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„Wir ertrinken in fremdem Blut“

Ein legales Neonazikonzert:

Nach Pastörs Rede stimmten die schon ziemlich betrunkenen Anwesenden vielstimmig die erste Strophe des „Lieds der Deutschen“ an. Es folgten Auftritte der bekannten Neonazi-Bands „Fight tonight“ (Sangershausen) und „Frontalkraft“ (Cottbus), deren neuestes Album „Nacktes Land“ erst am 1. März 2011 indiziert worden war. Ein legales Neonazikonzert bot die NPD damit ihren Anhänger_innen, aufgewertet durch die Licht- und Tonanlage des städtischen Kulturzentrums.

Prompt kamen am Abend auch deutlich mehr Neonazis in das „Forum am Hofgarten“ als noch am Nachmittag. Der schwäbische NPD-Bezirksvorstand dürfte mit den letztlich vielleicht 200 Besucher_innen jedoch kaum zufrieden gewesen sein: Im Vorfeld hatten die Funktionär_innen mit einem weit größeren Zuspruch gerechnet und intern die für die Partei zu erwartenden Einnahmen schon auf mindestens 2000 Euro kalkuliert.

Die angekündigte Neonazi-Band „National Born Haters“ (NBH) aus dem Landkreis Neu-Ulm trat nicht auf, ebenso fehlte die im Vorfeld auf einem Teil der NPD-Einladungsmaterialien beworbene neonazistische Kapelle „Eugenik“ aus Gera. In der Geburtsstadt des NS-Täters Josef Mengele, der für Massenmord und Menschenversuche im Vernichtungslager Auschwitz verantwortlich war, hätte demnach eine Band spielen sollen, die das nationalsozialistische Mordprogramm der Vernichtung „unwerten Lebens“ im Namen führt.

Der Berliner „Liedermacher“ Sebastian Döhring (alias „Fylgien“) spielte dagegen sein Liedgut: „Odalrune“, verherrlichte er das in Deutschland nach § 86a StGB („Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“) verbotene Symbol, „Odalrune auf schwarzrotem Tuch, weh voran uns, trifft uns auch der Fluch. Du Zeichen allein, kannst die Freiheit nur sein, weh voran, ein Leben lang.“ Mit diesem ursprünglich von Frank Rennicke stammenden Lied („Über’s deutsche Land“) imitierte Döhring Textzeilen der (verbotenen) NS-Hymne „Hohe Tannen“ („Odalrune auf blutrotem Tuch, weh voran uns“).

Vielleicht waren diese nationalsozialistischen Zeilen von der NPD als eine Art „Geburtstagsgruß“ gedacht gewesen: Der NPD-Schwabentag hat fast auf den Tag genau zum hundertsten Geburtstag des Günzburger NS-Massenmörders Josef Mengele (*16. März 1911) stattgefunden.

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