bars und viele kannten ihn. In der „[jungen] Szene aus Studenten, Stadtbummlern und Kneipengängern ist kaum einer, der nicht irgendwann Bekanntschaft mit dem sensiblen, aber durchaus verschrobenen jungen Mann gemacht hätte.“ [40] [32], [75], [80]
Rafael trug gelegentlich Frauenkleider und schminkte sich. „Viele hielten ihn für schwul“, schrieb die lokale Zeitung „Südwestpresse“ (SWP) nach seinem Tod. [40] In der schwulen Szene war er jedoch nicht aktiv, wie Ludger Werb, damals Aktivist in der Initiative „Schwulm“ war, berichtet: „Damals war ich sehr aktiv bei Schwulm, also fest verankert in der schwulen Szene. Rafael war kein Teil der schwulen Szene und bezeichnete sich auch nicht als schwul. In seinem Auftreten war er aber dennoch außerhalb klassischer Kategorien. Seine Erscheinung war auch provozierend. Nicht in dem Sinne, dass er Schuld ist an dem Verbrechen, dass an ihm verübt wurde, das auf keinen Fall. Dass sich ein Mann Frauenkleider anzog und einfach anders war, das hatte damals noch eine andere Wirkung, als es vielleicht heute der Fall ist.“ [LW] [27], [28], [40]
Wir werden Rafael nicht im Nachhinein in Kategorien und Identitäten einordnen, die er vielleicht abgelehnt hätte oder auch nicht. Die Polizei schenkte seiner angeblichen sexuellen Orientierung nach dem Mord jedoch eine erstaunlich große Aufmerksamkeit und war der Ansicht, diese vermeintlichen Informationen gingen die Öffentlichkeit etwas an. Die Polizei veröffentlichte dabei aber zunächst nichts zu einem etwaigen schwulenfeindlichen Mordmotiv, sondern verdächtigte vielmehr schwule Männer in Ulm, die potentiellen Mörder zu sein. [28] Rafael Blumenstock habe „Kontakte zu Männern gesucht und gehabt“, dies wüssten die Ermittler „aus dem Bekanntenkreis und [der] Sichtung der Wohnung“. Vor dreißig Jahren gab es auch Berichte, wonach Rafael Blumenstock Jude gewesen sein soll. Statt sich an Spekulationen über Rafaels Identität und Begehren zu beteiligen, muss eine etwaige schwulenfeindliche und/oder antisemitische Motivlage der Täter_innen in den Blick genommen werden. Hier trifft zu, was der Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno in Bezug auf den Nationalsozialismus sagte: „Die Wurzeln sind in den Verfolgern zu suchen, nicht in den Opfern, die man unter den armseligsten Vorwänden hat ermorden lassen. […] Nicht die Ermordeten sind schuldig […]. Schuldig sind allein die, welche besinnungslos ihren Haß und ihre Angriffswut an ihnen ausgelassen haben.“ [82, S. 2], [7], [9], [14], [26], [35], [37], [40], [41], [48], [61]
Was der Mord an Rafael Blumenstock über die (unbekannten) Täter_innen aussagt
„Das Gesicht des Toten ist bis zur Unkenntlichkeit durch Schläge, vermutlich mit einem stumpfen Gegenstand, und Stichverletzungen entstellt. Bei dem brutalen Angriff hat der noch unbekannte Täter dem Opfer auch einen der Teil der Nase abgetrennt.“ [22]
Am 4.11.1990 zwischen 5.20 und 5.40 Uhr wurde Rafael Blumenstock auf dem Münsterplatz mit Schlägen, Fußtritten ins Gesicht und 21 Messerstichen ermordet. Die Anwohner_innen am Münsterplatz haben mit Ausnahme einer Zeugin keine Schreie wahrgenommen. Ein Mitarbeiter der Ulmer Straßenreinigung fand den Toten um 6.35 Uhr auf einem Parkstreifen des Münsterplatzes zwischen Pflanzenkübeln. [22], [27], [23.1] Der Mord an Rafael zeichnete sich durch eine besondere Brutalität aus, die für großes Entsetzen sorgte. Die entstellte Leiche konnte erst einen Tag später identifiziert werden. [23.1]
Der Mord an Rafael Blumenstock ist bis heute, 30 Jahre danach, unaufgeklärt. Täter_innen oder Mitwisser_innen sind nie ermittelt worden und wurden nicht zur Rechenschaft gezogen. Wir gehen in Anlehnung an den Sozialpsychologen Rolf Pohl davon aus, dass die Täter_innen aus „Abscheu gegenüber anderen [handelten], die nicht so sind wie sie selbst zu sein glauben“, [83, S. 299] Der Hass auf das vermeintlich Fremde oder Homosexuelle [83, S. 330 ff] ist das wahrscheinlichste Motiv, auch wenn man die besondere Brutalität der Tatbegehung berücksichtigt. Die Täter_innen wollten nicht nur das Leben Rafaels auslöschen, sondern mit dem Abschneiden seiner Nase auch das Bestrafen einer Abweichung symbolisieren. Ein solches „Bestrafungsritual“ wird kriminologisch nicht nur der Mafia nachgesagt, angewandt wurde diese Strafpraxis auch im Mittelalter bei „sexuellem Fehlverhalten“ [85, S. 371], so auch bei vermuteter Homosexualität. Ausgedrückt wurde und wird damit eine besondere „Schändlichkeit“, da das Mal auf immer zu sehen sein würde. Auch ein symbolhafter Kastrationsakt kann darin gesehen werden. Dies legen auch die Verletzungen im Genitalbereich nahe. [85, S. 371], [86], [87], [88], [89], [90]
Rafael wurde von manchen als Homosexueller betrachtet, weil er z. B. manchmal Frauenkleider trug. In der homophoben Ideologie […] verschwimmt „die Grenze zwischen ‚normal‘ und ‚schwul‘ mit der Grenze zwischen männlich und weiblich“. [84, S. 60] In vielen Zeitungsartikeln kann man noch einen herablassenden Ton spüren, den damals auch die Angehörigen bereits kritisiert haben. Die „Südwestpresse“ bezeichnete Rafael beispielsweise wiederholt als „Sonderling“ mit „homosexuellen Neigungen“. [61] Das deutet auf eine tief verwurzelte und auch in Ulm damals weit verbreitete Abneigung gegen Homosexuelle hin.
Nach Rolf Pohl spielen nicht nur die „männlich-jugendliche Affinität zu Fremdenfeindlichkeit und Gewalt“ [83, S. 335] eine große Rolle bei der Tötungsbereitschaft: „Die größten Gefahren gehen von einer gesellschaftlichen und politischen Entwicklung aus“ [82, S. 335]. Diese lasse es in Zeiten von Krisen zu, dass bei den für Hass- und Gewaltausbrüche Anfälligen der „Anschein eines legitimen Widerstandshandelns gegen vermeintliche Feinde der Gesellschaft“ erweckt wird. [83, S. 335]. Besonders dann, „wenn die Ausführenden (bewusst oder unbewusst) annehmen können, im stillschweigenden Konsens mit großen Teilen der Bevölkerung und mit wichtigen Vertretern politisch-öffentlicher Meinungsbildung zu handeln. Bei gezielten öffentlichen (verbalen) Tabubrüchen werden insbesondere im Umgang mit Fremden paranoide Spielmarken eingesetzt und so zu psychosozialen Wegbereitern rechtsradikaler Gewalt.“ [83, S. 335]
Der Hass auf das ‚Andere‘; unliebsame Homos und Linke
„Solch ein Verbrechen war nur auf dem Nährboden in der Gesellschaft möglich, wie er sich artikuliert gegenüber Minderheiten, seien es Ausländer oder Homosexuelle“. [45]
Das Zitat stammt aus der Rede, die beim Gedenken an Rafael Blumenstock ein Jahr nach dem Mord gehalten wurde. Für einen gesellschaftlichen Nährboden für einen schwulenfeindliche, antisemitischen oder antilinken Mord in Ulm gibt es für die Jahre um 1990 eine Vielzahl an Belegen.
Ludger Werb erinnert sich: „Dazu muss man auch sagen, dass erst 1973 die Strafverfolgung von Schwulen aufhörte. Es gab sogenannte ‚rosa Listen‘, auf denen die Polizei ‚Schwule Leute‘ sammelte oder Verdachtsfälle. Homosexuelle Handlungen galten als Offizialsdelikt und mussten von der Polizei verfolgt werden, wenn sie bekannt wurden. Also auch ohne Anzeige. Aber auch nach 1973 gab es noch diese ‚rosa Listen‘ und die Polizei schnüffelte noch weiter rum, das ist auch in verschiedenen Fällen so publik geworden. Zum Beispiel 1980 in Hamburg hat die Polizei durch Spiegel, die von der einen Seite durchlässig waren, Herrentoiletten beobachtet. Diese Aktion startete zu einer Zeit, als Helmut Schmidt Innensenator war. Diese Spiegel wurden von Aktivisten zerstört, was zu einem riesen Skandal führte. Es wusste ja niemand so recht, wer sind die und was machen die. Man hat sich nicht getraut zu fragen. Aber so richtig wissen wollte man es halt auch nicht, man hatte da seine Vorurteile: Das hat was mit Kriminalität zu tun.“ [LW] [90], [91]
„Das Bild, auch in der ganzen Gesellschaft, war, dass Schwule kriminell sind, dass das mit Pädophilie und Strichern zu tun hat. Selbst ich dachte das zum Beginn, dass das schmierige alte Männer sind, so präsent war dieses Bild. Diese Stimmung, diese Zustände die waren nicht nur in Ulm so, das war in ganz Deutschland zu der Zeit. Günter Kießling wurde zum Beispiel 1983 im Militär in den Ruhestand versetzt, als es Gerüchte gab er sei schwul.“ [LW] Noch bis 2000 durften Schwule in der Bundeswehr nicht Vorgesetzte oder Ausbilder werden. [91], [92], [93] Bis 1990 wurde bei der WHO Homosexualität als Krankheit geführt, bis mindestens zum Jahr 2022 soll noch „Transsexualismus“ als Krankheit im Klassifikationssystem ICD-10 stehen.
Auch für Ulm gibt es viele traurige Beispiele einer schwulenfeindlichen Stimmung. „Die Stadt war damals miefig, kleinbürgerlich, eng“ heißt es in einem Zeitungsartikel. Ein seltsames Klima herrschte: „Schon allein die Erwähnung der Schwulenbewegung in Ulm mit dem Namen Schwulm löste Entrüstungsstürme aus.“ [80] Als die Gruppe Schwulm einen Infotisch plante, wollte die Stadt den nicht genehmigen. Ludger Werb: „Nicht, dass die Kinder noch die Schwulen sehen. Besonders zynisch: Am selben Tag durfte die NPD mit Fahnen und Lautsprecherwagen durch die Hirschstraße ziehen.“ [LW] Im Ulmer Gemeinderat waren damals nicht zuletzt die CDU-Abgeordneten Siegfried Ernst und Erika Karlinger besonders reaktionär. 1992 wetterte Karlinger gegen die Anwesenheit von Schwulen im Rosengarten an der Stadtmauer. Dafür bekam sie besonders viele Stimmen bei Wahlen und selbst 1999 noch anerkennende Worte in der SWP. [77], [94]
1995 kam es zu einem riesigen Aufschrei in Ulm, als auf Anregung des Vereins „Rosige Zeiten“, im Programm der schwul-lesbischen Kulturwochen ein von Schwulen und Lesben mitgestalteter Gottesdienst im Münster angekündigt wurde. Prälat Rolf Scheffbuch, Teil der rechten Front der württembergischen Pietisten, gab eine Erklärung ab. Laut ihm sei „gedanklich[e] und praktiziert[e] Unreinheit […] nicht schöpfungsgemäß und deshalb unnatürlich.“ [68] Homosexuelle seien zu ‚heilen‘ und die Kirche dürfe sich nicht an menschlichen Erwartungen ausrichten. [68] Auch der damalige Vorsitzende der Münstergemeinde, Karl Schneider, teilte diese Auffassung: „Wir können nicht jeder gesellschaftlichen Gruppe Rechnung tragen. Als nächstes müssen wir dann Gottesdienste für Drogensüchtige und Schwerverbrecher veranstalten.“ [70] Der bekannte radikale Abtreibungsgegner und Reaktionär Dr. Siegfrid Ernst (CDU) nahm seiner evangelischen Kirche das Vorhaben besonders krumm. Der Gottesdienst beunruhigte sein Gewissen so sehr, dass er zum Katholizismus konvertierte. [73], [95]
Siegfried Ernst schrieb damals in einem Leserbrief: „Diese Einladung [zum Gottesdienst] gilt allerdings nicht denjenigen, die ihr widergöttliches und gegen die natürliche Ordnung gerichtetes Verhalten zur ‚stinknormalen‘ öffentlichen Norm machen wollen. (…) Denn es ist doch für auch den Dümmsten klar, daß die Einbeziehung einer Schwulenorganisation (Rosige Zeiten) zur Mitvorbereitung und Mitgestaltung des Gottesdienstes bedeutet, daß jede Kritik und Verurteilung schwulen und sadomasochistischen oder pädiastrischen Verhaltens als ‚Sünde‘, als Verstoß gegen die Schöpfungsordnung wegfällt.“ [73]
Die Kommentarspalten der Ulmer Zeitungen waren damals voll von schwulenfeindlichen „theologischen“ Abhandlungen sowie von Diskussionen, ob Schwule zu „heilen“ seien. [71] Zum Gottesdienst kamen schließlich dennoch viele, vor dem Münsterportal machten ihnen jedoch „70 Bibel-Fundamentalisten“ den „Kirchgang mit Schmähplakaten“ zu einem Spießrutenlauf. [74] Die Lokalzeitung brachte es auf den Punkt: so ein „Gottesdienst für Schwule erregt die Ulmer“. [75]
Probleme hatte in Ulm auch das bunte, queere, als „Nobel-Nachtlokel“ [1] bezeichnete Restaurant „Aquarium“. Manfred Zauter, der offen schwule Betreiber des Lokals wurde zum Beispiel bei Bauanträgen benachteiligt. Rainer Walter, Journalist bei Radio free FM, berichtet in einem Interview: „[…] dass in dieser Zeit es wohl eher fast schon ein Stigma war, wenn man ins Aquarium gegangen ist gegenüber des normalen Spießbürgertums.“ [96] Ralf Grimminger, Autor von „Nice Society: Nachtclub Aquarium“, ergänzte gegenüber Rainer Walter: „Es war natürlich auch so dass man nicht offen zugab, dass man Gast im Aquarium ist. Also als Ulmer. Das [hatte] man auch nicht sagen können, weil man dann in diesem Schwulenkreis war. Und die Gerüchte dann hier durch Ulm jagten. Also man ging eher heimlich ins Aquarium und genoss einen schönen Abend der häufig in einem rauschenden Fest endete.“ [96], [16], [17], [18]
Das Lokal, in dem Stars wie Annie Anderson, Margot Werner, Roy Black und Freddie Mercury zu Besuch waren, musste 1998 der durch die Städtische Sanierungstreuhand (SAN) betriebenen Gentrifizierung weichen. Obwohl der Verkauf schließlich platzte, sollte das Lokal dennoch auf keinen Fall wieder öffnen dürfen. „Auf das Aquarium hat die Verzögerung keine Auswirkungen. Das Lokal bleibt geschlossen und war schon Mitte 1985 im Sanierungsplan wegen seiner überörtlichen Bedeutung als ‚störendes Lokal‘ eingestuft worden. […] Das Lokal bleibt definitiv zu, stellt Brachmann [Geschäftsführer der SAN] klar: ‚Schon wegen der ganzen Art des Aquariums‘.“ [19], [18]
Schwulenfeindliche Gewalt in Ulm
Nach dem Mord an Rafael Blumenstock hatte der damalige Münsterpfarrer in seiner Gedenkrede betont, „daß jedes Gewaltverbrechen in irgendeinem Sinn auch Ausführung dessen ist, was andere mit ihren Gedanken und dumpfen Gefühlen und oft genug auch durch menschenverachtende böse Worte vorbereitet haben, durch ihre aggressive Intoleranz gegen Menschen anderer Veranlagung und anderer Einstellung“. Wenn man sich das klarmache, „dann packt uns eine tiefe Scham darüber, was in unserer Stadt möglich wurde.“ [33] Auch Aktivist_innen stellten wiederholt fest: „Raphael B. wurde Opfer unserer Intoleranz“ [30] und sie hängten am 7.11.1990 ein Banner mit genau dieser Aufschrift am Münsterturm auf. [30], [44], [45], [52]
Die Repression durch Polizei und Gesellschaft hatte zu einem Ausschluss Homosexueller aus dem öffentlichen Leben geführt. So wurden Kontakte oft an sogenannten Klappen gesucht. Das waren unter anderem Herrentoiletten, an denen dann teilweise auch Sex stattfand. „Das haben wir natürlich nicht gemacht, weil wir den Geruch von Pisse geil fanden. Es gab keine anderen Möglichkeiten, wegen dem Hass auf Schwule und den Repressionen.“ [LW] In Ulm gab es damals Klappen am Hauptbahnhof, am alten Friedhof, an der Herdbrücke und am Münsterplatz. Die bei der Herdbrücke war besonders für antischwule Gewalt gefürchtet – „da war man eher abseits. Aber das war natürlich auch eine Todesfalle.“ [LW] Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn es gab eine „Serie von Überfällen im Rosengarten und auf der Toilette an der Herdbrücke, beides bekannte Homosexuellen-Treffs“ berichtet uns Ludger Werb. Die Neu-Ulmer-Zeitung schrieb: „Besonders Brutal: Die Mißhandlung eine Mannes auf dem Herdbrücke-Klo. Die Täter, allesamt betrunken, sagten vor Gericht, sie hätten einfach ‚ein paar Schwule klatschen‘ wollen.“ [78] Auch das Lokal „Krugs Bierbar“ wurde in den damaligen Jahren mehrfach überfallen, da es als Schwulenbar galt. [LW]
Ende Juni 1992 berichteten Aktivist_innen dem damaligen Oberbürgermeister Ivo Gönner, dass in diesem Jahr schon sieben Angriffe auf Schwule im Rosengarten bekannt geworden seien (und die Dunkelziffer vermutlich noch größer war) und sie forderten, dort eine Notrufsäule aufzustellen. Ihre Forderung nach mehr Sicherheit wurde abgelehnt, da sie laut Ulmer Polizei angeblich nicht umsetzbar sei (als wenig später die Männerfußballmannschaft des SSV Ulm aufstieg und es in diesem Zusammenhang zu gewalttätigen Auseinandersetzungen unter Fans kam, wurde allerdings recht schnell eine Notrufsäule installiert). Die CDU-Stadträtin Erika Karlinger nahm die Debatte im Stadtrat erneut zum Anlass, um öffentlich gegen Homosexuelle zu wettern, „aus bekannten Gründen“ schrieb Erika Karlinger in einem Antrag an OB Ivo Gönner, werde „der Rosengarten, beispielsweise von den Bewohnern des Altenheims Dreifaltigkeitshof und deren Besuchern gemieden.“ [77]
Es gab zur damaligen Zeit noch einen Mord am Homosexuellen P. in Pfuhl. Auch hier agierte die Polizei unangemessen. Die Tat wurde sehr schnell als Beziehungstat eingestuft, Leute, die der Schwulenszene zugerechnet wurden, wurden von der Polizei von der Arbeit abgeholt, zwangsgeoutet und wie Verdächtige behandelt. [67], [77], [78], [LW]
Solche homophoben Zustände herrschten nicht nur in Ulm, sondern bundesweit. In Berlin gab es zum Beispiel 1991 einen Angriff von 15-20 Jugendlichen auf ein schwul-lesbisches Frühlingsfest [97] Auf Grund vieler Angriffe und auf Initiative von Betroffenen wurde schließlich ein „Vertrauensbeamter der Berliner Polizei für Schwule“ [97] eingerichtet. In München gab es zur damaligen Zeit ähnliche Forderungen, die jedoch unbeantwortet blieben. Die Polizei habe wohl „kein Interesse, über ihr Verhalten zu sog. Randgruppen nachzudenken“, hieß es im Magazin „Südwind – die schwule Zeitschrift München“. [97] Schwulen- und lesbenfeindliche Übergriffe nährten sich aus einem allgemeinem Hass und wurden ermöglicht durch die gesellschaftliche Verdrängung von Schwulen und Lesben einerseits und die polizeiliche Verfolgung der Betroffenen andererseits. Diese Verfolgung war es auch, die das Misstrauen von Schwulen und Lesben gegenüber der Polizei schürte. Bei Übergriffen wurde die Polizei nicht informiert, da dort im Zweifel weitere Schikane drohte. In der Konsequenz fehlte eine Strafverfolgung gegenüber gewalttätigen Schwulenhassern – was wiederum wie ein Freibrief wirkte und zu einer Zunahme der Gewaltakte führte. Schwulenfeindliche Übergriffe durch Nazis und rechtsoffene Hooligans sind vielfach belegt worden. [75], [83, S. 297 ff, S. 330 ff], [97] „Schwule klatschen/treten, das war damals quasi ein beliebter Sport bei denen“ sagte uns ein Interviewpartner. [67], [77], [78]
Nazigewalt in Ulm
„Es wird vermutet, daß Neonazis das Mahnmal zerstört haben. ‚Es kann doch kein Zufall sein, daß es ausgerechnet in der Nacht nach dem 20. April geschehen ist‘ […] Das Mahnmal sei den Rechtsextremen von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen. [… So gab es den] Antrag von [Republikaner]-Stadtrat Rolf Huber [zur Entfernung der Gedenkstätte…]“. [47], [107]
Nach dem Mord an Rafael Blumenstock wurde bekannt, „daß auf dem entstellten Gesicht des Opfers der Abdruck eines Stiefelabsatzes abgenommen wurde, wie er derzeit nur bei gewalttätigen Skinheads zu finden ist.“ [37] Aber nicht nur deswegen wollen wir auf die damalige extrem rechte Szene in Ulm und Umgebung eingehen:
Die Anzahl rechter Akteure in Ulm und Umgebung war damals hoch, das erzählten uns gleich mehrere unserer Gesprächspartner_innen. [119] Der „Hass auf Homosexuelle“ dieser „militante[n] Hooligan-Szene“ ist offensichtlich. [75], [83, S. 297 ff, S. 330 ff], [90], [97] In den Ermittlungen zum Mord an Rafael Blumenstock gab es neben den Stiefelabdrücken, die auf Nazis hinwiesen, noch weitere in diese Richtung gehende Indizien. „In der Nähe des Tatorts wurden drei Männer gesehen, die wie Skinheads aussahen“, berichteten die Medien. [23.1] Auch der Ermittler Marxner meinte: „Tritte ins Gesicht, das ist eine typische Verhaltensweise von Skinheads.“ [36]
Unter anderem mit dem Lokal „Grüner Baum“ in Neu-Ulm und dem „Pferdestall“ in der Ulmer Herdbrückenstraße hatten Naziskinheads damals zeitweise gleich mehrere Treffpunkte im Stadtgebiet. Rechte Gewalt in und um Ulm war um das Jahr 1990 ein großes Problem (und ist es auch in den Folgejahren geblieben). [119] Einige Beispiele:
Im Oktober 1990, nur zwei Wochen vor dem Mord an Rafael Blumenstock, wird eine 33-jährige Frau in der Bahnhofsunterführung von drei oder vier Skinheads angegriffen und verletzt. [107]
November 1990: „Neonaziskins“ bedrohen Jugendliche in Neu-Ulm und Senden, die eintreffende Polizei wird mit „Hitler-Gruß“ empfangen. Vgl. [100]
November 1990: Eine „49jährige Frau aus Arnegg, die am 10. November mit schweren Kopfverletzungen von einem nahegelegenen Glascontainer zurückkehrte und bisher nicht vernehmungsfähig ist“. „Die 49jährige, die an jenem Abend mit ihrem Hund unterwegs war, sei eine engagierte Tierschützerin und habe sich vor einiger Zeit auch für Asylbewerber eingesetzt. Es sei zwar nicht sehr wahrscheinlich, daß die Frau wegen dieser Aktivitäten angegriffen worden sei, man wolle dennoch keine Möglichkeit unberücksichtigt lassen.“ [38]
Dezember 1990: „Als wieder einmal Dutzende Neonazis in Ulm bewaffnet in Gruppen Jagd auf MigrantInnen, Punks und Linke machen, wie es zur damaligen Zeit oft der Fall ist, sind u. a. mit Daniel S. und Jörg S. auch Sendener Neonaziskins dabei.“ [100], [108]
Dezember 1990: Neonazis greifen am Bahnhof und in der Karlstraße junge Frauen an, unter anderem schlagen sie mit einem Elektrokabel zu. Vor der Eislaufanlage in Neu-Ulm reißen sie einem Mädchen einen „Gegen Nazis“-Aufnäher von der Jacke, verbrennen ihn und drohen: „Das nächste Mal übergießen wir Dich mit Benzin und zünden Dich an“. [113]
Ende 1990 sowie in den ersten neun Monaten des Jahres 1991 ziehen immer wieder zwei neonazistische Gruppen, die sich selbst „Wehrmacht“ und „Bulldogs“ nennen, bewaffnet und gewalttätig durch Ulm-Wiblingen. Vgl. [115]
April 1991: Ein Dutzend Naziskins jagen unter „Ausländer raus“-Rufen vor dem Nazilokal „Pferdestall“ aus rassistischer Motivation Kinder, unter anderem treten sie auf einen 13-jährigen Jungen ein, der dabei schwerst verletzt wird. [114]
Juli 1991: Sieben Skinheads schlagen in der Nacht zunächst auf einen jungen Mann ein und werfen ihn anschließend in die Donau. [109]
Juli 1991: Drei rechte Skins überfallen einen Mann in Ulm, rauben ihn aus und schlagen ihn zusammen. [110]
Oktober 1991: In Dietenheim wird eine Resolution „für schnellere Asylverfahren“ verabschiedet, zwei Tage Später wird vor dem Eingangsbereich des Aussiedlerheims ein Benzingemisch entzündet. [100]
Oktober 1991: Ein 20-jähriger aus Elchingen prügelt mit einem Baseballschläger auf einen Touristen aus Jugoslawien ein und verletzt diesen lebensgefährlich. Der Täter lässt erst nach Warnschüssen der eingetroffenen Polizeibeamt_innen von seinem Opfer ab. [111]
24. Dezember 1991: Ein Ulmer Schauspieler wird gegen 1.45 Uhr morgens in der Ulmer City von zwei jungen Männern in „Fliegerjacken und Springerstiefeln“ zusammengeschlagen und schwer verletzt. [112]
Dieses hohe Ausmaß an rechter Gewalt setzte sich in den Folgejahren fort:
Mai 1998: „Am Himmelfahrtstag kommt es vor dem ‚Gänstorstüble‘, der ‚Fankneipe‘ der SSV-Ulm-Fans in der Ulmer Gideon-Bacher-Str. zu rassistischen Krawallen: Rassistische Pöbeleien und Angriffe auf vermeintlich ‚türkische‘ Jugendliche und Kinder, an denen sich über 50 Nazis aus Ulm, Neu-Ulm und Biberach beteiligen. Fast alle Täter sind mit den Fan-T-Shirts des SSV-Ulm bekleidet.“ [100] Von einem „ca. 60 Personen umfassenden braunen Block […]“ unter den Fans des SSV Ulm berichtete 1999 auch die Ulm/Neu-Ulmer Antifa-Jugendzeitschrift „Partisan“. Auch damals sei das Problem durch „die sog. SzeneKundigen Beamten der Ulmer Polizei“, sowie durch Teile der Fanclubs und Stadionordner verleugnet worden, antifaschistischen Initiativen wurde ihre Arbeit im Stadion erschwert. [106]
Schon beim ersten Gedenken Rafael Blumenstock erinnerte ein Redner an die zahllosen Mord- und Gewalttaten von rechts in der damaligen Zeit: „an die vielen schändlichen Morde rechtsextremistischer Gewalttäter, die seither in Deutschland geschehen sind, besonders an Ausländern.“ [60] Der Münsterpfarrer Paul Dietrich hatte einen politischen Zusammenhang zumindest indirekt hergestellt: „Ich hoffe auf Gott, für uns, für unser Volk, daß er uns hellwach sein läßt gegen alle Tendenzen, eine Atmosphäre der Aggression und der Menschenjagd aufkommen zu lassen. heute ist der 9. November. Dieses Datum läßt uns zu Gott beten, er möge uns den Mut geben, beizeiten solche Tendenzen beim Namen zu nennen und ihnen mit unserer Existenz entgegenzutreten.“ [33]
Die Ermittlungen der Polizei
„Die Sprecher der Gruppe wollen keinen ‚Totenkult‘ betreiben, sondern gegen Diskriminierung von Minderheiten mobil machen. Genannt wurden dabei Ausländer und vor allem Homosexuelle. Sie warfen der Polizei vor, falsch ermittelt zu haben.“ [44] (11.1991)
Eine eingesetzte Sonderkommission von 35 Polizist_innen ermittelte zunächst „in verschiedene Richtungen“, aber schon im Frühjahr 1991 wurde sie aufgelöst, nun war nur noch ein Polizist mit dem Fall beschäftigt. Im Rahmen der Ermittlungen sollen sich bis 1992 rund 20 Aktenordner angesammelt haben, es wurden unter anderem 2750 Fingerabdrücke genommen und mehrere Leute sind kurzzeitig festgenommen und vernommen worden. [31], [49], [50]
Im Pfuhler Mordfall P. war von der Polizei diskriminierend ermittelt und die Tat als Beziehungstat deklariert worden. Auch an den Ermittlungen zu Rafael Blumenstock gab es früh Kritik. Schon in den ersten Tagen nach der Tat wurde von der Polizei gegenüber der Presse geäußert, dass Rafael schwul sei. Es sei durchaus möglich, dass möglicherweise in der „Homosexuellen-Szene“ nach dem Täter zu suchen sei, „weil viele Tötungsdelikte Beziehungstaten sind“. [26] Das „sei zwar nicht auszuschließen, aber erscheine inzwischen auch nicht als sehr wahrscheinlich, sagte Marxner.“ [26], [28], [31]
Doch auch die Hinweise auf eine rechte Tat hat die Polizei damals nicht ignoriert. „Tritte ins Gesicht, das ist eine typische Verhaltensweise von Skinheads“, wurde von einem Ermittler betont. [26] Auch die Abdrücke der Stiefel deuteten auf gewalttätige Skinheads hin, von denen nach Zeugenaussagen auch drei in der Nähe des Tatorts gesehen wurden. Die Spuren ergaben zudem, dass es mindestens zwei Täter gewesen sein müssten. Die Ermittlungen gingen dementsprechend in diese Richtung und es wurde in der „gewalttätigen Szene“ [36] nach den Täter_innen gesucht. [23.1], [36], [37]
Der Ermittlungsradius wurde dabei noch im November bis Ravensburg und Biberach/Riß sowie Stuttgart und Sigmaringen ausgedehnt. Im Kreis Ravensburg wurden dabei „mehrere Mitglieder von als gewaltbereit bekannten Gruppen vorläufig festgenommen, nach Vernehmung jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt“. [35] Im Kreis Stuttgart wurden Mitglieder gewalttätiger Gruppen überprüft, „etwa Skinheads“ [37], wie es im Bericht dazu vielsagend hieß. [35], [37]
Eine mehrfach geäußerte Theorie lautete, dass Rafael „möglicherweise in Streit geriet“, [35] der sich dann hochgeschaukelt hätte. Demnach sei er „Zufallsopfer“ [43] geworden. Der Student ist, wenn er in der Stadt unterwegs war, manchmal spontan auf andere fremde Menschen zugegangen und hat sie angesprochen: „Er hat sie angesprochen und angemacht“, vermutete der Kripobeamte Klinik und schob die „Schuld“ an seiner Ermordung derart dem Opfer zu: „in dieser Nacht ist er einfach an die Falschen geraten.“ Der erste Kriminal-Hauptkommissar glaubte also, dass das Motiv für den Mord an dem 28-jährigen Studenten in dessen unkonventionellen Verhalten zu suchen sein könnte. [80], [41] Das ist eine furchtbare Täter-Opfer-Umkehr. Der Grund für einem bis zum Vernichtungswunsch steigerbaren Hass auf vermeintlich „Andere“ ist einzig bei den Tätern zu suchen. [26], [35], [41], [105]
Genannt wurde zeitweise auch Raub als mögliches Motiv. [28], [31], [61] Eine „heiße Spur“ habe es zunächst nicht gegeben. [41] Bis zum April 1991, als ein „Handflächenabdruck vermutlich von einem der Täter“ gefunden wurde. [43] Zu einer neuen Erkenntnis führte diese Spur letztlich aber nicht. [4]
Im Jahr 2000 kam wieder Bewegung in die Ermittlungen. Der Tat verdächtigt wurden nun „drei junge Männer, die angeblich von einem anderen Straftäter verraten worden waren.“ Die mutmaßlichen „Täter aus Ulm“ seien ein „Kreis von damals Jugendlichen, die eindeutig der ‚gewaltbereiten Szene‘ zuzuordnen waren.“ [15] Bei Befragungen ergaben sich Hinweise auf noch weitere Verdächtige und mögliche Beteiligte. Doch auch diese Spur verlief letztlich im Sande. Bei den Vernehmungen habe es nur Andeutungen gegeben, die für weitere Ermittlungen nicht brauchbar gewesen sein sollen. Neue Hinweise deuteten aber darauf hin, dass die Täter aus Ulm kommen müssten. [5], [8], [9], [20]
Zusammengefasst: Im Laufe der Ermittlungen gab es Verdächtigungen gegenüber dem „rechtsradikalen Milieu“ [4], der „homosexuellen Szene“ [4], der „italienischen Mafia“ [4], „US-Soldaten“ [13] und der „Oberschwäbischen Szene“ [13] . [7]
Besonders interessant ist die Aussage eines Jugendarbeiters damals: „Relativ kurz davor […] hat mir der Jugendliche gesagt, dass er […] an dem Wochenende […] einen richtigen Denkzettel verpasst ’kriegt. Dass er eben getrappt wird. Und unter trappen habe ich mir halt vorgestellt, ja dass es Übergriffe gibt, aber eben wie die Übergriffe vorher waren.“ [104] Die Ermittlungen der Polizei haben aber den Verdacht wohl nicht erhärten können.
Immer wieder wurde in den vergangenen 30 Jahren gegenüber der Polizei daher der Vorwurf erhoben, nicht richtig ermittelt zu haben. 2017 war der unaufgeklärte Mord zum Beispiel Thema beim Ulmer „Christopher Street Day“ (CSD). Damals hieß es „Die Polizei hat das damals allzu leichtfertig als Milieu-Tat abgetan.“ [25]
Trauern und Erinnern?
„Allein die Erinnerung bringt die Donaustadt in Wallung: Der Mord an Rafael Blumenstock ist eine schwärende Wunde der Stadt Ulm.“
So schrieb es Jürgen Widmer, Redakteur der Schwäbischen Zeitung, der Blumenstock persönlich gekannt hat. Weiter: „Wir waren alle damals ungeheuer schockiert.“ [80]
Die öffentliche Aufmerksamkeit war vor allem in den ersten drei Jahren groß. Die lokalen Zeitungen berichteten zunächst ausführlich, was auch mit der Grausamkeit der Tat zusammenhängt.
Die Medienberichte erwiesen sich gleichzeitig oft als problematisch und enthielten auch direkte und indirekte Diffamierungen des Opfers. So hieß es zum Beispiel, dass Rafael „sich ‚anders‘ aufführte“: „Rafael Blumenstock galt in Ulm den einen als Spinner, den anderen als schwul und den anderen als philosophischer ‚heiliger Narr‘.“ [55] Es ist in den Artikeln die Rede von einem „verschrobener Sonderling“ [40], „Kauz und Sonderling“ [23.1], „Sonderling“ [4], [5], [6], [7], [9], [14], [20], [23.1], [29], [41], [55], [61], und „Einzelgänger“ [9], [13], [14], [27], [80]. Rafael wurde als „schwul“ [40], [55] und homosexuell [7], [9], [14], [25], [26], [35], [37], [41], [48], [61], bezeichnet, in zwei Artikeln wird die Formulierung „Homosexuellen-Milieu“ [41], [6] gebraucht.
Nachdem Hans-Uli Mayer von der Südwestpresse schrieb: „weil der 28jährige Blumenstock ein Sonderling war und homosexuelle Neigungen zeigte“, [61] meldete sich auch die Familie Blumenstock zu Wort. Die Eltern von Rafael schrieben in einem Leserbrief: „Wir fragen uns: Warum nimmt das Fernsehen Rücksicht auf die Gefühle der engsten Angehörigen, während die Südwestpresse meint, sie könne ohne Anlaß schreiben, was sie will? Herr Mayers Andeutung zur Persönlichkeit unseres Sohnes müssen Assoziationen auslösen, die ihn in ein falsches Licht rücken. Rafael war anders, ungewöhnlich und zwang dadurch alle, die ihn kannten, die die Welt anders (richtig?) zu sehen. Gerade deshalb können ihn seine Freunde nicht vergessen und war er uns lieb. Herr Mayer kann keine Ahnung von seiner Persönlichkeit haben. Dann soll er es aber bleiben lassen, das Andenken unseres Sohnes herabzusetzen.“ [63]
Diese im Jahr 1996 geäußerte Kritik berücksichtigte Mayer in seinen Artikeln aus dem Jahr 2000 leider nicht. [4], [6] Und 1999 schrieb er über das „Aquarium“ als „s]eit 1985 [ein] störendes Lokal.“ [19] Doch auch andere Journalist_innen benutzten ebenfalls den oben genannten Begriff ‚Sonderling‘. [5], [6], [7], [9], [14], [20], [41], [26], [35], [55]
In Ulm gab es in den Anfangsjahren eine größere Zahl Gruppen und Einzelpersonen, die sich um ein angemessenes Andenken bemühten. Die Familie Blumenstock organisierte ein musikalisches Gedenken. [120] Zudem fand unter großer Anteilnahme eine Trauerfeier statt. Die vom Pfarrer Paul Dietrich gewählten Worte (s. o.) sind sicherlich mit der Familie abgesprochen gewesen. [32], [33]
Noch am Abend, als bekannt wurde, dass Rafael ermordet worden war, fanden sich 50 Leute am Tatort ein, unter ihnen Jutta Oesterle-Schwerin, die damalige Bundestagsabgeordnete der Grünen. Auf einem Transparent stand: „Wir trauern“. [27], [119] Am Tatort wurden zahlreiche Kerzen und Blumen abgelegt. Diese Form des Gedenkens blieb mehrere Monate bestehen. Drei Tage nach der Tat, am 7.11.1990, hängten Aktivist_innen am Münsterturm in 40 Metern Höhe ein Transparent auf: „Raphael B. wurde Opfer unserer Intoleranz“. [30]
Am ersten Jahrestag des Mordes versammelten sich wieder um die 50 Leute. Es gab ein Transparent mit der Aufschrift: „GETÖTET WEIL ANDERS – RAPHAEL“ (Hervorhebung im Original). [44], [45]
Im Lauf des folgenden Jahres wurde auf dem Münsterplatz ein weißes Holzkreuz mit der Aufschrift „Rafael Blumenstock ermordet 4.11.1990“ in einem Blumenkübel aufgestellt. [24] Dieses kleine Denkmal wurde von der Stadt vom Münsterplatz zunächst in die Fußgängerzone verräumt und 1992 mutmaßlich von Nazis zerstört. [46], [47], [48]
Linke Aktivist_innen reagierten darauf mit dem Bau eines offenen Kubus als Mahnmal: „Mahnmal für einen Andersdenkenden Rafael Blumenstock 4.11.90“ hieß es auf einer Aufschrift. [52] Der Kubus habe keine spezielle Symbolik, aber sei „jedenfalls größer als das Holzkreuz“. [53], [63] Das 120 kg schwere Denkmal wurde am 4.11.1992 durch die Innenstadt bis zum Gedenkort getragen. Zur Gedenkveranstaltung waren wieder rund 50 Menschen gekommen. „Wir wollen die Bevölkerung wieder auf den Mord an jemandem, der nicht gesellschaftskonform lebte, aufmerksam machen“. [52], [53] Ein Flugblatt von damals weist als die am Gedenken beteiligten Gruppen folgende Initiativen und Zusammenschlüsse aus: „Antifa-Plenum beteigeuze“, „infocafe“, „Frauencafé Pechmarie“, „AAA-Referat“ und „Schwulenreferat“ des „Unabhängigen Studierendenausschusses“ (UStA) der Universität Ulm sowie der UStA selbst. [57] Als das Mahnmal für den Weihnachtsmarkt verschwinden sollte, gab es Proteste: „Es weihnachtet sehr: Mahnmal muß weg“ [57] zitierte die Zeitung wütende Aktivist_innen. Die Initiator_innen einer Unterschriftensammlung übergaben dem OB „mehr als 100 Unterschriften für den Erhalt des Gedenkorts.“ Laut einem Medienbericht hatten sich die Aktivist_innen vergewissert, „daß die Familie Blumenstock das Aufstellen des Mahnmals inhaltlich unterstütze.“ [57]
Am 2.5.1993 wurde eine Bodenplatte am Münsterplatz verlegt, die an den Mord und an Rafael Blumenstock erinnern soll: „Du lebst in unserer Klage, im Herzen stirbst du nicht. Rafael Blumenstock, ermordet am 4.11.1990“. [52] Vorausgegangen waren langen Bemühungen durch Aktivist_innen, welche sich für ein dauerhaftes Gedenken engagierten. Auch die Familie und die Münsterpfarrei hatten sich dafür eingesetzt. Doch die Bodenplatte war für viele nicht genug: In einem Zeitungsartikel hieß es damals: „Den jungen Protestierenden reicht eine solche Erinnerung nicht. ‚Die Platte sieht man auch nur, wenn man gerade drüber läuft. Das ist praktisch, denn so stört sie nicht‘ vermutet einer.“ [56] Weiter wurde kritisiert: „Die kleine Steinplatte auf dem Münsterplatz, die heute an das Opfer erinnert, lässt den Betrachter die Dramatik der Tat nicht ansatzweise erahnen.“ [80]
Mit der Zeit flachte die Aufmerksamkeit für das Thema deutlich ab. In einem Gottesdienst im Rahmen der schwul-lesbischen Wochen 1995, wurde noch einmal an Rafael erinnert. [75]. Zwölf Jahre später, am 10. August 2017, organisierten Aktivist_innen des Ulmer CSD wieder ein Gedenken an Rafael Blumenstock. [103] Der Verein „Christopher Street Day Ulm/Neu-Ulm“ organisierte schließlich auch in den Jahren 2018 und 2019 eine Gedenkfeier. [79], [102]
„Zu schnell vergessen“ [52]
„Menschen, die Außenseiter in unserer Gesellschaft sind, werden schnell und gerne vergessen“. [53]
In den Jahren 1989 und 1990 eskalierte die neonazistische Gewalt in Deutschland. Befeuert wurde diese Entwicklung durch die nationalistischen Großereignisse der Fußballweltmeisterschaft im Sommer 1990 und des Wiedervereinigungstages am 3. Oktober 1990, also einen Monat vor der Ermordung Rafael Blumenstocks. Die Initiative „Zweiter Oktober 90“ aus Jena wehrt sich mit einer neuen Webdoku (2020) gegen das Verdrängen der damaligen neonazistischen Gewalt und gegen das Vergessen, „dass insbesondere der Tag der Vereinigung (2./3. Oktober 1990) an mehreren Orten (insbesondere in Ostdeutschland) mit gewalttätigen, teils pogromartigen Ausschreitungen gegen Linke und Migrant:innen einherging“. Die Initiative ordnet die Gewalt um die Wiedervereinigung als „vorläufigen Höhepunkt einer immer weiter eskalierenden rechten Gewalt “ ein, „die sich in den Pogromen 1991 und 1992 vollends entfesselte“. [116], [119]
Nach dem Vereinigungstag steigerte sich die rechte Gewalt weiter. Am 7. Oktober 1990 ermordeten Neonazis im brandenburgischen Lübbenau den polnischen Arbeiter Andrzej Frątczak. [117] Am 21. Oktober 1990, ebenfalls nur zwei Wochen vor dem Mord an Rafael Blumenstock, ermordeten Neonazis in Ludwigsburg den SSV-Ulm-Basketball-Fan Arnold Eberhard. Dies geschah im Kontext eines Basketballspiels, damals gehörte der heutige Erstliga-Basketballverein Ratiopharm Ulm noch zum SSV Ulm 1846. 98, S. 17]
Auch in Ulm war diese Stimmung zu spüren und entsprechende Gewalttaten folgten auch hier in der Region. [119] Zwei Wochen nach dem Mord an Rafael Blumenstock, am 17. November 1990, ermordeten bis heute unbekannte Täter_innen bei einem rassistischen Brandanschlag auf eine migrantische Familie ein fünfjähriges Kind – in Kempten, 90 Kilometer südlich von Ulm. [118] Das Verbrechen geriet schon bald in Vergessenheit.
In einem Artikel der Neu-Ulmer Zeitung vom November 1992, auf den wir im Rahmen unserer Recherche stießen, stand der Satz: „Menschen, die Außenseiter in unserer Gesellschaft sind, werden schnell und gerne vergessen heißt es in einem Flugblatt, das junge Leute gestern Abend in der Ulmer Innenstadt verteilten.“ [53] In einem Artikel der Südwestpresse vom selben Monat fanden wir das Zitat: „Die jungen Leute erklären, sie wollten sich dagegen wehren, daß gerade in der Vorweihnachtszeit ein wirklich sichtbares Zeichen gegen das Vergessen von Imbißbuden verdrängt werde.“ [56] Heute, dreißig Jahre später, müssen wir eingestehen: Die Befürchtungen der damaligen Antifaschist_innen sind eingetreten. Viele rechte Gewalttaten sind nie aufgeklärt worden. Viele Ermordete, viele der von rechter Gewalt Betroffenen sind tatsächlich vergessen und verdrängt worden. Als Aktivist_innen 1992 das Denkmal für Rafael Blumenstock auf dem Münsterplatz aufstellten, warnten sie eindringlich davor, dass menschenverachtende Gewalt „gerne verdrängt und dadurch erst ermöglicht wird“. [55] Sie hatten recht. Wir schließen uns ihrer Warnung an.
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Wir bedanken uns für Mithilfe bei der Recherche beim Stadtarchiv Ulm, beim Kollektiv.26 – Autonome Gruppe Ulm, beim Forum Queeres Archiv München eV, bei der antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München (a.i.d.a.) sowie bei Ludger Werb und allen Interviewpartner_innen und Hinweisgeber_innen.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf der Website www.kollektiv26.blackblogs.org. Veröffentlichung bei uns mit freundlicher Genehmigung vom „Kollektiv 26“ (Ulm) und den Autoren.
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Quellenverzeichnis:
1. 25.01.1985, Schwäbische Zeitung, kfr: Brand im Nachtlokal „Aquarium“ in 20 Minuten unter Kontrolle
2. 28.01.1999, Südwest Presse, Ulrike Zech: Kleinbürgerlich
3. 7.10.2000, Schwäbische Zeitung, Gert Hensel: Wie kann sowas passieren?“
4. 7.10.2000, Südwest Presse, Hans-Uli Mayer: Mord an Blumenstock kurz vor Aufklärung?, Bilder
5. 10.10.2000, Schwäbische Zeitung, gh: Kriminalpolizei verfolgt eine neue Spur
6. 7.10.2000, Südwestpresse, Hans-Uli Mayer: Zehn Jahre alter Mordfall gelöst?
7. 9.10.2000, Neu-Ulmer Zeitung, ew: Zehn Jahren[sic!] nach dem Mord gibt es neue Spuren, Bilder
8. 9.10.2000, Neu-Ulmer Zeitung, AZ: Mord nach 10 Jahren geklärt?
9. 10.10.2000, Neu-Ulmer Zeitung, Roland Hinzpeter: Mord am Münster: Waren die Täter erst 14 Jahre alt? Bild Bodenplatte
10. 10.10.2000, Schwäbische Zeitung, Ulrich Mäule: Spur eins Führt in Sackgasse
11. 11.10.2000, Südwestpresse, Hans-Uli Mayer: Hoffnung gedämpft
12. 12.10.2000, Neu-Ulmer Zeitung, hip: „Spur ist alles andere als heiß“
13. 24.10.2000, Schwäbische Zeitung, thv: Staatsanwalt: Täter müssen Ulmer sein
14. 3.11.2000, Neu-Ulmer Zeitung, hip: Ermittlungen treten auf der Stelle
15. 4.11.2000 Südwest Presse, Hans-Uli Mayer: Hoffen auf den Hinweis
16. 1.10.1988, Neu-Ulmer Zeitung, Melitta Klawuhn: Im Nachtclub gab es Drinks auch ohne Schankerlaubnis, Bild
17. 8.1.1982 (oder 1992), Schwäbische Zeitung, gh: Ulmer Gastronom Manfred Zauter in erster Runde unterlegen beim Verwaltungsgericht Sigmaringen
18. 19.12.1998, Südwest Presse, Hans-Uli Mayer: Ein Abgesang auf Hollywood unterm Münster, Bilder
19. 8.1.1999, Südwest Presse, Hans-Uli Mayer: Seit 1985 ein ,störendes Lokal“
20. 2.8.2001, Schwäbische Zeitung, Thomas Vogel: Auch die neuerliche Spur verläuft im Sande
21. 02.08.2001, Neu-Ulmer Zeitung, eb.: Ermittlungen im Fall Blumenstock eingestellt
22. 05.11.1990, Schwäbische Zeitung, gh: Junger Mann am nördlichen Münsterplatz mit Zahlreichen Messerstichen ermordet
22.1 5.11.1990 swp: Junger Mann lag tot auf Münsterplatz – Gesicht ist bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt
23. 05.11.1990, Südwest Presse, Wolfgang Risch: Junger Mann lag tot auf dem Münsterplatz
23.1 2.11.1991, sz: Rafael Blumenstock vor einem Jahr Opfer einer Bluttat. Der Ulmer Kripo fehlt von den Tätern noch jede Spur
24. 3.11.1991, Neu-Ulmer Zeitung, Roland Hinzperger: Mordfall Rafael: Hoffen auf Kommissar Zufall – Bluttat nach einem Jahr immer noch ungeklärt, Bild
25. August 2017, Christoph Mayer: Party unterm Regenbogen, Bild
26. 7.11.1990, Neu-Ulmer Zeitung, bö: Die Spur des Opfers in seiner letzten Nacht aufgenommen
27. 3.11.1990, SZ, gh: Ein 28 Jahre alter Ulmer Opfer des Gewaltverbrechens – Mit 21 Stichen und mit Faustschlägen brutal ermordet, Bild
28. 6.11.1990, swp, Jürgen Wandel: Toter vom Münsterplatz ist ein 28jähriger Ulmer, Bild
29. 7.11.1990, sz, gh: Mord an Rafael Blumenstock
30. 8.11.1990, N-U Z, bö: Viele mögliche Zeugen im Fall Blumenstock nicht aufzufinden, Bild
31. 9.11.1990, sz, gh: 70 Hinweise ohne Spur: Sonderkommission sucht Zeugen
32. 10.11.1990, swp, Monika Höna: Abschied vom Mordopfer
33. 10.11.1990, sz, Münsterpfarrer warnt vor Agression
34. 13.11.1990, swp, bi: Mordfall Blumenstock: Hoffen auf neue Spur, Bild (Phantombild)
35. 14.11.1990, N-U Z, bö: Mord-Fahndung bis Ravensburg ausgedehnt
36. 15.11.1990, SZ, gh: Nach dem Mord am Münsterplatz noch immer keine heiße Spur
37. 27.11.1990, SZ, gh: Bislang keine heiße Spur bei der Aufklärung des brutalen Mordes an Rafael Blumenstock
38. 27.11.1990, swp, Monika Höna: Polizei: Noch immer keine Spur von den Tätern
39. 29.11.1990, SZ, gh: Nach Überfall auf Frau in Arnegg sucht die Polizei farbigen Jogger
40. 8.12.1990, SZ, Annegert Bock: Rätselraten um Mord auf dem Münsterplatz
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49. 24.04.1992, swp, Dietgard Tomczak: Mordfall Blumenstock: Polizei am Nullpunkt
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55. 6.11.1993, sz, Annegert Bock: Schwarzer Würfel mahnt an Rafael
56. 19.11.1992, swp, Udo Eberl: OB verspricht Gedenktafel
57. 19.11.1992, sz, jod: Es weihnachtet sehr: das Mahnmal muß weg
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60. 03.05.1993, Schwäbische Zeitung: Ein kleines Mahnmal gegen Haß und Gewalt in dieser Stadt
61. 03.5.1996, swp, Hans-Uli Mayer: Die Hoffnung heißt „Kommissar Zufall“
62. 27.02.1996, swp, Günther Henel (Leserbrief): Erstaunliche Erinnerungslücken
63. 14.02.1996, swp, Dr. Gottlieb Blumenstock, Maria Dolores Blumenstock (Leserbrief): Die Welt etwas anders gesehen
64. 30.09.1996, Schwäbische Zeitung, Otto Benz: Homosexuelle Paare nicht trauen
65. 1996, Europäische Ärzteaktion „World federation of doctors who respect human life“: Ist Homosexualität heilbar?
66. 20.6.1992, Südwest-Presse, Jürgen Buchta: Schwuler im Rosengarten brutal niedergeschlagen
67. 26.6.1992, swp, Jürgen Buchta: Schwule wollen einen Notruf im Rosengarten
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69. 24.2.1995 sz: Unreinheit unnatürlich
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71. 08.03.1995, sz: Gottesdienst für Schwule entzweit Ulmer Protestanten
72. 27.03.1995, N-U Z, Roland Hinspeter: „Praktische Liebe statt Besserwisserei“, Bild homophobe Demo
73. 22.3.1995, swp, Dr. Siegfried Ernst (Leserbrief: Perversionen aller Art
74. 27.03.1995, sz, Joachim Dege: 70 Bibel-Fundamentalisten machen Kirchgang mit Schmähplakaten zu einem Spießrutenlauf, Bild
75. 28.03.1995, sz, agk:“Gottesdienst für Schwule erregt die Ulmer“
76. 3.4.1995, swp, Ralf Heisele: „Bis zur Akzeptanz ist es noch ein langer Weg“
77. 13.4.1992?, sz ts: Stadträtin Karlingen (CDU): Rosengarten ist für alle da
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Vor 25 Jahren wurde in Ulm der Student Rafael Blumenstock Opfer eines grausamen Tötungsdeliktes – Es ist bis heute ungeklärt
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108. 3.12.1990, SWP, „Schlägerei: Punker gegen Skinheads“
109. Juli 1991, SWP, „Von Skinheads geschlagen und in die Donau geworfen“
110. Juli 1991, SWP, „Skinheads verprügeln Mann“
111. Oktober 1991, SWP, „Nachts in der Ulmer Keltergasse – Angriff mit dem Baseballschläger“
112. Dezember 1991, SWP, „Ulmer Schauspieler auf Heimweg brutal zusammengeschlagen“
113. 26. April 1991, NUZ, „Roh und brutal. Skinhead verurteilt“
114. 3. April 1991, Schwäbische Zeitung, „Skinheads verfolgen Kindergruppe – 13jähriger Grieche mit Füßen getreten“.
115. September 1991, NUZ „Dann ziehen Bulldogs gegen die Wehrmacht – rivalisierende rechtsradikale Jugendgruppen in Wiblingen“
116. https://zweiteroktober90.de/
117. https://opfer-rechter-gewalt.de/todesopfer/andrzej-fratczak/
118. https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-10/rechte-gewalt-deutschland-rechtsextremismus-anschlag-behoerden/komplettansicht
119. Interview mit zwei Personen, die zur damaligen Zeit Rafael kannten
120. 30.08.1991, Schwäbische Zeitung, rh: „Zum Wort gewordene Trauerarbeit“
121. Interview mit einer damaligen Freundin von Rafael Blumenstock