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Neonazikonzert in Amberg geplant

„National-Socialist Hardcore“

Das Neonazikonzert, das nun in Amberg geplant ist, repräsentiert die Szene des „National Socialist Hardcore“ (NSHC). Junge, trendige, meist männliche Neonazis in Chucks und Basecaps gehören dieser Szene an, stehen auf schickes styling und ziehen unter dem label „NSHC“ eigene Projekte in „Do it yourself“-Manier auf. Ihre Musik ist technisch durchaus ausgereift, ihre Bandschriftzüge sind oft im Graffiti-Style gehalten, es dominiert ein sehr jugendkulturelles und rebellisches Image. Dieser offensichtliche Wandel in den Rechtsrock-Szenen spiegelt den Wandel in Strategie und Ästhetik der Neonazi-Szene allgemein wieder. In sind derzeit nicht die prolligen Boneheads in klischeehafter Kleidung, sondern vielmehr angepasste, schicke, kreativ und rebellisch wirkende, moderne junge Männer. Nur bei sehr genauem Hinschauen fällt auf, dass diese eigentlich meist sehr radikal und offen ein nationalsozialistisches Weltbild vertreten. Angesagt ist eine subtiler funktionierende Ästhetik, die Jugendlichen Neonazismus als „cool“ erscheinen lässt. Damit kann, so hoffen es die Neonazis, ein breiteres Spektrum an Jugendlichen angesprochen werden. Die Angesprochenen wiederum können sehr viel einfacher an solch einer extrem rechten Szene teilhaben, weil sie – da nur wenige über das Wissen verfügen, die derart ausdifferenzierten Neonazi-Codes noch zu kennen – weniger unter gesellschaftlichem Rechtfertigungsdruck stehen dürften.

Die NSHC-Nazis wollen bei vielen Jugendlichen ankommen, dafür bedienen sie sich einer Menge an Uneindeutigkeiten und lassen gerne mal klare Nazisymbolik und offenen Rassismus weg. Es werden Themen zu besetzen versucht, die auch in linken und nicht-rechten Hardcore-Szenen angesprochen werden, z. B. Antikapitalismus, Veganismus oder Authentizität. Die NSHC-Szene soll so zu einer Art Brückenbauerin zwischen der Hardcore-Szene und dem nationalsozialistischem Gedankengut werden. Die alternative, einst eher emanzipatorisch geprägte Musikrichtung einerseits und ihre verbrecherische Ideologie andererseits scheint dabei für die neonazistischen ProtagonistInnen in keinem wie auch immer gearteten Widerspruch zu stehen. Die „Subkultur“ des NSHC hat sich in den letzten Monaten innerhalb der Rechtsrock-Bewegung an die Spitze hochgearbeitet, was die Verkaufszahl ihrer Tonträger angeht. Die Gefahr besteht, dass es so letztlich zu einer Normalisierung des extrem rechten Gedankenguts kommen kann, welches die NSHC-Szene vertritt.

Rechtsrock und das „Freie Netz Süd“

Es gibt zahlreiche Verbindungen der führenden AktivistInnen des „Freien Netz Süd“ in die internationale Rechtsrock-Szene. Manche ihrer Aktivisten sind aktive Neonazi-Musiker, einige sind mit dem im Rechtsrock-Business aktiven Neonazinetzwerken gut bekannt oder verbunden, z. B. mit der sogenannten „Crew 38“, mit der bayerischen Sektion der weltweit organisierten „Hammerskin Nation“ oder mit dem Jahr 2000 in Deutschland verbotenen internationalen Netzwerk „Blood&Honour“ (B&H). Zahlreiche Rechtsrockkonzerte der letzten Jahre in Bayern sowie im Ausland wurden von heute im „Freien Netz Süd“ aktiven Neonazis organisiert. Beim „Nationalen Frankentag“ am 4. Juli 2009 in Obertrubach-Geschwand ließen die Neonazis aus der der 2004 verbotenen „Fränkischen Aktionsfront“ (FAF) ähnelnden Struktur die Neonazibands „White Rebel Boys“, „Radikahl“, „Last Pride“ sowie „Lunikoff Verschwörung“ auftreten. Erst vor wenigen Tagen, am 31.10.2009,  sollen fränkische Neonazis aus dem Umfeld des „Freien Netz Süd“ ein „Hammerskin“-Konzert im Grenzgebiet Österreich-Slowakei, unter anderem mit den bayerischen Neonazibands „Faustrecht“ (Mindelheim) und „Feldherren“ (München) organisiert haben.

 

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