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Stellvertreter Rieger statt Stellvertreter Heß

Gedämpfte Stimmung

Derlei Traditionsbewusstsein bei der Verortung von Riegers oder der eigenen Ideologie wäre bei jeder anderen Gelegenheit bestimmt auf Applaus gestoßen. In Wunsiedel galt während des kompletten Trauermarsches jedoch das Verbot von Beifallsbekundungen, Parolenrufen oder Reaktionen auf den Gegenprotest. So beschritten die Trauermarschierenden überwiegend schweigend eine kurze Demonstrationsroute im Stadtosten von Wunsiedel. Richtig zufrieden wirkten die angereisten Demonstrationsteilnehmer_innen dabei nicht, wurden sie von der Öffentlichkeit doch kaum wahrgenommen. Auch die im Vergleich zum Vorjahr um drei Viertel geringere Teilnehmer_innenzahl dürfte sich nicht gut auf die Stimmung ausgewirkt haben.

Wenig Neonazi-Prominenz

Einen weiteren Anfahrtsweg für die Teilnahme mussten jedoch eh nur wenige Teilnehmer_innen auf sich nehmen, so zum Beispiel Vertreter_innen des „AB-Mittelrhein“, der „Freien Kräfte Altmark“, einzelne Neonazis aus Thüringen und Sachsen sowie eine Delegation aus Tschechien. Im Gegensatz zum ersten Gedenkmarsch im vergangenen Jahr war auch kaum neonazistische Prominenz angereist. Neben dem NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt (Berlin), der Vorsitzenden des NPD-„Rings Nationaler Frauen“ (RNF) Edda Schmidt (Bisingen), dem NPD-Parteivorstandsmitglied Frank Rohleder (Dresden) und dem NPD-Landesvorsitzenden von Berlin, Uwe Meenen (ehemals Würzburg), fanden fast nur Personen aus der „dritten und vierten Reihe“ den Weg nach Wunsiedel, zum Beispiel Jens Bauer (Klein Wanzleben), einer der Köpfe der Freien Kräfte aus Sachsen-Anhalt, Uwe Dreisch (Berlin), Kader der verbotenen Neonazikameradschaft „Sturmbann 24“ oder die NPD-Stadträtin Kathrin Köhler (Chemnitz).

Protest gegen Neonazis

Protest gegen den Aufzug der Neonazis hatte ein breites Bündnis von Parteien, Vereinen, Gewerkschaften, Kirchen und zivilgesellschaftlichen Organisationen organisiert. An den Kungebungen beteiligten sich etwa 500 Menschen, zusätzlich waren an viele Orten in der Stadt Protestplakete angebracht. Gegen Abend beteiligten sich etwa 150 Teilnehmende an einem „Gedenkweg“ zur Erinnerung an die Opfer eines Todesmarsches vom KZ Buchenwald in das KZ Flossenbürg, welcher damals auch durch Wunsiedel führte. Insgesamt nahm die Zahl der Teilnehmer_innen an Protesten gegenüber dem Vorjahr ab, eine direkte Störung der neonazistischen Demonstration wurde durch die Kundgebung im Stadtzentrum ebenfalls nicht erreicht. Lediglich antinazistische Kreidemalereien entlang der Aufmarschstrecke sowie wenige Parolenrufe von antifaschistischen Jugendlichen liessen die Neonazis die Unerwünschtheit direkt am Ort des Geschehens spüren. Im Hinblick auf eine angekündigte Wiederholung des Rieger-Gedenkmarsches im Jahr 2011 bleibt daher auf eine Verstärkung der Proteste zu hoffen.

 

 

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