Nach der Beerdigung von Friedhelm Busse im Juli 2008 hatten über 30 Neonazis in Patriching bei Passau einen Journalisten angegriffen und verletzt. Im ersten Gerichtsverfahren ist nun einer der rechten AngreiferInnen zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die NPD hetzt weiter mit Falschbehauptungen gegen den Journalisten.
Die nationalsozialistische Saat geht auf
Seit Jahren hatten Neonazis immer wieder massiv gegen JournalistInnen gehetzt und sie bedroht. Das neonazistische „deutsche Rechtsbüro“ teilte dazu im letzten Jahr den „Kameraden“ völlig wahrheitswidrig mit, FotografInnen dürften in bestimmten Fällen straffrei attackiert werden und deren Fotoausrüstung dürfte ggf. auch straffrei beschädigt werden. In der vom Verlag „Volk in Bewegung“ (Rosenberg-Hohenberg, Geschäftsführer: der bayerische NPD-Landespressesprecher Roland Wuttke) verbreiteten gleichnamigen Zeitung erschienen die sogenannten „Leitlinien ‚Feindpresse’“ für den „Umgang“ der Neonazis mit den Medien. Die „Hetzjournalisten der liberalen Presse“, so heißt es darin, stünden „gegen die Lebensinteressen des deutschen Volkes und für die globalen Interessen der Fremdbestimmung“, MedienvertreterInnen seien „bewußt ausgewählte geistig-seelisch und körperlich-minderwertige Menschen“, sie seien dem „Lager des Todfeindes“ zuzurechnen.
Die Hetze und die zumindest impliziten Gewaltaufrufe blieben nicht ohne Folgen: Die Fachjournalistin Andrea Röpke wurde z. B. beim „Kulturtag“ der neonazistischen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) von HDJ-Funktionären angegriffen und schwer verletzt und beim Aufmarsch am 1. Mai 2008 in Hamburg machten Neonazigruppen regelrecht Jagd auf FotografInnen und Kamerateams.
Der Angriff nach der Busse-Beerdigung
Nach der Beerdigung des ehemaligen Waffen-SS-Mitglieds und bekannten neonazistischen Aktivisten Friedhelm Busse am 26. Juli 2008 formierten sich die anwesenden ca. 80 aus dem Bundesgebiet und den Nachbarländern angereisten Neonazis zu einem Aufmarsch aus dem Friedhof in Patriching bei Passau. Unter ihnen waren hochrangige Vertreter der neonazistischen Szene und mit Udo Voigt und Sascha Roßmüller auch die Parteivorsitzenden der NPD.
Bekannte Neonazis aus u. a. Bayern, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg schnitten dem Journalisten Robert Andreasch, der u. a. für Zeit-online arbeitet, den Weg ab, als er diesen Aufmarsch dokumentieren wollte. Mehrere Neonazis drängten ihn an eine Kirchenmauer und versuchten, ihm mit Gewalt den Fotoapparat zu entwenden bzw. zu zerstören, umringten den Reporter und schlugen und traten auf ihn ein. Als Andreasch schließlich am Boden lag, bekam er noch Tritte gegen Rücken und Kopf. Der Journalist konnte schließlich entkommen, er erlitt durch die Attacken u. a. Prellungen und Rippenbrüche.
Robert Andreasch stand seit längerem im Visier der Neonazis. Auf Homepages rechter Organisationen (z. B. der Internet-Präsenz der „Bürgerbewegung Pro München“) wurde er monatelang mit Falschbehauptungen diffamiert. Nach dem Angriff von Patriching steigerte sich die Hetze in Versand-Foren und auf dem Altermedia-Portal bis hin zu Morddrohungen, steckbriefähnliche Artikel und die vermutete Wohnanschrift des freien Journalisten wurden auf mehrerendeutschen und ausländischen Neonazi-Homepages veröffentlicht.
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