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Hitlerfans am Waldrand

Attraktives Programm für Neonazis

Der „Frankentag“ bietet ein attraktives Programm für das neonazistische Publikum: Vor allem die Berliner Kultgruppe „Die Lunikoff-Verschwörung“ entpuppt sich diesmal als Magnet. Und neben dem Ex-„Landser“-Sänger Michael „Lunikoff“ Regener locken auch noch Auftritte der Bands „Untergrundwehr“ aus Würzburg und „Flak“ aus dem Rheinland. Bis aus Österreich und dem Fürstentum Lichtenstein kommen Teilnehmer_innen an, bald parken die vielen Fahrzeuge mit ihren „88“, „28“ und „AH“-Kennzeichen alle Wege zu. Auch die 15 Euro teuren Eintrittskarten schrecken offensichtlich die „Luni“-Fans, für die es extra eine Autogrammstunde ihres Stars gibt, nicht ab.

Vollbesetzte Bierbänke beim 'Frankentag'.  Foto: Robert Andreasch
Vollbesetzte Bierbänke beim ‚Frankentag‘. Foto: Robert Andreasch
Dicht an dicht sitzen die Neonazis schließlich an Bierbänken. Das Bier, für das die Brauerei „Keiler-Bier“ aus dem nahen Lohr einen Bierwagen zur Verfügung stellt, fließt in Strömen. Aber auch eine Ecke mit Torwand und Trampolin, auf dem sich Kinder in „Deutscher Nachwuchs“-Sweatshirts austoben, ist aufgebaut.

Im inneren Bereich des „Frankentags“ herrscht ein striktes Film- und Fotografierverbot. Nach außen ist das Gelände mit Bauzäunen umstellt, an denen die bekannten Transparente des „Freien Netz Süd“ einen effektiven Sichtschutz bieten sollen: Das behindertenfeindliche Banner, auf dem Wolfgang Schäuble mit der Parole „Steh auf, wenn Du für Freiheit bist“ diffamiert wird, ist genauso darunter wie eine überdimensionale Palästina-Fahne und das riesige Spruchband „Nationalen Sozialismus durchsetzen und verteidigen“.

Hass gegen Journalist_innen

Trotzdem lassen die Neonazis ihren Hass an den wenigen Medienvertreter_innen am Rand des Geländes aus. Der Münchner Kameradschafts-Aktivist Thomas Schatt beschädigt gar die Kamera eines TV-Teams, indem er Fett auf die Objektivlinse schmiert. Dass Schatt genauso wie der ebenfalls als Rechtsterrorist verurteilte Karl-Heinz Statzberger hier beim Frankentag anwesend sind, ist bemerkenswert.

Martin Wiese ist der Hauptredner beim 'Frankentag'.  Foto: Robert Andreasch
Martin Wiese ist der Hauptredner beim ‚Frankentag‘. Foto: Robert Andreasch
Schließlich ist Martin Wiese, der ehemalige Rädelsführer ihrer terroristischen „Kameradschaft Süd“, kurzfristig als Hauptredner angekündigt worden. Bei Wieses Haftentlassung im August 2010 war ihm für fünf Jahre ein „Kontaktverbot“ zu seinen Mittätern Schatt und Statzberger auferlegt worden…

Martin Wieses Drohungen

Als der Hauptredner Martin Wiese (der kurzfristig für den verhinderten Eckart Bräuniger angekündigt wurde) auf dem zur Bühne umfunktionierten LKW-Anhänger steht, weht auf dem Dach über ihm eine schwarze Fahne mit der Aufschrift „Geisenhausen“, seinem Wohnort in Niederbayern. Wiese, der in seiner Münchner Wohnung einst die 25 Punkte des NSDAP-Parteiprogramms an die Wand gehängt hatte, deutet seinen „Kameraden“ angesichts der „Probleme, die wir miteinander haben (…) wo viele Leute meinen, sie müssen das Rad neue erfinden“ eine gemeinsame Grundlage an: „Es gibt 25 Programmpunkte (…) und daran sollte man sich halten.“

Die Unterschrift Adolf Hitlers auf dem T-Shirt Martin Wieses.  Foto: RA
Die Unterschrift Adolf Hitlers auf dem T-Shirt Martin Wieses. Foto: RA
Wenn Wiese sich umdreht, ist auf seinem schwarzen T-Shirt der Rückendruck zu erkennen: „Seine Idee – Unser Weg“ steht da und eine krakelige Unterschrift: die Signatur Adolf Hitlers. Seine Rede beim „Frankentag“ in Roden-Ansbach schließt Martin Wiese mit einer Morddrohung gegen Antifaschist_innen und Journalist_innen ab, am Donnerstag nach dem „Frankentag“ wird die Staatsanwaltschaft Würzburg deswegen ein Verfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung einleiten.

„Allen die sich uns entgegenstellen“, brüllt Wiese von der Bühne, „allen die uns fotografieren, die uns denunzieren und uns von der Arbeit wegbringen wollen (…) allen, die sich gegen deutsche Werte stellen, sei gesagt: Wir werden eines Tages kommen, Euch aus Euren Löchern holen, Euch vor einen Volksgerichtshof stellen und Euch wegen Deutschlands Hochverrats verurteilen zum Tode.“

 

Die Erstfassung dieses Artikels ist beim Online-Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen.

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