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Obertrubach: Ein Platz für Neonazis

Gemeinden schauen weg

Ort des „Frankentags“ 2010 war erneut die Wiese bei der oberfränkischen Gemeinde Obertrubach-Geschwand (Landkreis Forchheim), die Beate P., Mitarbeiterin der Sparkasse Forchheim, im Jahr 2006 bei einer Versteigerung erwerben konnte. Seither wird die Wiese immer wieder für neonazistische Veranstaltungen, Feiern und Nazi-Konzerte verwendet, zuletzt für ein Neonazikonzert am 6. Juni 2010. Der Ehemann der Besitzerin, Lutz Passon, war neben Matthias Fischer und Norman Kempken Aktivist der im Januar 2004 verbotenen neonazistischen „Fränkischen Aktionsfront“ (FAF). Zusammen mit Anmelder Norman Kempken (Nürnberg) war Lutz Passon nun als „Veranstaltungsleiter“ beim „Frankentag 2010“ aktiv. Gewissermaßen in Tradition der Anti-Antifa- Aktivitäten bei „FAF“ und „FNS“ hatte er sich an diesem heißen Samstagnachmittag ein T-Shirt mit dem rechtsterroristischen „Redwatch“-Label angezogen. Auf seiner Lederweste prangten zudem extrem rechte Aufnäher, z. B. von der NS-Black-Metal-Band „Absurd“. In der Gegend stören sich nur wenige an den neonazistischen Aktivitäten des Siemens-Mitarbeiters. Zwar wird wohl sogar das Haus Passons im nahen Niedermirsberg für Neonazitreffen benutzt, wie Anwohner_innen dem Bayerischen Rundfunk erzählten. „Der Lutz“, wie Passon im Dorf genannt wird, ist dennoch gut ins Gemeindeleben integriert und soll sowohl bei der Kirchweih als auch in der lokalen Feuerwehr mitwirken dürfen.

Veranstaltungsleitung: Norman Kempken und Lutz Passon
Veranstaltungsleitung: Norman Kempken und Lutz Passon Foto: Robert Andreasch

Dem unkritischen Umgang mit dem langjährigen Neonazi-Aktivisten in Niedermirsberg entspricht die Ignoranz in der Gemeinde Obertrubach gegenüber den großen Neonazi-Veranstaltungen auf der zwischen Geschwand und Bärnfels gelegenen Wiese. Die „Nürnberger Zeitung“ zitierte Anwohner_innen aus Obertrubach u. a. mit Verharmlosungen wie „Das sind friedliche Menschen (…) die belästigen niemanden“. Wenig anders schien bisher das Bild in den Behörden zu sein: Immer wieder verkündet der Obertrubacher Bürgermeister Willi Müller gegenüber den Medien im Vorfeld von Neonazi-Aktionen seine angebliche Unkenntnis darüber, dass wieder eine neonazistische Versammlung in seiner Gemeinde geplant sei. Später, im Angesicht einer nicht mehr zu leugnenden Veranstaltung, lässt er dann meist die Beteuerung folgen, „alles“ dafür zu tun, dass es im nächsten Jahr keine Neonazi-Treffen mehr geben soll. Was er denn in den letzten Jahren konkret dafür unternommen habe oder in der Zukunft angehen wolle, will oder kann der Busunternehmer dabei nie sagen. So waren es auch in diesem Jahr wieder überwiegend auswärtige Neonazigegner_innen aus der VVN-BdA, den „Nordbayerischen Bündnissen gegen Rechts“ und vom Nürnberger „Bündnis Nazistopp“, die mit einer Kundgebung in Obertrubach gegen den neonazistischen „Frankentag“, die Neonaziumtriebe in Obertrubach-Geschwand und die Ignoranz der Gemeinde protestierten.

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